Dunkler Engel
Garde, die glaubte, dass ein Handelskonflikt mit einem Faustkampf im
Börsensaal gelöst werden sollte und dass Firmen ihre Makler gegen Kaution herausholen sollten, indem sie die Gebühren bezahlten, die für fliegende Fäuste erhoben wurden. Was soll ich jetzt bloß machen?
Derek musste zugeben, dass es eine gute Idee von William gewesen war, den Cherub geholt zu haben. Rachel erzählte Sampson alles, was sie tat, und auch wenn die Katze in der Wäschekammer eingesperrt war, konnte sie die abendlichen Unterhaltungen mit Zanus belauschen.
Derek ging täglich mit Sampson in den Park, und sie setzten sich auf eine Bank, um sich zu unterhalten. Gott sei Dank konnten sie Gedanken austauschen, sodass Derek nicht laut mit der Katze sprechen musste. Die Leute warfen ihm auch so schon genug amüsierte Blicke zu.
»Genau wie Engel William annahm, Gebieter«, erzählte Sampson Derek. »Es hat etwas mit der Weltwirtschaft zu tun. Das ist alles, worüber sie reden. Ich verstehe das nicht. Sie vielleicht?«
»Nein«, gab Derek zu, »aber offensichtlich tut Erzengel Michael das.
Ich habe das, was du mir erzählt hast, an William weitergegeben, der es Michael weitererzählt hat. Und nein, du wirst dich nicht auf meinen Schoß setzen.«
Derek nahm Sampson, der auf die Bank gesprungen war, und setzte ihn ins Gras.
»Ah, kommen Sie schon, Sir, es ist kalt heute!«, bettelte Sampson.
»Nein.« Derek blieb standhaft.
»Ich mache mir Sorgen, Sir«, sagte Sampson, während er sich hinsetzte und ihn ansah. »Rachel wird immer nervöser, über das, was er von ihr verlangt. Sie isst nicht und kann nicht schlafen. Sie versucht zu widersprechen, aber er hat immer eine raffinierte Antwort für sie parat. Warum töten wir ihn nicht einfach, Sir, und setzen dem ein Ende?«
»Das würde ich auch gerne, glaub mir«, sagte Derek finster. »Aber Erzengel Michael sagt, dass wir noch nicht genügend Informationen über das große Ganze haben - was auch immer das heißt.«
Die Katze leckte ihre Pfote und kratzte sich hinter dem Ohr.
»Ja, richtig. Rachel war gestern Abend so deprimiert und unglücklich, dass sie vergessen hat, mir vor dem Zubettgehen Leberhäppchen zu geben. Ich habe wirklich angefangen, solche Leberhäppchen zu mögen«, fügte Sampson traurig hinzu. »Sie haben die Form von kleinen Fischen. Ich nehme nicht an, dass Sie welche für mich kaufen können?«
»Nein, das kann ich nicht«, sagte Derek in Gedanken versunken.
Engel William hatte von einigen seltsamen Aktionen auf dem weltweiten Finanzmarkt berichtet, aber das war nichts, was sich nicht auch anders erklären ließe. Und doch hatten er und Derek beide das Gefühl, dass das erst die Ruhe vor dem Sturm war. Irgendetwas Schreckliches war im Gange.
»Rachel würde denken, dass es eine nette Geste wäre, mir Leberhäppchen zu kaufen, Sir«, sagte Sampson verschlagen. »Sie hat erst neulich gesagt, wie glücklich sie darüber ist, dass Sie und ich uns verstehen.«
»Hat sie das wirklich gesagt?«, fragte Derek.
»Na ja, nein«, musste Sampson zugeben. »Aber wenn Sie mir die Häppchen kaufen würden, könnte es ja sein.«
Derek kaufte die Leberhäppchen.
Zwei weitere Wochen vergingen. Rachel erfüllte noch eine ganze Reihe von Aufträgen für Zanus' »Freund«. Sie fing an, sich vor den Anrufen der fremden Stimme zu fürchten und verließ den Computer jedes Mal mit feuchten Händen, einem mulmigen Gefühl und der Entschlossenheit, Zanus zu sagen, dass sie das nicht länger machen würde.
Eines Abends, als sie zum Abendessen im berühmten Nick's Fishmarket waren und Zanus wieder davon anfing, wie viel Geld er an diesem Tag gemacht hatte, atmete Rachel einmal tief durch, nahm all ihren Mut zusammen und sagte: »Wir haben eine Menge Geld gemacht. Und bis jetzt ist uns noch niemand auf die Schliche gekommen, aber das ist nur eine Frage der Zeit. Lass uns jetzt aufhören, wo wir noch einen gewissen Vorsprung haben.«
»Aufhören?«, Zanus lächelte sie an. »Das meinst du nicht ernst.«
»Das meine ich völlig ernst«, sagte Rachel. Sie nahm einen Schluck von ihrem Wein. »Ich glaube nicht, dass ich das noch länger durchhalte.«
»Mein Liebling«, sagte Zanus und streckte seine Hand aus, um die ihre zu drücken. »Bin ich etwa gezwungen, mich bei Mr. Freeman zu beschweren? Soll ich ihm erzählen, dass du mich nicht angemessen behandelst?«
Zanus drückte weiter ihre Hand. Sie zitterte bei seiner Berührung und versuchte, ihre Hand wegzuziehen, aber er hatte sie
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