Dunkler Engel
fest im Griff.
»Was glaubst du, was er dazu sagen würde, mein Schatz?«
Rachel wusste ziemlich genau, was er sagen würde, und ließ das Thema fallen. Denn sie machte Geld. Eine Menge Geld, nicht nur für Zanus und seinen Freund, sondern auch für sich selbst und für die Firma. Mr. Freeman hatte sie neulich regelrecht umarmt, als er sie in der Halle getroffen hatte. Er wäre außer sich, wenn Zanus sich über sie beschweren würde.
Sie würde also weitermachen, zumindest für eine kurze Zeit.
Der nächste Tag war ein Montag. Rachel saß ihre Zeit im Börsensaal ab und ging dann zurück zu ihrem Büro, um die Geschäfte des Tages durchzusehen.
Ihr Assistent fing sie ab, bevor sie ihr Büro betreten hatte.
»Rachel, Mr. Zanus ist in deinem Büro. Freeman hat ihm gesagt, dass er warten kann, bis du wieder zurück bist.«
Rachel verkrampfte sich. Das war ungewöhnlich. Zanus kam niemals in ihr Büro. Er rief sie immer an. Sie fragte sich, was los war.
Nachdem sie die Tür geöffnet hatte, sah sie Zanus auf ihrem Stuhl an ihrem Schreibtisch sitzen. Aus irgendeinem Grund irritierte sie das.
»Hallo, Kätzchen«, sagte er. »Harter Tag auf der Arbeit?«
Rachel schloss schnell die Tür hinter sich.
Zanus kam zu ihr herüber. Er nahm ihr die Aktentasche von ihrer Schulter und stellte sie auf den Schreibtisch, zog sie dann in seine Arme, wobei er sie fast ein wenig vom Boden hochhob, und küsste sie. Rachel erstarrte in seinen Armen. Zanus befreite sie von dem Kuss, hielt sie aber weiter fest, obwohl sie vorsichtig versuchte, sich von ihm zu lösen.
»Womit habe ich das denn verdient?«, fragte Rachel nervös.
»Damit möchte ich meine Dankbarkeit dafür ausdrücken, dass es eine so wunderbare Frau in meinem Leben gibt«, antwortete er.
»Wirklich?« Sie gab ein gezwungenes Lachen von sich. »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass du hierhergekommen bist, um mich zu bitten, irgendetwas für dich zu tun.«
Diesmal verstellte sie sich nicht. Sie befreite sich aus seiner Umarmung und ging hinter den Schreibtisch. Allerdings setzte sie sich nicht hin. Zu sitzen, während er stand, hätte ihr das Gefühl gegeben, verletzlich zu sein. Sie wollte ihm auf Augenhöhe begegnen.
Zanus lächelte. »Natürlich hast du recht. Du hast meinen Überraschungsbesuch durchschaut. Es gibt etwas, worüber ich mit dir reden wollte.«
Rachel versuchte, locker zu klingen. »Okay, schieß los.«
Zanus beugte sich zu ihr hinüber und sagte mit leiser Stimme:
»Rachel, was, wenn ich dir sagen würde, dass morgen der Wert des Euro um fünfzig Prozent fallen wird?«
Rachel drehte sich von ihm weg. Die plötzliche Kälte und das harte Funkeln in seinen Augen mochte sie nicht.
»Das kannst du unmöglich wissen!«, sagte sie und versuchte wieder, das mit einem Lachen abzutun. »Keiner kann das.«
»Ich bin nicht darauf angewiesen, dass du mir das glaubst, Rachel«, sagte Zanus kühl. Er legte seine Hand auf die ihre. »Was ich allerdings brauche, ist, dass du morgen früh als Allererstes einige Geschäfte für mich abschließt.«
»Das kann ich nicht machen«, keuchte Rachel. »Das ist illegal. Du weißt, dass ich das nicht machen kann.« Sie versuchte ihre Hand aus seiner zu lösen, aber er hielt sie fest. »Selbst wenn ich glauben würde, was du mir erzählst, kann ich keine Geschäfte aufgrund von nicht öffentlichen Informationen abschließen oder aufgrund von Gerüchten über solche Informationen ...«
Rachel hielt inne und starrte ihn an. Sie glaubte ihm. Es war lächerlich, aber ihr wurde plötzlich klar, dass Zanus genau wusste, wovon er sprach.
»Mein Gott!«, hauchte sie. »Das ist wahr, oder? Aber woher weißt du das? Was ...«
»Das ist meine Sache, Rachel«, sagte er und drückte ihre Hand ganz fest. »Und ich frage dich nicht, ob du das für mich machst, mein Schatz. Ich gebe dir den Auftrag. Hier gibt es keinen Spielraum für Diskussionen.«
Er gab ihrer Hand einen Klaps und nahm wieder auf ihrem Schreibtischstuhl Platz. Er schaute auf seine Fingernägel und runzelte die Stirn, als hätte er sie schlecht manikürt.
»Bedenke, was du schon alles für mich getan hast, Rachel«, sagte er ruhig. »Ich hätte nicht gedacht, dass dich das beunruhigt. Du wirst deinen Anteil an dem Geld natürlich erhalten, wenn es das ist, worüber du dir Gedanken machst.« Rachel konnte nicht glauben, was sie da hörte. »Was ich vorher für dich getan habe, kann man hiermit überhaupt nicht vergleichen«, erklärte
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