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Dunkler Schlaf: Roman (German Edition)

Dunkler Schlaf: Roman (German Edition)

Titel: Dunkler Schlaf: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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tears in rain.«
    Andreas zitierte Roy Batty. Zipp dagegen dachte immer noch an Anita. Er erinnerte sich an ihr Lachen, an ihre Stimme und ihren Duft. Er erinnerte sich an das grüne Steinchen in ihrer Nase. Das alles war in Fetzen geschossen worden.
    »Ich war immerhin mit Anita in der Falle. Ist ein komischer Gedanke«, sagte er.
    »Gibt’s irgendeinen Soßentopf in dieser Stadt, in den du deinen Rüssel noch nicht getaucht hast?«
    »Nein, ha ha. Nicht viele.« Er zog die Nase hoch. »Da muß doch der Teufel in Robert gefahren sein«, murmelte er. »Ich kenne Robert schließlich. Irgendwas muß da in ihm übernommen haben.«
    »Von mir aus. Er war besessen. Aber nicht vom Teufel.«
    »Nein?«
    »Herrgott, Mann. Er war besoffen. Jede Menge Promille. Er war zu. Gehirnlahm. Hin und weg, unberechenbar, vollkommen breit. Da hast du deinen Teufel.«
    »Ich glaube, ich werde Antialkoholiker«, sagte Zipp düster.
    Worauf Andreas losprustete, die Vorstellung war einfach absurd. Und dann war es vorbei. Die Stimmung lockerte sich, und Zipp verscheuchte das blutige Bild. Schweigend fuhren sie weiter.
    »Und du warst gestern bei der Frau?« Aus dem Augenwinkel sah er Andreas’ Oberschenkel in der hellen Hose.
    »War ich«, lautete die Antwort.
    Zipp hörte das Lächeln und die Mitteilung, er solle keine weiteren Fragen stellen. Nicht, daß es ein Geheimnis gewesen wäre. Andreas hatte ganz offen gesagt, daß sie miteinander schliefen. Oder nicht? Vielleicht hatte er das nur aus Jux erzählt. Andreas war geheimnisvoll; eigentlich war es unmöglich, ihn zu durchschauen.
    »Ich begreife nicht, wie du das hinkriegst«, sagte Zipp und lachte.
    »Bringt ein bißchen Extraknete«, erwiderte Andreas kurz. Er klang nicht vergrätzt, schien aber auf der Hut zu sein. »Du hast doch immer solchen Durst.« Und dann fügte er voller Pathos hinzu: »Ich mach das für uns, Zipp.«
    Zipp versuchte, all das zu hören, was Andreas nicht sagte. Andreas stand einer Künstlerin Modell. Sie malte ihn nackt. Zipp versuchte, sich die Stellung auszumalen – lag Andreas auf einem Sofa, saß er in einem Sessel, stand er in irgendeiner unmöglichen Haltung da? Er traute sich nicht zu fragen. Aber er war neugierig. Die Vorstellung, vor einer Frau die Kleider fallen zu lassen und von ihr betrachtet zu werden, während er einfach nur dastand, verursachte ihm nicht nur Unbehagen. Danach hatten die beiden Sex. Sagte Andreas. Aber das Gefühl, überlegte Zipp, unbeweglich dastehen zu müssen, während eine Frau seinen Körper bis ins letzte Detail in sich aufnahm? Nicht, daß er etwas zu verbergen gehabt hätte. Er war nicht fett, nicht zu klein oder was auch immer. Aber so von einer Frau gesehen zu werden…
    »Wird dieses Scheißbild denn nie fertig? Du gehst doch schon seit Monaten zu ihr.«
    Zipp zog an seiner Zigarette. Ohne zu wissen, wieso, hatte er das Gefühl, sich einer gefährlichen Zone zu nähern. Und doch wurde er weitergetrieben. Ihm wurde bewußt, daß er Andreas noch nie wütend gesehen hatte. Andreas war immer ruhig, leise und auf beruhigende Weise derselbe. Seit elf Jahren war er derselbe.
    »Ein gutes Bild braucht ein Jahr«, erklärte Andreas, als habe er einen kleinen Kacker zu belehren. Er spielte mit den Zipfeln seines Halstuches. Das Tuch paßte zu seinem Hemd.
    »Scheiße, ein Jahr? Da hast du ja noch was vor dir.« Zipp aschte aus dem Wagenfenster. »Wenn sie nun berühmt wird und sie hängen das Bild irgendwo auf, wo Gott und die Welt es sich ansehen kann. In der Bank zum Beispiel. Oder im Saga-Kino. Verdammt, mich würde das umbringen.«
    Er ließ den Wagen anrollen. Andreas starrte geduldig auf die rote Ampel.
    »Niemand würde mich erkennen«, sagte er ruhig.
    »Nicht? Wird das so eine Picasso-Kiste mit beiden Ohren auf einer Seite vom Kopf oder so?«
    Angesichts dieser grenzenlosen Unwissenheit stieß Andreas ein müdes Lachen aus. »Das Bild wird gut«, sagte er einfach.
    »Wie alt ist die Tante eigentlich?«
    Andreas schloß resigniert die Augen. »Alt genug, um mehr Künste zu kennen als die Schulmädchen, mit denen du dich herumtreibst.«
    Das war eine Bemerkung von der Sorte, wie Zipp sie liebte. Er liebte jede Art von Anspielung auf seine Leistungen im Bett, von denen er eine sehr hohe Meinung hatte. O ja.
    »Du Hurenbock!« Er kicherte. »Lassen sich da noch ein paar neue Tricks lernen?«
    Jetzt wandte Andreas sich ihm zu, genau in dem Moment, als die Ampel auf Gelb umsprang. Er musterte Zipp von Kopf bis Fuß, von den

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