Dunkler Spiegel

Ecke jeweils einen kleinen Kratzer angebracht.
    Nun schaute er in den Raum hinter der Öffnung. Darin befanden sich endlose waagerechte Reihen von isolinearen Chips – Tausende von ihnen in jedem Kern, Hunderttausende im ganzen Schiff. Der Captain hatte dafür gesorgt, daß wenigstens ein Drittel von ihnen ausgetauscht werden mußte. Sie konnten dieses Schiff mindestens vier Stunden lang lahmlegen, vielleicht noch länger, wenn die Techniker schlampig arbeiteten. Und dann würden natürlich die Nanochirurgen des Captains aus ihren Verstecken hervorkommen und sich erneut ans Werk machen.
    Geordi seufzte und begann mit der Arbeit, an die er sich vorgeblich machen sollte, während er darüber nachdachte, wie er am besten seine eigentliche Aufgabe erledigen konnte. Dabei ließ er eine gewisse Vorsicht walten. Er schaute zum Boden des Kernschachts hinab, der sich gut fünfzig Meter unter ihm befand, und kam zum Schluß, daß es sich um einen ausgezeichneten Ort handelte, um einen »Unfall« zu haben, falls einer seiner Mitarbeiter ihm nicht besonders freundlich gesonnen sein sollte. Andererseits bestand kein offensichtlicher Grund, Schwierigkeiten zu erwarten. Bislang schienen alle bereitwillig bei der Sache zu sein, was auch nicht verwunderte, denn sollten sie seine Befehle nicht befolgen oder nicht kooperieren, war es durchaus möglich, daß sie alle in die Luft flogen – oder, sobald das Empire sich mit einem Schiff befaßte, das seinen Auftrag nicht ausgeführt hatte, mehr oder weniger dauerhaft von ihren Posten entfernt werden würden.
    Er hakte einen Arm um die Leitersprosse und drehte sich um. Mit dem technischen Tricorder untersuchte er die Chipreihe, die er gerade freigelegt hatte. Direkt vor ihm befanden sich neun nebeneinander liegende Chips, die befallen waren, und ein Stück weiter in der Reihe noch etliche andere.
    Er ließ den Tricorder los, der an einem Riemen um seine Schulter hing, und nahm einen der isolinearen Chips heraus. Eileen schwebte zu ihm hinauf. Sie saß, mit einem leichten Gürtel gesichert, auf einer Gleiterscheibe und ließ die Beine hinabbaumeln. »Wie viele brauchen Sie?« fragte sie ihn.
    »Geben Sie mir mal ein Dutzend. Sehen Sie sich das an.« Er legte den Daumen auf die Stelle, auf die er drücken mußte, damit die Hülle des Chips sich löste. Sie sprang heraus, und eine kleine, braune Staubwolke stieg empor. Geordi hustete und wedelte mit der Hand vor dem Gesicht. Gründliche kleine Ungeheuer, dachte er. Die lassen nicht mehr viel übrig. Wenn der Captain das geahnt hätte... Er grinste über den Witz, schaute dann wieder ernst drein, drehte sich um und sagte: »Sehen Sie es sich an.«
    »Verdammt, wie konnte es dazu kommen?« fragte Hessan.
    Geordi schüttelte den Kopf. »Es gibt einige Möglichkeiten. Wiederholte Energieausstöße auf niedrigem Niveau können etwas in der Art bewirken – aber dann sind die Bestandteile, in die das Speichermedium zerfällt, normalerweise größer, körniger.« Er fuhr mit einem Finger über die feinen Flusen, die fast wie pulverisierte Eisenfeilspäne aussahen, betrachtete den Finger und rieb ihn dann an seinen Hosen ab. »Und vor ein paar Jahren habe ich einen Artikel darüber gelesen, daß einige Chipserien Probleme mit dem Überlichtfeld haben – es beschleunigte den Alterungsprozeß ihrer Bestandteile, und sie fielen innen einfach auseinander.«
    Hessan bedachte die Chipreihe mit einem kritischen Blick. »Das könnte vielleicht erklären, warum sie nur stellenweise befallen zu sein scheinen. Die hier wurden nicht in einer Starbase hergestellt, sondern repliziert. Aber als auf Alphacent das neue Gerät eingebaut wurde, sind alle Chips umfassend gesäubert worden.« Sie runzelte die Stirn. »Na ja, wenn wir nach Hause kommen, wird man die Sache wohl genau untersuchen. Dann werden wir erfahren, wie wir hätten vorgehen sollen.«
    »Wahrscheinlich.« Geordi entfernte die Chips, die er bereits als befallen erkannt hatte, und legte sie ne ben Eileen auf die Gravscheibe. »Bringen Sie mir die neuen, und ich baue sie ein. Und stellen Sie fest, ob auf dieser Ebene weitere Chipreihen befallen sind.« Er schaute in den Kern hinab. »Hier scheint die Zerstörung ziemlich gleichmäßig aufzutreten.«
    Sie nickte und trieb wieder hinauf. Als sie fort war, machte Geordi sich wieder an seine eigentliche Arbeit. In die Einfassung, aus der er den befallenen Chip entfernt hatte, schob er den, auf dem sich die Suchparameter befanden. Dann wies er das noch