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Dunkler Spiegel

Titel: Dunkler Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Duane
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Faust auf die rechte Brust und streckte den Arm dann mit geöffneter Hand aus. Picard erwiderte den Gruß, so gut er konnte, und bemühte sich, sein Gesicht so ruhig wie möglich zu halten, denn der Mann, der vor seinem Quartier Wache hielt, war Barclay, der auf der mehr oder weniger normal aussehenden Uniform der Junioroffiziere die Rangabzeichen eines Lieutenant Commander trug.
    »Probleme, Captain?« fragte Barclay und folgte Picard. Ein weiterer Mann, der ein Stück entfernt postiert gewesen war, marschierte ebenfalls hinterher, bewahrte jedoch einen respektvollen Abstand.
    Picard betrachtete Barclay beim Gehen kurz aus dem Augenwinkel. Das war nicht das unschuldige, manchmal etwas verwirrte Mannschaftsmitglied, das er kannte. Diese Verwirrung hatte jetzt eine gewisse Schärfe; die leicht verrückte Kreativität des Mannes, seine Hektik, schien in eine ganz andere Richtung gelenkt worden zu sein. Sein Gesicht wirkte irgendwie berechnend, wie das eines Mannes, der sein ganzes Leben damit verbrachte, Ärger zu erwarten, und keineswegs enttäuscht war, wenn er dann wirklich kam.
    »Nein«, sagte Picard, »nein, Mr. Barclay, keine Probleme.«
    »Ich hatte mich schon gewundert«, sagte Barclay nachdenklich. »Zu dieser Tageszeit suchen Sie nur selten Ihr Quartier auf.«
    »Ich wollte nur etwas nachsehen, mehr nicht.«
    Sie erreichten den Turbolift, und die Tür öffnete sich vor ihnen. Picard wollte hineingehen und war kurz überrascht, als Barclay an ihm vorbeistürmte, als wäre er gar nicht vorhanden. Zuerst hielt er es für Unhöflichkeit, doch dann sah er, daß Barclay sich aufmerksam im Fahrstuhl umschaute und ihn auf – ja, worauf? – drohende Gefahren überprüfte, die dort versteckt sein konnten. Picard hielt den Mund und wartete. Schließlich sah Barclay zu ihm hoch und sagte: »Brücke, Sir?«
    »Brücke«, sagte Picard und stieg ein. Der Turbolift setzte sich in Bewegung. Sie standen schweigend da,
    was fast angenehm wirkte.
    »Captain«, sagte Barclay, »vielleicht sollte ich es Ihnen gar nicht sagen, aber...«
    Picard runzelte die Stirn und wartete.
    »Vorgestern hat Commander Riker mir ein Angebot für meine Dienste gemacht.«
    Picard hielt das Gesicht so ausdruckslos, wie er konnte, und wandte schließlich Counselor Trois Technik an. »Was haben Sie davon gehalten?«
    Barclay schaute unbehaglich drein. »Captain, es ist ja nicht so, als hätten Sie mich nicht stets gut behandelt. Einen Anteil der Beute.« Beute! dachte Picard. »Beförderungen, bessere Quartiere. Es ist nur so, daß...« Nun war es an ihm, zur Seite zu schauen. »Es ist nicht immer ungefährlich, Commander Riker etwas auszuschlagen. Die Leute neigen dazu...« Er hielt einen Moment lang inne und suchte nach dem richtigen Ausdruck. »Es einem übelzunehmen.« Er schluckte. »Und selbst Chefleibwächter haben manchmal Unfälle.«
    Picard nickte langsam. »Was wollen Sie in dieser Angelegenheit unternehmen?«
    »Sir, ich... will sein Angebot ablehnen. Doch danach werde ich Ihren Schutz brauchen. Im Augenblick kann ich jedoch noch auf Zeit spielen.«
    »Sie werden meinen Schutz brauchen.« Picard lächelte verkniffen. »Umgekehrte Rollen, was? Soll ich Sie für eine Weile vom Dienst befreien?«
    »Wenn Sie das für richtig halten«, sagte Barclay. Er klang skeptisch. Und auch sehr verängstigt. Picard hätte gern etwas zu ihm gesagt, um ihn zu beruhigen, wagte es jedoch nicht; das wäre vielleicht zu untypisch gewesen. »Ich werde tun, was in meiner Macht steht, Mr. Barclay. Das ist das mindeste, womit ich Loyalität vergelten kann.« Aber er fragte sich, was um Himmels willen er tun konnte . »Mittlerweile...« Er erlaubte sich ein schwaches Lächeln. »Was Commander Riker betrifft, hat dieses Gespräch nie stattgefunden.«
    »Jawohl, Sir«, sagte Barclay; er klang dankbar. »Vielen Dank, Sir.«
    Die Tür öffnete sich. Auf beiden Seiten standen Wachen; als Picard hinaustrat, standen sie stramm und salutierten. Er erwiderte den Gruß, bemühte sich, dabei gelangweilt zu wirken, schaute sich um und versuchte, den Blick beiläufig zu halten.
    Die Brücke sah so aus, wie er sie von dem aufgezeichneten Scan her kannte. Wegen der dunklen Farben wirkte sie kleiner als die seine, aber gleichzeitig auch behaglicher. Das Gefühl von Luxus kam in dem weicheren Teppichboden zum Ausdruck, hier und da in dem Glanz polierten Metalls, den ernsten Farben. Und unten auf dem mittleren Sitz...
    Der andere Will Riker erhob sich und salutierte. Dabei

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