Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dunkler Spiegel

Titel: Dunkler Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Duane
Vom Netzwerk:
lächelte er schief. Diesem Riker gelang es irgendwie, diese Geste, die zu formell wirkte, für alle anderen zu respektvoll, schlampig und beleidigend wirken zu lassen. Der Ausdruck in seinen Augen war kalt, aber belustigt. Picard wünschte sich sehnlichst, auch nur ein paar Brocken von der Fähigkeit der Counselor zu haben, Gefühle direkt wahrzunehmen. Für den Augenblick mußte er mit seiner eigenen Begabung auf diesem Gebiet auskommen – die nicht unbeträchtlich war. Auf dem Gesicht eines jeden anderen Mannes hätte er den Ausdruck als Unverschämtheit gedeutet, als unter der Oberfläche brodelnde Insubordination, als Verrat, der nur auf eine Gelegenheit wartete. Das Problem war nur, daß es auch Will Rikers Gesicht war und Picard in Riker nie auch nur einen Anflug dieser Emotionen gefunden hatte. Das führte ihn zu einer unwillkürlichen Ungläubigkeit. Doch Picard erinnerte sich mit Gewalt daran, daß er in dieser Lage seinem Unglauben nicht gestatten durfte, ihn irgendwie zu behindern.
    »Bericht«, sagte er, während er auf die drei mittleren Sitze zuhielt. »Der Status des Schiffes?«
    »Unverändert«, sagte Riker. »Noch immer kein Sensorkontakt zum Ziel. Wir sind sicher, daß sie uns ausweichen, und behalten unser Suchmuster bei.«
    »Nun gut«, sagte Picard und trat zu seinem Platz. Riker unternahm keine Anstalten, ihm aus dem Weg zu gehen, so daß er und Picard sich kurz fast Nase an Nase gegenüberstanden, und Riker schaute mit einem Ausdruck zu ihm hinab, der an belustigtes Vergnügen darüber grenzte, Picard warten zu lassen. Eine weitere Unverschämtheit. Worauf wartete der Mann? Picard erinnerte sich ganz genau an Kirks Bericht, und daran, daß in diesem Universum Offiziere durch Mord die Rangleiter hinaufkletterten. Picard fragte sich, ob hier auch Duelle üblich waren. Versuchte dieser Riker, eine Konfrontation zu provozieren? Versuchte er dies etwa schon seit einer geraumen Weile? Picard konnte es im Augenblick nicht in Erfahrung bringen.
    »Mr. Riker«, sagte er so freundlich, wie es ihm möglich war, »wären Sie so liebenswürdig, sich von meinem Platz zu entfernen, bevor ich meinen Chefleibwächter bitten muß, seinen Phaser in eins Ihrer häßlichen Nasenlöcher zu schieben und Ihrem Ge hirn, so Sie denn eins haben sollten, eine längst überfällige Reinigung zu verpassen?«
    Auf der Brücke erklang gedämpftes Kichern, genau wie vor langen Jahren auf der Akademie, als einer der Kampfsportausbilder von Kadett Picard ihn mit einem ähnlichen Kommentar bedacht hatte. Riker trat zurück – aber nur einen Schritt, und mit einem Lächeln, das besagte, daß Picards Chefleibwächter diesen Befehl vielleicht nicht ausführen würde. Oder deute ich einfach zuviel hinein? dachte Picard. Er bezweifelte es jedoch. Es schien unklug, im Augenblick irgend etwas als gegeben hinzunehmen, und Paranoia schien der logischste Ansatz zu sein, um in dieser Umgebung zu überleben und seine Aufgabe zu erledigen.
    Er nahm auf dem mittleren Sitz Platz und stellte erstaunt fest, daß das weiche Material unter ihm nachgab. Dieser Sessel schien seinen Inhaber in Versuchung führen zu wollen, sich wohl zu fühlen. Ihm war dieses Gefühl äußerst unangenehm. Auf seiner Brücke blieb er gern wachsam, ohne Gefahr zu laufen, einfach einzudösen – und hier mußte er dies ganz besonders vermeiden.
    Picard richtete seine Aufmerksamkeit auf den Hauptbildschirm. Er zeigte leeren Raum; die Sterne zogen langsam vorbei genau wie auf seinem Schiff. Einen Augenblick lang empfand er, obwohl er noch nicht lange hier war, schreckliches Heimweh. Er wollte seine Brücke zurückhaben, und Crewmitglieder, denen er vertrauen konnte. Aber es war sinnlos, diesem Wunsch nachzuhängen.
    »Gibt es sonst noch etwas zu berichten?« sagte er zu Riker.
    »Wir suchen noch immer nach Fähnrich Kowalski«, sagte Riker stirnrunzelnd.
    »Man sollte doch meinen, Sie hätten irgendeine Spur von ihm gefunden. Hat jemand vielleicht eine Idee, wieso er spurlos verschwunden ist?«
    »Tja, vielleicht spielt eine Beförderung eine Rolle.« Riker schaute kurz zu den Turbolifttüren hinauf, an denen Barclay entspannt stand, ohne Picard jedoch aus den Augen zu lassen.
    »Um Kowalskis, oder die eines anderen?«
    »Schwer zu sagen, Captain. Er hatte Untergebene, denen sein Stil nicht gefiel – und die vielleicht darauf gewartet haben, daß er einen Auftrag bekommt, bei dem er an einem einsamen Ort Wache schieben muß, um ihn dann unerkannt zu erledigen. Wir

Weitere Kostenlose Bücher