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Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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geht mich gar nix an.«
    »Was denn?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Räumen Sie nur den Dreck weg, den der mißratene Balg der Familie Vanzandt hinterläßt?«
    »So was laß ich mir von niemand bieten.«
    »Von mir schon. Passen Sie gut auf, Bunny. Ich glaube, bevor das hier vorbei ist, legt Darl Sie noch schwer aufs Kreuz«, sagte ich und ging zu meinem Auto.
    Ich schaute noch einmal durch die Windschutzscheibe, bevor ich zurücksetzte. Er hatte die Hände in die Hüften gestemmt und schaute mit verkniffenem Mund zu Boden. Dann trat er mit voller Wucht gegen die orange Kiste, daß die Bälle quer über den Hof flogen.

19
    Petes Mutter arbeitete als Bedienung in einem Diner draußen beim Schlachthof. Die Männer, die sie in den Bars aufgabelte, verprügelten sie mitunter, manche stahlen ihr das Geld, und andere brachten sie um ihren Job. Letztes Jahr hatte man sie, nur mit einem Unterrock bekleidet, hinter einem Motel aufgegriffen und drei Tage lang zur Ausnüchterung geschickt. Als sie wieder rauskam, stauchte sie ein cholerischer, vor Selbstgerechtigkeit strotzender Richter, der nach Zigarren stank, im Gerichtssaal zusammen und verurteilte sie zu sechs Wochenenden Sozialdienst, was wiederum bedeutete, daß sie mit einer Horde straffällig gewordener Oberschüler den Müll am Straßenrand auflesen mußte.
    Ich saß in ihrem Wohnzimmer und erklärte ihr, weshalb Pete eine Zeitlang bei Temple Carrol bleiben mußte. Sie trug ihre Dienstkleidung, hatte die Hände im Schoß gefaltet, preßte die Knie züchtig zusammen und schaute mich mit ausdrucksloser Miene an, so als könnte ich jederzeit von Rechts wegen über sie bestimmen. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen, und die Haare hingen lang, strähnig und farblos um ihr schmales Gesicht.
    »Wieso nehmt ihr nicht einfach den Typ fest, der den Brief geschrieben hat?« fragte sie.
    »Da waren keine Fingerabdrücke drauf. Wir wissen nicht, von wem er stammt.«
    »Die Sozialarbeiterin will, daß er hier ist, wenn sie uns aufsucht. Ihr wollt ihn mir doch nicht für länger wegnehmen, oder? Ich will nämlich keinen Ärger mit dem Sozialamt kriegen.«
    Am Freitag nachmittag schaute ich aus dem Fenster und sah, wie Darl Vanzandts kirschroter 32er Ford auf den Platz einbog. Das Dach war »gechoppert« – die Holme waren verkürzt, wodurch die Fenster aussahen wie Schießscharten an einem Maschinengewehrbunker –, so daß ich nur schwer erkennen konnte, wer der Beifahrer war, der seinen Arm über die Türkante hängen ließ. Dann fuhr der Wagen aus der gleißenden Spätnachmittagssonne in den Schatten, und ich sah das Profil von Garland T. Moon.
    Sie hielten vor der mexikanischen Lebensmittelhandlung und gingen hinein. Moon kam allein wieder heraus, lehnte sich an den Wagen und aß mit einem Plastiklöffel das Eis aus dem Pappbecher, den er in der Hand hatte.
    Ich ging quer über den Platz und blieb vor ihm stehen. Er trug eine hoch sitzende Bundfaltenkhakihose ohne Gürtel und ein ärmelloses geripptes Unterhemd, das wie angegossen saß.
    »Was machen Sie mit dem Jungen da?« fragte ich.
    Er leckte die Eiscreme vom Löffel ab. Ein Sonnenstrahl fiel quer über sein Gesicht, und sein eingesunkenes Auge tränte im gleißenden Licht.
    »Er steht auf mexikanische Mädels. Ich hab ihn einer Freundin von mir vorgestellt, die auf der andern Seite der Grenze ein Haus hat«, sagte er.
    »Halten Sie sich lieber an Ihresgleichen. Die Vanzandts sind eine Nummer zu groß für Sie.«
    »Keiner von euch is mir ne Nummer zu groß, mein Junge. Wir zwei, er und ich, haben eine Abmachung getroffen.«
    Ich sah, wie Darl sich beim Getränkeausschank hinten im Lebensmittelladen mit einer Gruppe Kids unterhielt, die drei, vier Jahren jünger waren als er. Die Mädchen trugen Ringe an der Nase, manche sogar an den Augenbrauen.
    »Dealen Sie, Moon?« fragte ich.
    »Ich? Mit Drogen hab ich nichts zu tun. Ich geh nicht mal in ne Drogerie. Tatsache«, erwiderte er. Er schob sich einen Löffel Eiscreme in den Mund. Weiße Tropfen hingen an seinen Lippen, als er grinste.
    Ich fuhr zu Lucas Smothers und entdeckte ihn im Garten hinter dem Haus, wo er an seiner Indian arbeitete. Er hatte die Schutzbleche ausgebeult und frisch lackiert und montierte gerade einen neuen, mit Schafsleder bezogenen Sitz auf die Maschine. Der Wind war immer noch warm, und ich konnte das Wasser riechen, das gerade aus dem Bewässerungsgraben in die Gemüsebeete hinter der Scheune geleitet worden war.
    »Weißt du, daß Darl sich

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