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Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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neuerdings mit Garland Moon rumtreibt?« fragte ich.
    Er legte den Schraubenschlüssel auf einen Lappen, den er am Boden ausgebreitet hatte.
    »Mit Moon?« fragte er.
    »Ganz recht.«
    Er blickte ins Leere, ergriff dann den Schraubenschlüssel und machte sich wieder an die Arbeit.
    »Wo finde ich den mexikanischen Biker, mit dem Bunny Vogel aneinandergeraten ist?« frage ich.
    »Den Typ, der Roseanne manchmal von der Arbeit abgeholt hat?«
    »Genau den.«
    »Der soll angeblich ein Purple Heart sein. Das war mal ne Gang in Los Angeles. Heute nennen sich ein paar Mexikaner in San Antonio nach denen.«
    »Kannst du mich mit ihm zusammenbringen?«
    »Mit Gangs hab ich noch nie was zu tun gehabt, Mister Holland. Ich bin immer meine eigenen Wege gegangen. Auch wenn’s nichts gebracht hat.«
    »Warum könnte er Bunny als Zuhälter bezeichnet haben?«
    »Das begreif ich überhaupt nicht. Bunny ist in Ordnung.«
    »In Ordnung? Er macht den Handlanger für die Vanzandts, bloß weil er Angst hat, noch mal von vorne anzufangen. Wie bezeichnest du denn so was?«
    »Man kann sich halt nicht immer aussuchen, was man machen will«, sagte er. Dann unterbrach er seine Arbeit und blickte mich an. »Genausowenig wie seinen Familiennamen.«
    An diesem Abend gingen Mary Beth und ich ins Rialto am Rathausplatz und schauten uns einen Film an. Es war immer noch warm, als wir herauskamen, und man konnte die vereinzelten Regentropfen riechen, die von dem fast klaren Himmel fielen. Der Gehsteig schillerte im Licht der grün-rosa Neonreklame über dem Vordach, und die Kronen der Eichen auf dem Rasen vor dem Gerichtsgebäude raschelten im Wind und warfen tanzende Schattenmuster auf den angestrahlten Glockenturm.
    Auf der Straße fuhr die übliche Auto- und Motorradkarawane vorbei, die jeden Freitag und Samstag abends durch die Stadt rollte. Rap-Musik dröhnte aus den Radios, und gelegentlich flog eine Bierflasche in hohem Bogen auf den Rasen vor dem Gerichtsgebäude.
    Es waren keineswegs nur ungezogene Bälger, die nicht begreifen konnten, daß es auf dieser Welt Menschen gab, die von der Hand in den Mund lebten, deren Geld kaum bis zum nächsten Zahltag reichte, die sogar starben, wie bei der letzten Hitzewelle geschehen, weil sie ihre Häuser nicht entsprechend kühlen konnten.
    Was mich vermutlich am meisten an ihnen störte, war ihre Heuchelei, die Art und Weise, wie sie die Verruchten und Hemmungslosen markierten, so als wollten sie bewußt das Schicksal schmähen, das sie auf Rosen gebettet hatte.
    Aus irgendeinem Grund fiel mir ein viele Jahre zurückliegendes Erlebnis ein, als ich mit L. Q. Navarro unterwegs gewesen war. Wir hatten in Denver einen Häftling abgeholt, ihn mit seinen Fußfesseln an den hinten im Boden unseres Wagens eingelassenen D-Ring gekettet und fuhren zurück nach Texas, als L. Q. nördlich von Trinidad ein verwittertes Holzschild am Straßenrand sah.
    »Ich möchte hier haltmachen«, sagte er.
    »Was ist das?« fragte ich.
    »Ich zeig dir mal, was es 1914 geheißen hat, Mumm zu haben«, sagte er.
    Wir fuhren auf einer unbefestigten, von Piniennußbäumen gesäumten Straße durch das ausgebrannte Ödland in Richtung Westen auf die Berge zu, die purpurrot und feurig im Licht der untergehenden Sonne lagen, und hielten vor einem mit Maschendraht umgebenen Denkmal, das die United Mine Workers zu Ehren der streikenden Bergarbeiter und ihrer Familien errichtet hatten, die beim sogenannten Ludlow-Massaker erstickt oder von der Staatsmiliz und gedungenen Schergen der Rockefellers erschossen worden waren. Die Gewerkschaft hatte diese Gedenkstätte angelegt, nicht etwa der Staat oder die Bundesregierung. Das eigentliche Denkmal war eher schlicht – ein großer, mit einer Inschrift versehener und mit Statuen geschmückter Steinquader neben einer schweren Falltür, unter der eine Treppe in einen Kellerraum führte, von dessen Wänden der Mörtel bröckelte.
    In diesem Gelaß waren elf Kinder und zwei Frauen ums Leben gekommen, als man die Zelte über ihnen in Brand gesteckt hatte. Den Namen nach zu schließen, die auf dem Denkmal eingraviert waren, waren es fast ausschließlich italienische und mexikanische Einwanderer gewesen.
    »Leute, die nicht mal einen Sack voll Bohnen hatten, haben sich mit John D. persönlich angelegt«, sagte L. Q. »Der Streik wurde niedergeschlagen, und Rockefeller ist hierhergekommen, hat mit der Frau eines Bergarbeiters getanzt und für Schlagzeilen gesorgt.«
    »Woher weißt du so viel darüber?«

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