Dunkler Sturm - Roman
Sie die Zeit finden, sich als Anwalt für die Rechte der menschlichen Seelen zu verdingen«, sagte er sarkastisch.
»Im Prinzip interessiert es mich nicht, was Sie und Ihre perversen Gefolgsleute tun, Titus, doch die Geschichten, die die Geister erzählen, während sie hinübergehen, sind beunruhigend. Angeblich führen Sie hier einen geheimen, heiligen Krieg mit den Rittern Jesu um den Nimrod.« Jetzt legte sie ihre Karten auf den Tisch. Aber wenn sie Titus dazu bringen wollte, den Einsatz zu erhöhen, hatte sie sich getäuscht.
»Wie Sie eben so beredt festgestellt haben, ist das, was wir tun, unsere Sache.Was kümmert es mich, wenn die Toten sich bei einem Sterblichen beschweren?«
»Es sollte sie kümmern, weil sie es nicht nur bei mir tun; Ezrah hat von der Angelegenheit ebenfalls Wind bekommen.« Tamalla lächelte, als sämtliches Blut aus Titus’ Gesicht wich.
»Ezrah hat keinerlei Anspruch auf den Nimrod«, erklärte Titus.
»Sagen Sie ihm das doch selbst. Titus, gerade Sie sollten wissen, welch verführerische Wirkung dieses Artefakt hat, also stellen Sie sich vor, wie es ist, wenn einem die Erfüllung dieser Sucht hunderte von Jahren versagt geblieben ist. Es sind zwar bisher nur Gerüchte, dass der Nimrod wieder aufgetaucht sei, aber sollte sich Ezrah in den Kopf setzen, dass daran etwasWahres ist, dann werden die Sheut sich auf die Suche danach machen, und wir wissen beide genau, was dann passieren wird.«
Das wusste er allerdings. Obwohl die Jihad und ihre Crew als Fährleute an den Dienst für König Morbius gebunden waren, war es durchaus vorgekommen, dass sie auf Geheiß ihres Kapitäns blutige Feldzüge unter den Sterblichen durchgeführt hatten. Die Gier nach Macht, die Ezrah in seinem Leben angetrieben hatte, war nach seinem Tod noch verzehrender geworden, und sein Ehrgeiz kannte keine Grenzen. Der Kapitän wusste, dass ebendieser Dreizack, der ihn verdammt hatte, auch seine Erlösung bedeuten konnte, und er würde keine Mühe scheuen, wenn er glaubte, ihn ein zweites Mal in seinen Besitz bringen zu können.
»Und warum überbringen Sie mir diese Information, Tamalla?«, fragte Titus argwöhnisch.
»Weil Sie das geringere von zwei Übeln sind, solange nichts Besseres in Sicht ist«, erwiderte sie aufrichtig. »Bei Wesen wie Ihnen haben wir Sterblichen die Chance zu kämpfen. Wenn die Sheut den Nimrod in die Hände bekommen, ist die Sache zu Ende, bevor wir auch nur den ersten Schuss abgefeuert haben. Ich verliere schon genug Schlaf durch die verirrten Geister, die mich belästigen. Sie können sich vorstellen, dass ich mich nicht gerade auf ganze Städte freuen würde, die voll von ihnen sind.«
»Das verstehe ich, aber ich glaube immer noch nicht, dass Sie das nur aus reiner Humanität tun.« Titus musterte sie.
»Natürlich nicht.« Tamalla lächelte. »Für die Zeit und Mühe, die ich aufgewendet habe, um Ihnen diese Nachricht persönlich zu übermitteln, werden Sie mir anderthalb Millionen Dollar auf mein Geschäftskonto überweisen. Und dafür, dass ich Ezrah nicht verrate, dass der Nimrod in New York ist, erwarte ich weitere fünf Millionen Dollar auf ein Konto, dessen Nummer ich bereits Ihrer Sekretärin gegeben habe.« Tamalla ging zur Tür, aber Titus trat ihr in den Weg.
»Und was sollte mich daran hindern, Sie auf der Stelle zu töten und mein Geheimnis mit Ihren Überresten zu begraben?«
Tamalla sah ihn ernst an. »Wenn Sie mich töten, werden Sie nie erfahren, wann die Sheut sich auf diese Welt stürzen und einen Geisterplaneten daraus machen werden«, warnte ihn Tamalla und verließ das Büro.
Als Flag den Zoo erreichte, versteifte er sich unwillkürlich, als er daran dachte, dass der gefährlichste Teil seines Auftrags noch vor ihm lag. Im Laufe der letzten Jahrhunderte war das Zeitalter der Magie zu Ende gegangen und der modernen Welt gewichen, aber es gab immer noch Nischen in dem Gewebe der Realität, in denen Magie und die Wesen, die sie erzeugten, existierten. Diese Nischen nannte man Orte der Macht. Zum größten Teil führten diese Wurmlöcher nirgendwohin, einige wenige jedoch führten in das letzte Königreich der Magie, nach Midland.
Der Fahrer bog in den Servicebereich des Zoos ein und hielt vor einer der Laderampen. »Warte hier«, befahl ihm Flag, bevor er aus der Limousine stieg. Die beiden Nachtwandler folgten ihm. Die wenigen Angestellten, die noch auf dem Gelände arbeiteten, taten, als würden sie Flag nicht sehen, als er das Hauptgebäude betrat. Am
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