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Dunkler Winter

Dunkler Winter

Titel: Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Luckett
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Adelskrieg herauszuhalten. So konnte er Tenabra be halten und im Bett sterben. Nicht wie manch anderer.«
    In seinen Worten klang Bitterkeit an. Ich hatte darauf nichts zu sagen.
    »Aber ich dachte immer«, fuhr Silvus fort, »er würde nicht den…«
    »Schneid für ein Unternehmen wie dieses haben«, er gänzte ich.
    Er schoss mir einen scharfen Blick zu. »Nun, bisher hatte er ihn. Tatsächlich scheint er recht zufrieden damit zu sein.«
    Ich spähte nach vorn. Wenigstens konnte der Graf gut zu Pferde sitzen. Er war größer, als ich dachte. Seine An sprache am Abend des Festes war kurz gewesen und hatte vieles davon enthalten, was sein Lehnsherr Nathan gesagt hatte, und doch war es irgendwie mit mehr Über zeugung herausgekommen.
    »Wahrscheinlich ist er froh, unter Nathans Daumen he rauszukommen«, meinte ich.
    »Vielleicht.« Silvus’ Tonfall verriet mir, dass er nicht über die Gründe seines Lehnsherrn spekulieren wollte, und dass ich es auch lieber lassen sollte.
    »Wir werden langsamer«, bemerkte ich, um das Thema zu wechseln. Die Reiter vor uns waren in Schritt gefallen, und auch Muck ging ganz von selbst in seinen Passgang über.
    »Gut so. Wenn wir es nicht täten, würden wir die Pferde vorzeitig erschöpfen. Immerhin sind wir schneller vorangekommen, als du denkst. Ich werde zusehen, dass ich auch auf einen Passgänger komme, denn ich glaube, bei den Reservepferden gibt es ein paar davon.«
    »Und ich werde froh sein, aus diesem Blechzeug zu kommen.«
    »Nichts da. Du behältst die Rüstung an. Hast du die zusätzlichen Beintaschen für den Kampf zu Fuß?«
    »Ja, aber…«
    »Du trägst deinen Harnisch jeden Tag, bis du das Gefühl bekommst, zu schweben, wenn du ihn nicht trägst. Dann trägst du ihn weiter, weil du es nicht mehr merkst.«
    »Ich dachte, ich könnte wieder das Kettenhemd anzie hen, nachdem…«
    »Nein. Das Kettenhemd ist gut gegen Leute mit Hieb und Stichwaffen, aber es hält keinen Armbrustbolzen und keinen Pfeil von einem Langbogen auf, und ist gegen eine Keule genauso nutzlos. Kannst du dir denken, womit wir es zu tun haben werden?«
    »Schon, denke ich.«
    »Außerdem hat dein Harnisch den Fürsten eine Menge Geld gekostet. Trag ihn, er könnte dir das Leben retten.«
    »Vielleicht auch nicht.«
    Silvus sah mich an.
    »Vielleicht nicht«, räumte er ein.
    Ich sah ihn verdrießlich an, und er lächelte dieses Lä cheln, das ihm immer kommt, wenn er an das Schicksal denkt. Ich glaube, er weiß, dass es mich ärgert.
    Allerdings war es schwierig, im Sonnenschein und an der frischen Luft verdrießlich zu bleiben. Ich zog Brot und Käse aus den Satteltaschen, und wir aßen, während wir ritten. Der Nachmittag zog sich hin. Die meisten anderen scherten aus der Kolonne, um zu essen, oder machten we nigstens Halt, vielleicht, um die Pferde zu schonen. Die Folge davon war, dass Silvus und ich ungefähr um drei Uhr die Spitze der Kolonne übernahmen. Mittlerweile hatte ich das Gefühl, mich an verschiedenen Stellen wundgerieben zu haben. Silvus blickte kaum zur Seite und ritt die meiste Zeit mit dem Kinn auf der Brust; ich war dumm genug, zu glauben, dass ich ihm Gesellschaft leisten sollte, auch wenn es schmerzte. Wir ritten weiter.
    Nach dem siebten Meilenstein bog die Landstraße nach Norden und überquerte einen Bach, aber wir ritten weiter nach Westen, einen von Hecken gesäumten Feldweg ent lang, der dem Wasserlauf folgte. Der Weg stieg an und nach einiger Zeit wurde aus dem Bach ein kleines Quell wasser. Der wenig befahrene Weg zog sich durch die Hügel aufwärts zum höher gelegenen Tafelland. Hier gab es kaum noch Gehöfte und die bewirtschafteten Flä chen wurden zusehends seltener. Silvus schien es eilig zu haben. Die Nacht sollte im Dorf Hardanger verbracht werden, das gute neun Meilen von Tenabra entfernt war. Schon vorher holten wir den Tross ein.
    Zu diesem Zeitpunkt befanden sich Silvus und ich ein paar hundert Schritte vor der Kolonne, sofern man das Wort noch gebrauchen konnte. Die übrigen Gruppen zogen sich in weiten, unregelmäßigen Abständen über eine halbe Meile oder mehr hin. Wir erreichten eine An höhe, und in der Senke vor der nächsten hielt unser Tross, vielleicht zweihundert Schritte voraus – auf dem Weg zwischen den mehr als mannshohen Hecken.
    Zuerst bemerkte ich nichts – ich war mehr verwundert als sonst etwas. Der Tross sollte bis zum Einbruch der Dunkelheit auf dem Hof des Gasthauses von Hardanger sein, aber hier war er noch eine lange Meile

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