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Dunkler Winter

Dunkler Winter

Titel: Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Luckett
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verlangsamen. Das Gatter war unge fähr fünfzig Schritte entfernt, und der Reiter zügelte das Pferd, blickte umher und sah uns. Nun suchte der Mann mit der Streithacke das Weite und jagte wie ein flüchtiges Wild mit langen Sätzen durch das hohe Getreide davon. Der Reiter stieß etwas wie einen Freudenschrei aus und nahm die Verfolgung auf. Sein Schild trug ein Wappen mit verzierten silbernen Querbalken auf blauem Grund. Ser Joachim de Lacy. Er sprengte unbekümmert durch das Getreide. Was scherte ihn der Lebensunterhalt eines unbe kannten Bauern, dessen Ernte er niedertrampelte?
    Er holte den Mann ein, stand in den Steigbügeln, um den Schwerthieb anzubringen, aber im gleichen Augenblick schrie sein Pferd in wildem Schmerz, bäumte sich auf und warf ihn ab. Fluchend setzte ich mich in Bewe gung und lief in meiner Rüstung schwerfällig hinüber. Dabei hoffte ich, den anderen wirklich gelähmt zu haben, weil ich ihm einige Fragen stellen wollte.
    Als ich hinkam, rappelte sich der Ritter gerade auf, spuckte Erde, und der Bandit war verschwunden. Es be stand keine Aussicht, ihn zu Fuß in der Rüstung zu fan gen, und Ser Joachims Pferd war erledigt. Der Mann mit der Streithacke konnte sich zwar keines vornehmen Wap pens rühmen, aber während er sich mit einer Rolle unter dem Pferd durch vor de Lacys Schwerthieb gerettet und die Gefahr eines tödlichen Hufschlags auf sich genom men hatte, war es ihm gelungen, dem Tier mit der Streit hacke eine Hinterhandfessel zu durchschlagen. Man muss te seinen verzweifelten Mut bewundern, selbst wenn man ihn verfluchte. Ich versetzte dem armen Tier den Gnaden stoß und achtete darauf, dass ich das Herz traf.
    Ser Joachim machte mich zur Zielscheibe seiner Ver wünschungen, als ob ich sein Pferd bei der Verfolgung eines Mannes, der offensichtlich wusste, was er tat, ins Getreidefeld geritten hätte. Verdammter Narr.
    Ich half ihm auf, und wir nahmen seinem Pferd Sattel und Zaumzeug ab, als mir einfiel, dass ich bei den Fuhr werken vielleicht nötiger gebraucht wurde. So bezau bernd Ser de Lacys Gesellschaft war, ich fühlte, dass die Pflicht rief, und überließ es ihm, im Weizenfeld seine ge nealogischen Bemerkungen über mich zu machen. Ich hielt auf das Gatter zu, das er niedergeritten hatte.
    Als ich dort anlangte, spähte ich um die Hecke. Zwei Karren standen auf dem Feldweg. Ihre Zugtiere lagen tot in den Zuggurten. Nun, das war nur das private Ge päck. Ein Fuhrwerk war unversehrt, desgleichen seine zwei Zugpferde, wahrscheinlich, weil sein Kutscher es geschickt neben einen der Karren gelenkt hatte, um die Zug tiere zu schützen. Raol, der Koch, stand im Freien und zog einen langen Pfeil aus einem Leichnam, der neben der Hecke gegenüber lag, und zur gleichen Zeit zwängte sich Schwester Winterridge durch eine Lücke in derselben Hecke. Entweder hatte ein Bauer seine Feldbegrenzung vernachlässigt, oder – nein, vielleicht nicht. Die Lücke war frisch in die Hecke geschlagen worden, wahrscheinlich mit der blutigen Hellebarde, die sie in den Händen hielt. Sie sah ärgerlich aus.
    Sie richtete eine Bemerkung an Raol, dann sah sie mich und brach ab. Vielleicht bildete ich es mir ein, aber ich glaubte zu bemerken, dass ihre Miene sich aufhellte. Sie stützte sich auf ihre Waffe. »Nun weiß ich«, sagte sie, »warum die auf der anderen Seite aufhörten zu schießen.«
    Ich hatte nichts Vernünftiges zu sagen. Sie wandte den Kopf.
    Silvus und ein paar andere Reiter – der Graf und einer der Ritter, Eumas de Reave – kamen jetzt hinter der ande ren Hecke in Sicht. Dort war kein Gatter zu sehen, aber der Graf war nicht in der Stimmung, lange zu suchen. Er trieb sein Schlachtross auf die Lücke zu, die Hrudis ge schlagen hatte, und das Tier, ausgebildet, scheinbare Bar rieren niederzureiten, brach durch.
    Schade nur, dass neben dem Feldweg der Graben ver lief. Das Pferd geriet mit beiden Vorderbeinen hinein und der Graf rutschte unbeholfen über den Pferdehals und fiel vornüber in den Dreck. Ich bemerkte, dass seine Verwün schungen von ähnlicher Qualität wie jene waren, die Ser Joachim von sich gegeben hatte. Vielleicht lernte die Aris tokratie sie auswendig?
    Wir halfen ihm auf die Beine. Silvus und die anderen umritten die Hecke – die Bauern würden uns ihrerseits verfluchen – , und dann standen wir beisammen und machten Inventur.
    Silvus saß nicht auf dem Pferd, mit dem er ausgeritten war. Dies war nur ein Bauernpferd, kräftig und sicherlich ein gutes Zugtier, aber

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