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Dunkler Winter

Dunkler Winter

Titel: Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Luckett
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Woche ausreichte. Je nachdem. Auf den Mooren lebten wilde Ziegen und verwilderte Schafe, und es gab Farnwurzeln und ein paar andere Dinge. Im braunen Moor wasser der Bäche sicherlich auch Fische, wenn man Ge duld und Netze besaß. Soviel erinnerte ich.
    Nach einiger Zeit ließ der Regen wieder nach, doch ließ er einen nässenden kalten Nebel zurück. Zeit, einige meiner Wissenslücken zu schließen. Ich kroch nach hin ten, steckte den Kopf durch die Plane und blickte über die Heckklappe hinaus. Diesmal sah Silvus mich. Er gab seinem Pferd die Sporen und kam im Handgalopp heran. Unnötig, dachte ich. Er würde das langsame Fuhrwerk auch im Trab rasch eingeholt haben, ohne das Pferd zu ermüden. Ich stützte die Ellbogen auf die Heck klappe, ließ das Kinn auf den Händen ruhen und war tete auf ihn. Die Stöße verschlimmerten meine Kopf schmerzen. Ich rieb mir den Schädel und etwas an den Bewegungen glättete Silvus’ Miene. Sie war von Sorgen falten gefurcht gewesen.
    »Bist du jetzt richtig wach?«, fragte er. »Oder willst du mir wieder erzählen, was du mit Maria Crofter nach dem Tanzvergnügen zum Erntedankfest auf dem Heuboden gemacht hast?«
    Götter! Der nässende Sprühregen sickerte mir in den Bart. Ja, Bart. Vier oder fünf Tage alt. Keine Antwort fiel mir ein.
    »Dann bist du wieder bei klarem Verstand«, antwortete Silvus sich selbst. »Wenigstens hast du den Anstand zu erröten. Eine Weile machte ich mir Sorgen, dass wir womöglich einen Leichnam füttern.«
    Ich runzelte die Brauen. »Wo sind alle?«
    »Sogar aufmerksam.« Silvus schob den Helm nach vorn, um Wasser ablaufen zu lassen. »Ich nehme an, du wirst den Grafen, Hubert und Raol gesehen haben. Zwei Söldner reiten irgendwo auf der linken Flanke, wenn sie sich nicht verirrt haben, und Ser Eumas de Reave und sein Knappe sind die rechten Flankenreiter. Schwester Winterridge macht die Vorhut, sie darf sich nicht verirren. Und das scheinen alle zu sein.«
    »Was ist mit…?«
    »Den übrigen? Ja. Natürlich kannst du es nicht wis sen.« Silvus zog die Schultern unter seinem Umhang ein, als erneuter Regen einsetzte. Seine Stimme war so trocken, wie der Tag es nicht war. »Nun, die meisten der Bediensteten und zwei von den Söldnern kamen zu dem Schluss, dass nicht genug war, was sie bezahlt bekamen, und machten sich in der ersten Nacht auf dem Moor aus dem Staube. Ich nehme an, dass sie inzwischen die Hälfte der Strecke nach Tenabra hinter sich haben. Raol andererseits sagte, ein Nordmann halte sich an seine Abmachungen. Er und die anderen kriegen dafür jetzt Frontzulage.« Er holte tief Atem, als drückte ihn ein Schmerz, und fuhr fort: »Die Sers Brant de Barlac und Luccan de Morninghill samt ihrer Knappen waren ge stern Morgen untröstlich, sich beim Erwachen indispo niert zu finden. Ich vermute, dass es etwas war, was sie gegessen hatten, wovon man den Schiss kriegt, wenn du verstehst, was ich meine. Dabei hatten sie am wenigsten zu verlieren. Hofschranzen, alle beide. Eumas de Reave blieb, hauptsächlich, denke ich, weil er ein entfernter Ver wandter von Hubert ist, der wiederum blieb, weil er Graf Ruanes persönlicher Knappe und altmodisch ist. Wie ich, denke ich. Das etwas erhitzte Gespräch, das wir mit unseren abgereisten Standesgenossen hatten, bevor sie um kehrten, führte zu verhärteten Haltungen. Schade, dass du es nicht gehört hast. Ich wage zu sagen, dass dies hier die letzten Ritter auf Erden sind, die noch Pflichtbewusstsein haben und sich an ihre Eide gebunden fühlen. Der Knappe des verstorbenen Ser Joachim de Lacy war zu diesem Zeitpunkt bereits fort. Er zog sich kurz nach dem Duell zurück. In aller Stille. Tatsächlich hielt er es nicht für nötig, um die Erlaubnis zu bitten.« Silvus machte eine umschließende Gebärde. »Damit bleiben wir übrig, wie du siehst.«
    Der Wagen schwankte. Mir wurde flau im Magen. Ich suchte nach einer Antwort. »Wir machten uns wegen der Länge des Trosses Sorgen. Wenigstens ist er jetzt viel kürzer.«
    »Das kann man wohl sagen.« Silvus blinzelte durch den Regen am Fuhrwerk vorbei zu der hohen Gestalt auf dem großen Pferd weiter vorn. »Ich erwartete, dass er das Unternehmen abbrechen und riskieren würde, vom Fürsten verurteilt zu werden und sogar Titel und Land zu verlieren. Aber er hat es nicht getan. ›Ich habe mich mit meinem Wort verpflichtet, diesen Zug zu unterneh men‹, sagte er zu mir. ›Soll ich mein Wort brechen, weil andere ihr Wort gebrochen haben?‹« Silvus

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