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Dunkler Winter

Dunkler Winter

Titel: Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Luckett
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sofortiges Wachstum erzwingen. Dafür würde er Tage benötigen.«
    Das Lager um uns war abgebrochen, aber es war noch früh. Niemand hatte viel geschlafen. Er blickte vom Sattel zu mir herab. »Das ist zweimal, Will. Du stelltest dich vor diesen Kadaver und du hieltst mir eine Wasserschlange vom Leib. Danke dir.«
    Ich zuckte verlegen die Achseln. Silvus war früher des öfteren zwischen mir und einer spitzen Waffe gewesen. Vielleicht so oft, wie er mir gesagt hatte, ich solle mich waschen.
    »Ich bin auch Raol eins schuldig«, sagte ich. »Mit dem Hackbeil ist er so gut wie mit seinem Bogen.«
    »Ja.« Silvus’ Augen wurden schmal, als er hinüber blickte. Raol hatte bereits verstaut, was vom Frühstück übrig geblieben war, hatte die Holzschalen gewaschen und mit dem Wasserkessel bei seinem Küchengeschirr untergebracht und war bereit zu gehen. »Ein guter Mann, der mit seinen Händen umzugehen weiß. Als Koch ist er allerdings nur mittelmäßig.«
    Und er ritt fort und überließ es mir, darüber nachzu denken.

KAPITEL 8
    An diesem Tag legten wir ungefähr fünf Meilen zurück, und am nächsten wieder fünf. Mit dem Ochsengespann kamen wir nur lang sam voran, aber nichts ging schief. Am fol genden Tag übernahm Schwester Winterridge die Spitze, und wir bogen wieder nach rechts, bis wir auf Westkurs waren, oder sogar ein wenig nördlich davon. Offenbar war sie zu frieden, dass wir die Schlachtfelder hinter uns hatten. Oder vielleicht dachte sie, dass wir weiter südlich genauso leicht in Schwierigkei ten kommen konnten.
    Die Tage verliefen im Gleichmaß. Oft regnete es, wenn kalte Luft aus dem Osten schwere graue Wolken heranführte. Wenigstens beka men wir ihn von rückwärts, aber die Ochsen be klagten sich. Ein Pferd bekam eine Sattelwunde, die eine Woche zum Ausheilen brauchte.
    Inzwischen ragte das Gebirge in den westli chen Himmel. Ich hatte es noch nie so nahe gesehen – eine zerrissene Kette scharf gezack ter Gipfel und tief eingeschnittener Schluchten, noch dunstig und blau in der Ferne, aber schneebedeckt, und bald war deutlich zu erken nen, dass auch die Hänge bereits Schnee trugen.
    »Sind Sie sicher, dass der Pass noch offen sein wird?«, fragte ich Schwester Winterridge, als ich zur Mitternacht vor meiner Wache am Feuer kauerte. Für die Stunden im Wind versuchte ich Wärme zu speichern. Vergebliche Hoffnung. Sie schlürfte Tee aus Rainfarn. Er ist so bitter wie ein Rechtsstreit in einem Dorf, aber heiß.
    »Sollte offen sein«, sagte sie und blickte zu mir auf. »Der Pass liegt viel tiefer als diese Berggipfel und wir werden in einer Woche dort sein. Allerdings ist es kälter, als es sein sollte. Wir werden dieses Jahr einen frühen Winter bekommen, denke ich.«
    Ich grunzte. Sie schlürfte von ihrem Tee, ohne den abschätzenden Blick von mir zu wenden, sagte aber nichts weiter, und nach einem Augenblick stapfte ich hinaus in die Dunkelheit, um meine zwei Stunden Wache abzu leisten.
    Gegen Morgen hörte der Regen auf, und ich war nicht völlig steifgefroren, als wir aufbrachen. Trotzdem war das Aufsatteln eine gute Übung für mich. Es wärmte.
    Ich übernahm die Nachhut, was günstig war. Die Chance, dass etwas von rückwärts kam, war gering. Man würde es leicht sehen, denn was immer es war, würde be ritten sein müssen. Oder fliegen… nun, das war ein unangenehmer Gedanke. Immerhin konnte ich genug Auf merksamkeit nach vorn richten, um zu bemerken, dass die Vorhut – Eumas – zurückgetrabt kam. Einen Augen blick später hielt das Fuhrwerk und Silvus winkte mich heran.
    Was konnte es sein? Ich gab meinem Pferd einen Knie druck und wir schlossen auf.
    Eumas sprach mit dem Grafen. »Nur Rauch«, sagte er. »Eine dünne Rauchsäule. Könnte ein Lagerfeuer sein, denn sie ist zu klein, um viel mehr zu sein. Noch ein gutes Stück voraus, vielleicht eine halbe Meile hinter dem nächsten Hügel.«
    »Ein Lager? Hier?« Ruane wandte den Kopf zur Schwertjungfrau. »Sie sagten, die Moore seien unbewohnt.«
    »So ist es, Durchlaucht«, bestätigte sie mit einem kaum merklichen Anflug von Schärfe. »So ist es seit undenklichen Zeiten gewesen. Aber wer weiß, was Menschen in den Sinn kommt? Landhunger mag einen Siedler sogar hierher bringen. Oder einer der Einsiedler, die Ihr er wähntet, hat sich in diese Einöde zurückgezogen.«
    Wir mussten die Sache auskundschaften, teilten uns in drei Gruppen auf und näherten uns von drei Seiten. Schwester Winterridge und ich übernahmen den linken Flügel,

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