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Dunkler Winter

Dunkler Winter

Titel: Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Luckett
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Käse.«
    Keine Antwort von drinnen. Er hob das Kinn und grins te noch breiter. »Beweg dich, Frau. Wir haben Gäste.«
    »Vielleicht wäre es am besten, guter Mann, wenn wir in Frieden unserer Wege gingen, ohne Sie weiter zu stören. Wir würden Ihre Nahrung nicht annehmen, obwohl wir Ihnen danken.«
    Ruane sagte es steif und förmlich, mit einer angedeuteten Verbeugung. Wirklich vornehm.
    »Er hat es eilig, weiterzukommen«, murmelte ich Silvus aus dem Mundwinkel zu. Er zuckte die Achseln.
    Wir nahmen das Haus genauer in Augenschein. Die offene Tür zeigte, wie dick die Wände waren, wie solide das Dach. Nicht leicht zu erstürmen, wenn der Eingang ent schlossen verteidigt wurde, und auch nicht leicht in Brand zu setzen. Die Söldner kratzten sich und dachten anschei nend an nichts. Wir anderen warteten ab, dankbar für die Unterbrechung, die unsere Gedanken mit etwas anderem als dem wundgeriebenen Sitzfleisch beschäftigte.
    Nur Schwester Winterridge machte eine Ausnahme. Sie hatte dem Haus und seinem Bewohner den Rücken ge kehrt und starrte an mir vorbei über den Fluss, als könnte sie beides, den Mann und sein Haus, mit einer Willensanstrengung ins Nichts befördern. Aber der hünenhafte Mann war wirklich genug.
    »Sie bereiten uns keine Umstände, Herr Ritter«, sagte er unbekümmert. »Ich möchte mir nicht nachsagen lassen, dass ich die ersten Reisenden, die in drei Jahren hier vorbeigekommen sind, ungastlich behandelt hätte. Es ist genug da, und mehr als genug. Es war ein gutes Jahr. Ah!«
    Eine kleine Frau in verblichenem grobem Wollstoff kam wie der Kuckuck aus der Uhr plötzlich zur Tür heraus, sie war klein und rundlich, trug ein Kopftuch gegen den kal ten Wind und hielt den Kopf über ein Tablett gesenkt, auf dem ein Brotlaib ruhte. Eine weitere Gestalt, vermutlich eine ältere Tochter, schmächtiger, auch mit einem Kopftuch, aber nicht so eingewickelt wie die Mutter, folgte mit einem Krug schäumenden Bieres und drei Krügen, die wahrscheinlich alles waren, was das Haus besaß.
    Man konnte das Gesicht des Mädchens unter dem Kopftuch sehen, aber nicht mehr von ihr. Die Natur hatte sie nicht mit Schönheit begünstigt. Sie war klein, von dunkler Gesichtsfarbe und scharfen Zügen und trug ihr mausfarbenes Haar in einem Zopf, der ihr auf den Rü cken herabhing. Aber sie war jung und unleugbar weib lich, und ich glaube, dass ich unwillkürlich eine aufrech tere Haltung einnahm.
    Die ältere Frau bot das Brot zuerst Raol an. Es war um so besser, weil niemand sonst gewusst hätte, was zu tun war, außer vielleicht Schwester Winterridge, und sie war offensichtlich bestrebt, nichts damit zu tun zu haben.
    Neben dem Brotlaib lag ein Häufchen grobes braunes Salz auf dem Brett. Raol zögerte einen Augenblick, dann brach er ein Stück vom Laib und nahm damit etwas vom Salz auf.
    »Friede«, sagte er und biss einen Brocken ab. Das Brot war schwer und grob gemahlen, das Mehl vermischt mit den Spelzen und halb zerquetschten Körnern, offenbar von Hand zwischen zwei Steinen gemahlen. Wir drängten uns herum und folgten seinem Beispiel.
    »Friede«, sagten wir nacheinander.
    Der Graf stand abseits und wartete bis zuletzt. Als ihm das Brot angeboten wurde, nahm er ein kleines Stück davon und berührte damit das Salz. Die kleine Bauersfrau hob den Kopf und sah ihn an, und einen Augenblick lang widerspiegelten seine Züge Unschlüssigkeit. Dann schüt telte er leicht den Kopf und lächelte und aß das Brot.
    »Friede«, sagte er still. Liebenswürdig, dachte ich.
    Schwester Winterridge ließ die Schultern hängen. Sie atmete aus – es war kein Seufzen und nicht ganz ein Schnauben – , dann ging sie fort, den Hang hinab, um nicht weit vom Flussufer im Stechginster niederzukauern und das Tal hinab nach Süden zu starren, wo in weiter Ferne die See liegen musste. Ich beobachtete sie beun ruhigt. Sie nahm keine Notiz davon, nahm den Helm ab und zog die Haube des Kettenhemdes zurück, um sich mit den Fingern durch die Wurzeln ihrer zu Zöpfen ge flochtenen Haare zu fahren, vertieft in ihre eigenen Ge danken.
    »Also, wie sieht es mit Korn aus?«, fragte Raol.
    Eine Weile lauschte ich dem Feilschen, und es wurde klar, dass der Bauer keine Verwendung für Geld hatte, aber gern einen der Ochsen oder alle beide erworben hätte, für die er einen guten Preis in Korn zu zahlen bereit war. Die Schwierigkeit dabei war natürlich, dass wir ohne Zugmittel kein Korn befördern konnten.
    Ich hatte nichts beizutragen. Die Söldner

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