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Dunkler Winter

Dunkler Winter

Titel: Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Luckett
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verblüfft, wie gewöhnlich sie aussah. Dunkelhaarig, klein und kurzbeinig, wäre sie pummelig gewesen, wenn sie es zugelassen hätte. Aber ihre Hände waren schwielig von Waffenübungen, und sie hatte wache, kluge Augen. Sie lächelte kurz. »Ser de Castro. Sie werden Ihre Wacheinteilung wollen.« Sie blickte über die Schulter. Eine vertraute Gestalt war hinter mir erschienen. Schwester Winterridge.
    Merceda wandte sich an sie. »Schwester… Sie begleite ten diese Herren von Tenabra hierher, also kennen Sie sie gut. Ich denke daran, eine Eingreifreserve zu bilden, die an schwer bedrängten Punkten eingesetzt werden kann. Sie werden sie führen. Sagen wir, vierzig Schwestern. Ich werde sie selbst auswählen, sobald ich mit den Führerin nen der Wachkommandos beraten habe. Ich dachte daran, das Kontingent aus Tenabra Ihrer Eingreiftruppe zu un terstellen.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte sie sich zu Sil vus. »Wie Sie gehört haben, würde Ihre Aufgabe darin be stehen, bedrohte Gefahrenpunkte auf den Mauern zu ver stärken und überall einzugreifen, wo es zum Nahkampf kommt. Sie würden unter meinem eigenen Befehl stehen, und im Kampf unter dem der Schwester Winterridge. Wären Sie damit einverstanden?«
    Silvus machte eine knappe Verbeugung. »Wir könnten uns nichts Besseres wünschen.«
    »Ausgezeichnet. Ich hatte gehofft, dass Sie einwilligen würden. Ich habe viel von Ihrem Mut und Ihrer Kampfkraft gehört. Und natürlich sind Ihre Rüstungen im Nah kampf nützlich.« Schon der letzte Satz leitete die Rückkehr zu nüchterner Sachlichkeit ein. Die Adjutantin hatte ihr ein Papier zur Unterschrift vorgelegt, und sie überflog es, schüttelte dann den Kopf. »Nein. Die Vorräte an Geschossen müssen leicht erreichbar auf den Mauerbastionen lagern. Es wäre der Gipfel der Unvernunft, die Leute während des Kampfes sechs Treppen hinunter laufen zu lassen, um Pfeile zu holen. Wenn die Bastionen überrannt werden, spielt es keine Rolle, dass wir dem Dunkel ein paar Pfeile und Armbrustbolzen überlassen.« Sie schenkte uns ein entschuldigendes Lächeln. »Tut mir Leid, meine Herren. Bitte entschuldigen Sie mich.«
    Wir verbeugten uns wieder, zogen uns zurück und suchten uns einen Tisch. Eine Glocke begann mit langsamen, tiefen Tönen zu läuten. Rasch leerte sich der Speisesaal.
    Schwester Winterridge trat zur Essensausgabe und bekam ihre Zuteilung von Fleisch und Brot in die Schale und einen Becher voll Bier. Wir folgten ihrem Beispiel, dann setzten wir uns zusammen an den Tisch.
    Silvus brach sein Brot. »Die Priorin ist ein soldatischer Typ, wie es scheint«, bemerkte er. »Ich habe schon weni ger entschiedene Truppenführer kennen gelernt.«
    Schwester Winterridge nickte. »Und fromm.« Die Be wunderung in ihrem Ton klang ungekünstelt. »Oft betet sie in dem kleinen Schrein im Untergeschoss. Barbara, die erste Priorin des Ordens, soll die treibende Kraft gewesen sein, dass auf diesem Felsen der erste Steinring gelegt wurde, den man später als Fundament für die Festung verwendete.«
    Silvus nickte ernst. »Und umtriebig ist sie«, sagte er. »Eine gute Strategin. Ihre Vorkehrungen für die Evakuierung des Umlandes und die Verteidigung von Ys sind fehlerlos. Als Soldat muss ich sie gutheißen.«
    Würde er sie auch gutheißen, wenn er nicht als Soldat spräche? In den Augen der Schwertjungfrau blitzte es.
    »Fehlerlos, ja. Und notwendig.«
    Zum ersten Mal glaubte ich ein Bedürfnis nach Recht fertigung herauszuhören. Aber Schwester Winterridges Züge nahmen wieder den gewohnten verschlossenen Aus druck an.
    »Notwendig«, bekräftigte sie. »Das Dunkel ist stark, diesmal. Wir haben Ctersi immer im Auge behalten, denn nach wie vor tauchen die gelegentlichen Abscheulichkeiten auf. Shanhis Ungeheuer sind von einer seltsamen Vi talität. Sie zu jagen und zur Strecke zu bringen, zählen wir zu unseren Übungen. Aber dies…«
    »Wann fing es an?«
    »Im vergangenen Frühjahr entsandten wir eine Expedi tion unter der Leitung der Priorin und es kam zu keinen Zwischenfällen. Dann drei Monate später eine weitere, und schon waren die Kobolde am Strand und schwenkten Waffen.«
    Silvus schüttelte den Kopf.
    Ich sagte nichts. Nun, ich war hungrig, und nachdem ich gegessen hatte, fühlte ich mich reif fürs Bett. Aber nur ich. Schwester Winterridge zeichnete mit Kreide Dia gramme auf den Tisch, Silvus sah zu und nickte von Zeit zu Zeit. Als ich ihm zu oft gähnte, schickte er mich mit wedelnden Handbewegungen fort.

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