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Dunkler Winter

Dunkler Winter

Titel: Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Luckett
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geschlossen und verriegelt wurde.
    Unser Gepäck war bereits heraufgeschafft worden und wir quartierten uns ein. Eumas legte sich auf seinen Strohsack und starrte zur Decke. Raol beobachtete ihn kopfschüttelnd und machte sich daran, Pfeile wieder her zurichten, die er geborgen hatte.
    Silvus machte eine auffordernde Kopfbewegung zu mir. »Komm mit«, sagte er. »Wir sollten gehen und uns zum Dienst melden.«
    Wieder die Wendeltreppe hinab, die sich links herum drehte, sodass der abwärts gewandte Verteidiger Bewe gungsfreiheit für den Schwertarm haben würde, während der andere behindert wäre. Wir passierten die beiden Schlafsäle, dann die Eingangsebene und kamen hinunter ins Erdgeschoss. Hier befanden sich der Speisesaal und die Küche. Wenn die Festung von Ys älteren Vorbildern folgte, dann würde unter diesem Geschoss der große La gerkeller liegen, riesige überwölbte Räume, vollgestopft mit Lebensmittelvorräten für eine Belagerung. Und ein Brunnen. Waffen und Ausrüstungen. Kerker? Folterkam mern? Irgendwie bezweifelte ich es. Schwester Winter ridge hatte erzählt, es gäbe eine Bibliothek, doch lag diese wahrscheinlich nicht in einem Kellergeschoss.
    Wir erreichten einen Treppenabsatz, wo Silvus den Ein gang zum Speisesaal fand, der von einer Wächterin be wacht wurde. Silvus zeigte ihr ein Papier und wir wurden eingelassen.
    Der Speisesaal wirkte schmucklos und kahl unter einer Gewölbedecke. Lange Tafeln und Bänke füllten ihn aus, und es gab kein Podium für die Tafelmusik und keinen hervorgehobenen Tisch für die Priorin und ihre Stellver treterinnen. Keine Absperrung trennte Schwestern adliger Abkunft von den anderen. Vor der Essenausgabe, einer Durchreiche von der Küche, hatte sich eine Warteschlange gebildet. Jede ließ sich Schale und Becher füllen und setzte sich dann zu ihren Gefährtinnen an die Tafel. Auch der Küchendienst wurde abwechselnd von Schwestern versehen.
    Priorin Merceda saß mit einer Gruppe ihres Stabes – dem Kollegium des Ordens, wie sich herausstellte – auf einer Bank an einer der ungedeckten Tafeln, nicht anders als alle Übrigen. Sie sprach während des Essens und zeigte dabei wiederholt auf eine Menge Papiere, die in Stößen vor ihr aufgereiht lagen. Wir gingen auf die Gruppe zu, und als Silvus seinen Topfhelm abnahm und unter den Arm steckte, folgte ich seinem Beispiel.
    »…die Nordmänner sollten hauptsächlich Bogenschüt zen sein«, sagte Merceda zwischen zwei Löffeln Suppe. »Zwei Bogenschützen auf einen Pikenier, hatte Hald ver sprochen. Aber ich bezweifle, dass es in der ganzen Kom panie mehr als dreißig Bogen gibt.«
    »Wahrscheinlich weiß Hald nicht, worum Sie baten, weil er nicht lesen kann. Und aus dem gleichen Grund weiß er nicht, was sein Schreiber aus seiner Zusage gemacht hat. Er weiß auch nicht, wie viele Krieger er tatsächlich geschickt hat, weil er nur bis zehn zählen kann, wenn er nicht die Stiefel auszieht, und das hat er seit Jahren nicht getan.«
    Die letzte Sprecherin war eine hoch gewachsene, hagere Frau in den Vierzigern, offenbar die Adjutantin der Prio rin, denn sie trug einen Gänsekiel hinter einem Ohr und hatte zwei umgeänderte Satteltaschen bei sich, die sie als Aktenmappen verwendete und am Gürtel trug. Ihre Rede begleitete sie mit einem Suppenlöffel; darunter lag, in Gefahr, bespritzt zu werden, eine Klemmtafel mit Notiz papier.
    Merceda winkte ab. »Machen Sie mir den braven Hald nicht schlecht. Er tut für uns, was er kann. Davon abgese hen, brauchen wir nicht so viele Pikeniere. Es sei denn, das Dunkel tut uns den Gefallen, sofort die Erstürmung der Mauern zu versuchen. Geben Sie ihnen Armbrüste. Damit kann jeder umgehen.«
    Die hagere Frau machte eine Notiz.
    »Wir werden sie auf der Seemauer postieren, wo sie als Reserven dienen und rasch zur Nordseite verlegt werden können, wenn es dort brenzlig wird. Schwester Katrine, die den Nachbarabschnitt übernimmt, kann Verbindung mit ihnen halten und sie bei Bedarf zur Verstärkung an fordern.«
    Die andere machte ein Gesicht. »Schwester Katrine hat zwanzig Novizinnen in ihrer Kompanie. Einige von die sen sind noch immer ein wenig – flatterhaft. Die Nordmänner werden das ausnutzen. Es könnte Schwierigkei ten geben.«
    »Also werden sie eines Besseren belehrt sein, wenn sie nach Nordland zurückkehren. Sagen Sie Katrine, sie soll sich nichts gefallen lassen.« Merceda wedelte mit der Hand. Das Thema war beendet. Sie wandte den Kopf zu uns, und wieder war ich

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