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Dunkler Winter

Dunkler Winter

Titel: Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Luckett
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Schlachtpläne. Ich ließ sie damit allein und stieg die Treppen hinauf. Eumas hatte sich bereits zur Wand gedreht und zuckte im Schlaf. Raol hatte ein paar Landsmänner aus dem Norden gefunden und trank Bier mit ihnen. Oder vielleicht war es Met, in welchem Fall sie genauso gut kämpfen würden. Der Genuss von Bier oder Met weckte bei den sonst eher friedlichen Nordleuten zuverlässig die Kampfbereitschaft und führte nicht selten auch zu handgreiflichen Streitig keiten untereinander.
    Am Morgen führte Schwester Winterridge uns durch die ganze Festung. Sie bestätigte mich in dem, was ich bisher schon gesehen hatte. Wenn das Dunkel Ys über wältigen wollte, würde es Stein essen und Feuer trinken müssen. Auf den Mauern waren in Abständen von drei ßig Schritten Ballistas aufgestellt, leichte Wurfmaschinen wie große Armbrüste. Unter den Zinnen gab es nach außen gerichtete Wasserspeier, durch die brennendes Pech auf die Köpfe von Angreifern gegossen werden konnte. Das Dunkel hegte eine tiefe Abneigung gegen Feuer. Feuer ist der Gegensatz zu dem, was das Dunkel ist: be weglich, lebendig, hell. Wir hatten das Feuer. Nicht nur brennendes Pech, sondern auch Flammen, die wie Wasser gegossen werden konnten und auf Wasser brannten, Feuer, das nicht gelöscht werden konnte.
    Feuer, das aus dem Lampenöl der Kobolde entstand. Eine Ironie.
    Sie kamen drei Wochen später. In der Dunkelheit, natür lich. In einer dunklen Neumondnacht, windig und bitter kalt. Die Priorin rechnete seit Tagen damit. Die Wachen waren verstärkt worden, ein paar Dutzend zusätzliche Augenpaare versuchten die Nacht zu durchdringen. Und so ergab es sich, dass wir sie tatsächlich frühzeitig aus machten.
    Zuerst waren es nur die Schaumkronen auf den Wellen, die das matte Licht der winterlichen Sterne spiegelten. Es herrschte eine beißende Kälte, weit schärfer als die ersten Fröste, eine eisenharte Kälte, die nicht mehr mit albernen Worten wie belebend und frisch charakterisiert werden konnte. Es war eine tote, lähmende Kälte, die von der grünen See und dem gefrorenen Land heraufkroch, Fin ger und Zehen gefühllos machte und in den Beinen aufwärtsstieg bis sie sich kaum noch bewegen ließen. Aber sie sagte dem Dunkel zu.
    Die gewöhnlichen, vom Wind erzeugten Schaumkro nen auf den Wellen wurden schräg durchkreuzt von an deren, die Bugwellen waren und von Ruderblättern auf gewühlt wurden. Schwarze Umrisse kreuzten den matt schimmernden Widerschein des Sternenlichts auf dem dunklen Wasser draußen auf See, aber nahe genug, dass sie die Küste und die dunkle Masse der Festung Ys erkennen konnten. Sie hatten die verräterischen Segel ge refft und glitten unter Rudern südwärts; Spinnen, die über das schwarze Netz des Wassers krochen.
    Niemand sagte etwas. Wir beobachteten sie und zähl ten. Ich kam auf dreiundsiebzig, übersah jedoch einige. Andere meinten, es seien mehr als hundert. In diesem Wind, der gleichmäßig von den Gletschern und dem Packeis des hohen Nordens blies, war die Überfahrt von Ctersi in drei Tagen und Nächten möglich. Sie konnten in jedes Schiff vielleicht ein paar hundert Krieger stopfen, je denfalls in die größten von ihnen. Fünfzehntausend Krieger? Zwanzig? Man konnte nur Vermutungen anstellen.
    Es dauerte eine Stunde, bis sie vorbei waren. Und dann, am Ende, löste sich ein großer Schatten aus der Finsternis, verdeckte die kalten Sterne fledermausähnlich, aber von den Abmessungen eines Albatros, schlank und schnittig, mit einem Scherenschnabel und in Schuppen gehüllt wie in ein Panzerhemd.
    Wir wurden auf dem Bergfried zusammengerufen, die Feuerwehr der Priorin. Schwester Winterridge beobach tete das segelnde Kreisen und träge Herabstoßen die ser mächtigen Schwingen. Ich hörte, wie die anderen um mich her den Atem anhielten. Sogar die Schwestern zogen unwillkürlich die Köpfe ein.
    »Ein fliegender Drache«, sagte Schwester Winterridge, als handelte es sich um ein Kaninchen. »Er ist noch nicht in Reichweite.«
    Die Mannschaften der Ballistas, die in allen vier Ecken des Bergfrieds aufgestellt waren, spannten ihre Waffen mit Handkurbeln. Schlanke Stahlbolzen von Mannshöhe lagen in den Rinnen. Ein Geschützmeister zupfte die Bo gensehnen zu beiden Seiten, um sich zu vergewissern, dass die Spannung die gleiche war. »Schwester Celes tine«, sagte Schwester Winterridge, »ist unsere Chorleite rin. Sie hat ein gutes Ohr für Musik.«
    Wenn es ein Scherz sein sollte, sah ich kein Zeichen davon; aber

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