Dunkler Zauber
eine Amöbe in die Bar ...«) Als sie Spanisch hatten, tauschte sie Zettelchen mit dem Six-Pack-Mitglied Kristen Hsu aus. In Mathe hörte Cam, wie Beth mit Bree tuschelte. Beim Sport spielte sie den Volleyball allen aus ihrer Mannschaft zu - außer Cam.
Während des Englischunterrichts schickte ihr Cam einen Es-tut-mir-Leid-Zettel herüber, doch Beth machte sich nicht einmal die Mühe, ihn zu lesen. Schlagartig fiel Cam ein, dass sie ja auch Beths Nachricht noch immer nicht gelesen hatte. Sie wollte gerade in ihrem Rucksack danach fahnden, als sie aufgerufen wurde.
Auch während des Mittagessens taute Beth nicht auf. Cam war ein bisschen verspätet in die Cafeteria gekommen. Sie hatte unterwegs noch Alex gefunden und versucht, sie davon zu überzeugen, dass sie A) sich doch bitte neu schminken sollte (»Reicht es denn nicht mit der Revolte?«) und B) ihr Mittagessen gemeinsam mit dem Six Pack einnehmen sollte (»Alle möchten gern, dass du dich zu uns setzt«). Sie war mit beiden Anliegen gescheitert. Alexandra die Störrische bestand darauf, ihren mysthischen Look beizubehalten und draußen mit Dylans - wie immer in Fetzen gekleideter - Clique belegte Brote zu essen, statt sich unter Cams »fröhlich-farbenfrohe Freundinnen« zu mischen.
Als Cam also in der Cafeteria erschien, saßen die meisten ihrer Freundinnen schon beim Essen. Beth hatte sich - absichtlich? - zwischen Brianna und die rothaarige Amanda Carter platziert. Cam setzte sich ihnen gegenüber, neben Kristen. Sie war wild entschlossen, mit Beth zu reden, doch ihre bFaZ stürzte sich gerade in eine angeregte Unterhaltung mit Amanda.
»Wir können doch alle mitmachen«, sagte Beth und nahm einen Riesenbiss von ihrem Tunfisch-Sandwich. »Ms Webb arbeitet da ehrenamtlich mit. Sie bringt mir heute nach der Schule noch ein paar Informationsblätter.«
»Wobei können wir mitmachen?«, fragte Bree zwischen zwei Minihäppchen Salat und einem Schluck Diätcola. »Helfende Hände«, erwiderte Amanda. »Beth hat mir gerade davon erzählt. So eine Organisation, die eine Anlaufstelle für misshandelte und verlassene Kinder gegründet hat.« Helfende Hände 7 . Da hatte Beth sich verpflichtet? Diese Wohltätigkeitssache aus dem Einkaufszentrum? Wo dieser gut aussehende Typ mitmachte - Shane? Und da hing auch die Webb mit drin ? Cam verging der Appetit. Geschmeidig glitt Sukari auf die Bank und in die Unterhaltung. »Was müsste man denn da alles so machen ? Auf die Kids aufpassen ? Ihnen was vorlesen oder so ?«
»Nee.« Beth schüttelte den Kopf und wischte ein bisschen Majonäse aus ihrem Mundwinkel. »Für so etwas haben die fest angestellte Leute. Wir hätten die Aufgabe, Gelder aufzutreiben, damit der Laden weiterhin existieren kann. Moment, ich kann's euch vorlesen.« Sie zog ein Flugblatt aus ihrem Rucksack - so eines, wie Cam auf dem Infostand im Einkaufszentrum gesehen hatte. »Da wir der festen Überzeugung sind, dass jedes Kind dieser Welt das Recht auf ein behütetes, stabiles und sicheres Umfeld hat, bemüht sich Helfende Hände, die Lebensqualität von gefährdeten Kindern zu verbessern. Wenn nur einem einzigen Kind geholfen werden kann, hat sich die Mühe gelohnt.« Sie reichte das Papier an Amanda und Bree. Fotos von Kindern mit traurigen Gesichtern, die Stofftiere umklammerten, starrten ihnen entgegen. Sofort stiegen Amanda die Tränen in die Augen. »Die armen Kleinen. Ich bin dabei.«
Sukari streckte die Hand nach dem Flugblatt aus und las den Text noch einmal. »Wie sollt ihr das Geld denn auftreiben ?« fragte sie.
»Genau das will uns Ms Webb heute Nachmittag erzählen«, erklärte Beth. »Sie wird uns einige Tipps geben.« Cam konnte sich nicht beherrschen. »Pass bloß auf, dass du dich da nicht in irgendwas ...«, sie hob die Stimme, »reinziehen lässt.« Irgendwas Illegales, hätte sie am liebsten geschrien, doch sie konnte sich gerade noch zurückhalten. Beths braune Augen funkelten, als sie sich Cam zuwandte. »Was hast du denn eigentlich für ein Problem mit der ganzen Sache? Schon gut, die Antwort kannst du dir schenken. Wir wissen ja ohnehin alle, dass du nicht mitmachst.« Beths eisiger Tonfall überraschte die anderen.
»Warum denn nicht? Du findest Kinder doch auch gut, oder, Cam?«, wollte Sukari wissen.
»Weil ihre Psycho-Power was dagegen hat«, murmelte Beth. Cam setzte gerade zu einer Erklärung an, als sie aus den Augenwinkeln etwas bemerkte. Durch eine Seitentür betrat eine Lehrerin die Cafeteria. Eine Lehrerin, die
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