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Dunkler Zauber

Dunkler Zauber

Titel: Dunkler Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. B. Gilmour , Randi Reisfeld
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der These halten, der Zweck heilige die Mittel. Wenn zum Beispiel jemand Geld für einen guten Zweck sammelt - würden Sie es da auch für gerechtfertigt halten, wenn dies mit illegalen Mitteln geschieht, sagen wir einmal - durch Ladendiebstahl?«
    Obwohl Cam in diesem Moment ihre Freundin nicht sehen konnte, da diese genau hinter ihr saß, wusste sie, dass Beth jetzt vor Überraschung fast die Augen aus dem Kopf fielen. Die ganze Klasse starrte Cam an.
    Die Lehrerin schwieg und warf Cam dann einen vernichtenden Blick zu. »Wie kommen Sie denn auf so etwas, Miss Barnes? Wollen Sie mich auf diese Weise daran hindern, eine Frage zu wiederholen, auf die Sie offensichtlich keine Antwort wissen ?«
    »Ziemlich cool und raffiniert«, schoss es Cam durch den Kopf. Doch gelassen antwortete sie: »Nein, das will ich nicht.« Aber dennoch: Eins zu null für die Webb. Und wie zur Bestätigung holte Ms Webb auch gleich noch einmal aus. »Nun, Miss Barnes«, sagte sie mit kalter Stimme, »trotz dieses faszinierenden Zwischenspiels warten wir noch immer auf ihre Antwort.«
    Brianna schob jetzt ihren mit Plateau-Sandalen bekleideten Fuß über den Gang, der ihr Pult von Cams trennte. Cam verspürte einen leichten Tritt gegen ihren Knöchel - ein sicheres Zeichen, dass Bree die Antwort kannte. Sie machte den Fehler, zu ihr hinüberzusehen.
    »Das ist keine Gruppenveranstaltung hier«, knurrte die Webb. »Entweder kennen Sie die Antwort oder nicht. Nun, Miss Barnes?«
    Krampfhaft versuchte sie, die Antwort heraufzubeschwören. Franklin Roosevelt? Napoleon? Golda Meir? Alles möglich. Die Spannung wurde von unerwarteter Seite durchbrochen. Der sommersprossige Klassenclown Scott Marino rief: »Kann sie denn keinen Experten befragen?«
    »Nein. Und auch nicht die Zuschauer«, erwiderte Ms Webb schlagfertig und völlig humorlos. »Wir sind hier nicht im Unterhaltungsfernsehen, Mr Marino.« Die Ablenkung verschaffte Cam einen Vorteil. Das Bild von John F. Kennedy stieg vor ihrem inneren Auge auf. Sie hielt sich daran fest und nannte den Namen des Präsidenten. Ms Webb jedoch war mit der Antwort nicht zufrieden und höhnte: »Unvollständig. Bei welchem Anlass hat er diesen Satz gesagt ? Wenn Sie nicht beide Teile der Frage beantworten können, dann bekommen Sie auch nur die halbe Punktzahl.«
    Cam schäumte vor Wut. Niemand außer ihr bekam zweiteilige Fragen gestellt! Alle kriegten Tipps! Und sie hatte sogar richtig geantwortet!
    Die Webb legte es wirklich drauf an. Musste Cam ihr vorführen, wozu sie in diesem Augenblick fähig war? Sie war fällig! »Miss Barnes, noch immer erwarten wir Ihre Antwort. Ich gebe Ihnen noch fünf Sekunden.«
    Cam rastete aus. Fünf Sekunden für meine Antwort? Wie wär's denn hiermit?
    Cam konzentrierte sich auf die hervorquellenden Insektenaugen der Webb. Sie hatte so etwas schon einmal gemacht. Während eines Fußballspiels im letzten Sommer hatte sie sich gewünscht, dass ihre Gegnerin stolpern würde, und so war es dann auch geschehen. Damals war es keine Absicht gewesen, aber diesmal sah die Sache ganz anders aus. Sie erinnerte sich an die Worte, die ihr damals eingefallen waren, und änderte sie nur ein bisschen ab. Fiese Vertretung, du hast keine Wahl: Stolper und falle, mir reicht's mit der Qual! Leider lief nicht alles nach Plan. Plötzlich sprang Scott Marino von seinem Platz auf - mitten in Cams bohrenden Blick hinein. Verwirrt kippte er um und kreischte: »Ich bin blind! Aaah!! Ich kann nicht mehr sehen! Hilfe!!« Cam durchfuhr ein Schreck. Sie schnellte auf und rannte zu ihm. »Schon in Ordnung, das ist gleich vorbei«, flüsterte sie. »Es ist nur vorübergehend.« Sie legte ihren Arm um ihn und versuchte, ihm wieder auf die Beine zu helfen. Doch die Webb schubste sie grob beiseite. »Scott? Was ist passiert? Was geht hier vor sich?«
    Er stöhnte: »Es ist alles viel zu hell hier! Das ganze Zimmer ist weiß! Ich kann nicht mehr sehen!«
    Cam drängte sich zwischen die Lehrerin und den Jungen.
    »Mach einfach mal einen Moment lang die Augen zu«, riet sie ihm. »Das ist gleich wieder vorbei.«
    Die Webb schenkte ihr keinerlei Beachtung und beförderte Scott zur Tür hinaus in Richtung Schulkrankenschwester. Doch Cam konnte noch hören, wie er murmelte: »Ich glaube, es ist schon besser geworden ... Ich kann schon wieder etwas sehen.«
    Erschüttert und mit brennenden Augen stürzte Cam aus dem Zimmer. Sie musste Alex suchen. Aber sie war noch keine zwei Schritte weit gekommen, als Brianna sie

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