Dunkles Begehren
in das weiß glühende Feuer, das sein Bruder benutzte, um die
anderen beiden zu vernichten.
Erst in diesem
Augenblick begriff Gabriel, dass sein Bruder, der Todfeind des karpatianischen
Volkes, ihm einmal mehr in einer Schlacht beigestanden hatte. Francesca spürte
seine Schuldgefühle, seinen Zorn auf sich selbst, nicht die Gelegenheit
ergriffen und Lucian unschädlich gemacht zu haben. Er war so daran gewöhnt,
gemeinsam mit seinem Bruder zu kämpfen, dass seine Instinkte die Kontrolle
übernommen hatten. Ehe er sich auf Lucian stürzen konnte, verschwand dieser
spurlos. Es gab keine Nebelschwaden, keine Überbleibsel der Macht oder die
Flecken finsterer Leere, die Gabriel benutzen konnte, um dem Vampir zu seinem
Versteck zu folgen.
Als Gabriel alle
Spuren des Kampfes mit den drei Vampiren vernichtet hatte, ging er noch einmal
jede Einzelheit von Luci- ans plötzlichem Erscheinen durch. Den Klang seiner
Stimme, die Worte, die er gesprochen hatte. Lucian hatte ihm mehr informationell
über die Stadt und über die Verstecke der Verbrecher übermittelt, die die
Untoten oft zu ihren Sklaven machten.
Gabriel fluchte in
der uralten Sprache seines Volkes. Ich bin nutzlos.
Sag das nicht, Gabriel.
Du weißt doch, wa rum ich ihn
nicht getötet habe. Ich bin daran gewöhnt, seinem Beispiel zu folgen. Das weiß
ernnd benutzt nun diese Schwäche gegen mich. Wenn ich der Versuchung heute
Nacht widerstanden hätte, wäre ich gegen ihn im Vorteil gewesen.
Du hättest mit vier
Vampiren kämpfen müssen, Gabriel. Er hätte dich besiegt. Du wärst jetzt tot,
während ich in die Karpaten fliehen müsste, um dort unser Kind zur Welt zu b
ringen. Ein solches Risiko kannst du nicht eingehen. Allein der Gedanke
an Gabriels Tod erschreckte sie. Er war ein Teil von ihr, tief in ihrer Seele
verankert. Ohne ihn wäre ihr Leben trostlos und leer. Doch sie würde ihm nicht
einmal in die nächste Welt folgen können, denn sie trug ihre Tochter unter dem
Herzen und musste dafür sorgen, dass sie sicher das Licht der Welt erblickte.
Sie müsste fortgehen und beim Prinzen der Karpatianer Zuflucht suchen.
»Gabriel.«
Ängstlich flüsterte sie seinen Namen. Er durfte sie nicht allein lassen, nicht
nachdem er sie in die Welt zurückgebracht hatte, die sie bereits hatte
verlassen wollen.
Er hätte nicht zugelassen,
dass die anderen mich töten. Gabriel klang ruhig wie immer, seine Stimme spendete
Francesca Trost. Für ihn ist es ein Spiel. Kein anderer darf sich einmischen. Nur ich
habe überhaupt eine Chance, ihn zu besiegen. Es hätte ihm gefallen, wenn ich
ihn angegriffen hätte. Vermutlich ist er jetzt enttäuscht.
Die klare, schöne
Stimme erfüllte ihre Gedanken. Du bist weich geworden, Gabriel. Ich war auf einen
Angriff vorbereitet, doch du hast diese großartige Gelegenheit ungenutzt
verstreichen lassen.
Du sahst müde aus, Lucian. Ich
wollte mir keinen unfairen Vorteil verschaffen. Gabriel antwortete
mit sanfter Stimme. Du brauchst Ruhe, du befindest dich auf der Suche
nach einem Ort, an dem du diese Welt verlassen und ewigen Frieden finden
kannst. Sag mir, wo du bist, damit ich kommen und dir dabei helfen kann, die
lang ersehnte Reise anzutreten.
Francescas Herz
klopfte schneller, und der Gedanke flößte ihr so große Angst ein, dass sie
tatsächlich Übelkeit in sich aufsteigen fühlte. Sie wartete auf eine Antwort,
fürchtete, dass Lucian Gabriel zu sich rufen würde. Es wäre ein Kampf bis zum
Tode. Das wusste Francesca ganz sicher. Gabriel würde aus dem Kampf mit einem
so mächtigen Vampir niemals unverletzt hervorgehen.
Lucian quittierte
Gabriels Worte mit einem Lachen, das sich hässlich und abstoßend hätte anhören
müssen, doch es klang wie eine wunderschöne Melodie, die Gabriel und Francesca
mit Ruhe und Frieden erfüllte. Als er sprach, war es mit der Ruhe jedoch
vorbei. Du versuchst deine Stimme zu benutzen, um mich zu bannen, Bruder. Du
willst mir eine Falle stellen, doch ich glaube nicht, dass so etwas zwischen
uns möglich ist.
Ein Mal ist es mir gelungen.
Ja, mich mit dir in der Erde
einzuschließen war ein interessanter Schachzug. Ich hatte ihn nicht erwartet. Bewunderung lag
jetzt in der schönen Stimme.
Du hattest viel Blut verloren und warst geschwächt.
Jetzt versuchst du, mich zu
verärgern, in der Hoffnung, unsere Unterhaltung fortzusetzen, damit du meiner
Spur folgen kannst. Ich bin nicht in der Lage, Gefühle zu empfinden, Bruder,
nicht einmal Ärger. Ich muss ohne dieses kostbare Geschenk
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