Dunkles Begehren
ereilt.«
Gabriel nahm ein
eigenartiges Flüstern in seinen Gedanken wahr. Es war eine leise
Zurechtweisung. Gabriel benutzte seine Stimme nicht dazu, den Vampir zu
vernichten, wie er es hätte tun sollen. Der Blutverlust hatte ihn ermüdet. Der
Gestank des Todes erfüllte seinen Geist und sein Herz. Er war es leid, die
Männer, die einmal zu seinem Volk gehört hatten, immer wieder vernichten zu
müssen. Er würde es auch diesmal tun, weil es notwendig war, doch es gefiel ihm
ganz und gar nicht.
Plötzlich bedeckte
der Vampir seine Ohren mit den Händen und kreischte schrill. Er versuchte, die
samtige Stimme aus seinem Kopf zu vertreiben. Doch er konnte ihr nicht
entrinnen. Sie raubte ihm die Kraft und nahm ihm alle Fähigkeiten. Mit einem
letzten Wutgeheul spielte er seine Trumpfkarte aus. Er breitete die Arme aus
und rief nach seinen Kreaturen.
Sofort wimmelte der
Sumpf von unzähligen, riesigen Blutegeln, die auf Gabriel zuströmten.
Gleichzeitig war die Luft von Eulen erfüllt, die in einer schwarzen Wolke mit
ausgestreckten Klauen auf den Jäger zuflogen. Der Vampir versuchte zu fliehen
und stieß mit dem Karpatianer zusammen. Der Jäger schien aus dem Nichts aufgetaucht
zu sein. Seine Züge wirkten wie in Stein gemeißelt.
Der Vampir blickte an
sich hinunter und sah die Wunde in seiner Brust, dass verdorrte Herz, das in
der Faust des Jägers pulsierte. Der Mann verzog keine Miene, schien jedoch wie
ein Trugbild zu schimmern. Nur seine Faust war allzu wirklich. Der Vampir
schrie seinen Hass hinaus, während er sich auf den Jäger stürzte, um sein Herz
zurückzuholen. Doch er fiel in den schwarzen Morast, den er selbst erschaffen
hatte. Die Blutegel stürzten sich auf ihn und bedeckten seinen Körper.
Gabriel war dazu
gezwungen gewesen, sich aufzulösen, als der Vampir seine Lakaien herbeigerufen
hatte. Er hatte sich bis in die Wolken hinauf erhoben; nun sammelte er die
Energie und sandte einen glühenden Blitz zu Boden, um die Eulen und Blutegel zu
vernichten. Die verkohlten Kadaver der Raubvögel regneten auf den Sumpf hinab.
Gabriel entdeckte den Vampir, der im Sumpf lag. Er fragte sich, was der Untote
wohl im Schilde führen mochte. Warum täuschte er seinen eigenen Tod vor?
Dann entdeckte
Gabriel das Herz des Vampirs, das auf einem Stein lag. Lucian. Er hatte sich in
die Schlacht eingemischt, um alle anderen Kontrahenten auszuschalten. Gabriel
sah, dass der Vampir mit letzter Kraft auf sein Herz zukroch. Schnell zielte
Gabriel mit einem Blitz auf das Organ und verbrannte es zu Asche, damit sich
der Untote nie wieder erheben konnte. Mit einem letzten schrecklichen Zischen
wurde auch der Vampir von einem glühenden Blitz erfasst. Nun musste
Gabriel nur noch alle
Spuren der Vampire und des Kampfes verwischen. Der Sumpf würde eine Gefahr für
die Tiere und Menschen darstellen, sodass Gabriel kostbare Energie darauf
verwandte, ihn auszulöschen. Es kostete ihn viel Zeit, jede Spur des Bösen von
diesem Ort zu vertreiben.
Lucians Spiel würde
warten müssen. Gabriels Wunden pulsierten schmerzhaft. Zwar gelang es ihm, den
Schmerz zu verdrängen, doch seine Kräfte waren aufgezehrt. In dieser Nacht
würde er Lucian nicht mehr verfolgen. Dennoch war er seinem Zwillingsbruder
dankbar, dass er Seite an Seite mit ihm gekämpft hatte.
Als Gabriel sich auf
den Heimweg machte, wurde er von der Erschöpfung überwältigt. Er war müde und
durfte seine Verletzungen nicht länger ignorieren. Gabriel brauchte Blut und
Francescas Heilkräfte. Er war unendlich dankbar dafür, dass ein Zuhause und
seine Gefährtin auf ihn warteten.
Kapitel 17
Als er das Haus
betrat, wusste Gabriel, dass etwas nicht stimmte. Gefahr lag in der Luft.
Unwillkürlich suchte er nach Francesca und spürte ihre Furcht. Doch sie sorgte sich
um ihren Gefährten und ihr ungeborenes Kind, nicht um sich selbst. Schnell
glitt Gabriel durch das obere Stockwerk, während seine Füße kaum den Boden
berührten. Blut sickerte aus den tiefen Kratzern an seinem Arm, und die Wunde
in seiner Seite pochte bei jeder Bewegung. Die Schmerzen in seinen Rippen
nahmen ihm den Atem. Er war erschöpft, hatte beinahe alle seine Kräfte
verloren.
Natürlich hatte
Lucian sich diesen Augenblick für ihren Kampf ausgesucht. Gabriel wusste, dass
Lucian sich im Haus befand, es gab keine andere Erklärung. Nur sein Bruder war
mächtig genug, seine Anwesenheit zu verbergen. Gabriel verdrängte alle seine
Gefühle, die Angst um Francesca und Skyler, die Zweifel an
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