Dunkles Begehren
zum Wohle der Menschheit einsetzen sollten.
Die Umgebung wirkte
friedlich, doch der Wind verriet Gabriel, dass dem nicht so war. Der Vampir
lauerte in den Schatten, aufgebläht von seiner eigenen Macht, schier außer sich
vor Zorn. Gabriel roch das Blut, ehe er noch den leisen, erstickten Schrei
hörte, der einen Mord ankündigte. Der Wind erzählte ihm die traurige Geschichte
von Furcht und Tod. Das Adrenalin im Blut seines Opfers würde den Vampir
berauschen und erstarken lassen.
Der Untote hatte
gewusst, dass Gabriel ihn suchen würde. Er hatte seinen Köder ausgelegt und
wartete nun wie eine Spinne in ihrem Netz. Er hatte seine Opfer am Leben
gehalten und immer wieder terrorisiert, damit das Adrenalin reichlich floss.
Untote waren süchtig nach diesem Rausch. Sie glaubten, dadurch stärker und
unbesiegbar zu werden. Gabriel konnte das genaue Versteck des Vampirs nicht
ausmachen, denn es gab mehr als einen verdächtigen Ort, von dem eine finstere
Leere ausging.
Noch einmal überflog
er die Umgebung, ehe er sich auf die Erde begab. Als Gabriel den Boden berührte,
sank er in schwarzen Morast. Der Schlamm schien ihn unter die Oberfläche
ziehen zu wollen. Gleichzeitig schwamm etwas Großes, Schlangenartiges ungesehen
auf ihn zu. Schnell löste sich Gabriel in Nebelschwaden auf und vermischte
sich mit dem Dunst, der über dem Boden schwebte. Eine plötzliche Sturmböe trieb
die Nebelschwaden auseinander, um Gabriel daran zu hindern, wieder Gestalt
anzunehmen. Eine faulige, finstere Gestalt schoss durch den Nebel auf Gabriel
zu.
Doch sie traf auf
eine Barriere, ehe sie den Karpatianer noch erreichen konnte. Sie fiel vom
Himmel in den Morast hinunter, während Gabriel ihrem Fall auswich. Das
Ungeheuer, das im Schlamm verborgen war, griff sofort an, während Gabriel seine
Gestalt wandelte. Er hatte es nicht für nötig gehalten, eine Barriere zu
errichten, also musste er davon ausgehen, dass sein Zwillingsbruder abermals in
die Geschehnisse eingegriffen und sich schützend vor ihn gestellt hatte. Doch
Gabriel konnte seine Anwesenheit nicht spüren. Das war Lucians größte Gabe. Er
blieb unbemerkt, wo andere entdeckt wurden. Nicht einmal der Wind würde seine
Anwesenheit preisgeben.
Der Vampir stieß ein
Wutgeheul aus und schleuderte das schlangengleiche Ungeheuer, das er erschaffen
hatte, weit von sich. Dann kämpfte er sich aus dem Morast, während er sich
hektisch nach Gabriel umsah. Gabriel stürzte sich auf den Untoten hinab und
riss ihm die Kehle auf. Das Ungeheuer stieß einen Wutschrei aus, und gleich
darauf zuckten Blitze durch die Wolken, während die Luft von einer finsteren, bösartigen
Aura erfüllt wurde.
Sie griffen von allen
Seiten an. Geflügelte Ungeheuer stürzten sich auf Gabriel, schlugen mit ihren
Klauen und Schnäbeln nach ihm und landeten auf seinem Kopf und seinen
Schultern, um ihn in den schwarzen Morast zurückzutreiben. Ungerührt löste sich
Gabriel abermals auf und strömte auf den Vampir zu. Dann nahm er wieder seine
menschliche Gestalt an und stieß die Hand in die Brust des Vampirs, während er
noch mehrere Zentimeter über dem Boden schwebte.
Zwar gelang es ihm,
in die Brusthöhle des Ungeheuers vorzustoßen, doch der Vampir wich bereits
zurück. Seine Schreie waren so schrill und abscheulich, dass sie Gabriel in den
Ohren schmerzten. Um sich davor zu schützen, dämpfte Gabriel sofort das
Geräusch und warf es zu dem Ungeheuer zurück. Das giftige Blut des Vampirs
brannte auf seiner Hand. Er musste in Bewegung bleiben, um den geflügelten
Ungeheuern auszuweichen. Sie umkreisten ihn und stießen immer wieder auf ihn
nieder. Ständig versuchten sie, ihm das Gesicht zu zerkratzen und die Augen
auszuhacken, um ihrem Meister zu helfen.
Gabriel war geduldig.
Der Vampir hatte zwei schwere Verletzungen davongetragen, die ihm allmählich
seine Kräfte raubten. Das Ungeheuer im schwarzen Sumpf ließ sich kaum noch von
ihm kontrollieren. Blutgierig schnappte es nach seinem Schöpfer. Gabriel
verdrängte Schmerz und Erschöpfung völlig aus seinen Gedanken. Sein gesamtes
Wesen konzentrierte sich auf die Schlacht.
Als er sich wieder
anschickte, den Vampir anzugreifen, zuckte plötzlich ein Blitz vom Himmel. Da
Gabriel nicht gespürt hatte, wie sich die Energie zusammengeballt hatte, überraschte
ihn der glühende Strahl ebenso sehr wie den Vampir.
Der Blitz beseitigte
die geflügelten Ungeheuer in Sekundenschnelle. Verkohlt fielen sie in den
Morast. Sofort stürzte sich das Ungeheuer auf
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