Dunkles Begehren
fort.
»Du darfst nicht
versuchen, Brice zu heilen, ehe ich zurückkehre. Sein Blut ist vergiftet. Du
darfst dich nicht ohne Hilfe in seinen Geist versenken. Wenn ich nicht
zurückkehren sollte, musst du einen anderen Heiler um Hilfe bitten. Versprich
es mir, Francesca. Es wäre viel zu gefährlich für dich, es allein zu versuchen.
Du musst an unser Kind denken.«
Francesca warf ihm
einen vorwurfsvollen Blick zu. »Es ist nicht nötig, mich daran zu erinnern.
Außerdem möchte ich lieber nicht darüber nachdenken, dass du vielleicht nicht
zu mir zurückkehren könntest. Und ich habe niemals vergessen, dass ich unser
Kind unter dem Herzen trage. Unsere Tochter ist ein Wunder. Ich würde ihr Leben
niemals aufs Spiel setzen, nicht einmal für Brice. Doch du wirst heute Nacht zu
mir zurückkehren. Ich werde dich bald erwarten und möchte dann keinen einzigen
Kratzer an deinem Körper sehen. Und nun geh, und erfülle dein Schicksal.« Kurz
schmiegte sich Francesca an Gabriel und genoss es, seine männliche Stärke zu
spüren.
Sie hatte niemals
erwartet, ihn so sehr zu lieben, sich so sehr von ihm geliebt zu fühlen.
Gabriel hielt seine Empfindungen nicht zurück. Er begehrte sie mit einer
Leidenschaft, von der sie niemals zu träumen gewagt hätte. Doch es ging ihm
nicht allein um ihren Körper, sondern auch um ihre Gesellschaft, ihr Herz und
ihre Seele. Es gefiel ihm, ihre Gedanken zu teilen, mit ihr zu lachen, ihre
Weltanschauung kennen zu lernen. Er war so stolz auf sie und glaubte an ihre
Fähigkeiten.
»Gabriel.« Sie
hauchte seinen Namen, während sich ihr weicher Körper an seinen schmiegte. »Du
musst schnell zu mir zurückkehren.« Francesca dachte nicht einmal daran, ihn in
dieser schwierigen Situation verführen zu wollen, sie sehnte sich jedoch
schrecklich nach ihm.
Gabriel erfüllte
ihren Geist mit Liebe und Wärme, während er sie fest an sich presste. Dann ging
er davon. Als er die Küche erreichte, machte er sich unsichtbar und bewegte
sich blitzschnell als kalter Lufthauch.
Diesmal strömte
Gabriel unter der Tür hindurch hinaus in den Garten und schwang sich sofort in
die Luft. Er hatte einen Lakaien des Vampirs unschädlich gemacht und ihm eine
seiner Marionetten weggenommen. Der Vampir würde nun vor Zorn toben und war
leicht zu finden. Schon jetzt spürte Gabriel die Vibrationen des Bösen in der
Luft. Sie führten ihn direkt auf die Spur des Untoten.
Du benimmst dich wie ein
Anfänger, Gabriel. Der Vampir hat dir eine Falle gestellt,
Gabriel hielt nicht
inne. Lucians Stimme schien aus der Nähe zu kommen, und der Gedanke beunruhigte
ihn. Wenn Lucian in die Schlacht eingriff, war es nicht vorauszusehen, für wen
er Partei ergreifen würde. Hast du einen besseren Vorschlag?, entgegnete Gabriel.
Zieh dich zurück. Du solltest
dich nicht in eine Schlacht begeben, wenn der Feind schon auf dich wartet. Lucians Stimme
klang so leise und sanft wie immer, ohne die Spur einer Zurechtweisung.
Gabriel lächelte
unwillkürlich. Lucians Gegenwart war ihm so vertraut. Sie war ein Teil von ihm. Ich danke dir für
deinen Rat, mein Alter. Neckend erinnerte Gabriel seinen Bruder daran, dass
er einige Minuten älter war. Gabriel wich nicht von seinem Weg ab, war jedoch
wachsamer geworden. Er fürchtete sich nicht vor dem Kampf mit dem Vampir, doch
sein Zwillingsbruder war etwas anderes.
Du nimmst meinen Rat nicht an.
Dieser Vampir ist nicht so
mächtig wie die, denen wir in der Vergangenheit gegenüberstanden.
Er ist sehr alt und erfahren.
Gabriel unterbrach
die Verbindung und dachte über das Gespräch mit seinem Bruder nach. Was führte
Lucian im Schilde. Er änderte die Richtung und flog in einem Kreis, um das
Versteck des Vampirs von der anderen Seite zu erreichen. Immer wieder suchte er
die Umgebung ab. Er befand sich über einem Fluss, den eine große Brücke
überspannte. Zwei Rohre liefen am Ufer entlang und leerten ihren Inhalt in den
Fluss. Die Rohre waren sehr groß und von Schilf überwachsen. Gabriel spürte
die Anwesenheit des Vampirs. Eine finstere, bösartige Aura lag in der Luft.
Gabriel war nur allzu
vertraut mit dem üblen Gestank des Vampirs, dessen Abscheulichkeit
ihresgleichen suchte. Vampire waren die Meister der Illusionen und gaukelten
ihren sterblichen Opfern Schönheit vor, doch in Wahrheit waren sie hager, grau,
mit scharfen, fleckigen Zähnen. Gabriel spürte ihre Anwesenheit wie einen
Faustschlag. Er verabscheute die Pervertierung der Gaben, welche die
Karpatianer eigentlich
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