Dunkles Begehren
gealtert, weil ich mir solche Sorgen um dich gemacht habe. Wer war
dieser Mann?«
Er legte ihr den
Arm um die Schultern, und Francesca fühlte sofort, dass Gabriel nicht damit
einverstanden war. Karpatianische Männer gestatteten es niemandem, ihre Frauen
zu berühren. Gabriel hatte Jahrhunderte damit verbracht, Vampire zu jagen und
Sterbliche zu beschützen. Er verfügte über die Instinkte eines Raubtiers, war
jedoch auch mutig, höflich und elegant. Sie spürte, dass er sich darum
bemühte, sie zu verstehen, während seine Instinkte ihn dazu mahnten, seinen
Nebenbuhler auszuschalten. Francesca hatte schon beinahe vergessen, wie die
Männer ihres Volkes mit den Frauen umgingen. Beschützend. Besitz ergreifend.
»Sein Name ist
Gabriel, Brice. Es tut mir leid, ich wusste nicht, dass er dort sein würde,
sonst hätte ich dir von ihm erzählt.«
»Er sieht dich an,
als gehörtest du ihm.« Brice umarmte Francesca, da er plötzlich befürchtete,
sie bereits verloren zu haben. In ihrem Blick lag eine Wachsamkeit, die er dort
nie zuvor gesehen hatte. Francesca hatte sich verändert, doch Brice wusste
nicht, wie. »In welchem Verhältnis steht er zu dir?«
»Er ist mein
Ehemann. Ich hielt ihn für tot«, erklärte Francesca aufrichtig. »Für mich war
es eine viel größere Überraschung, ihn lebendig zu sehen. Es tut mir leid,
Brice, doch er war lange Zeit verschwunden. Ich hatte keine Ahnung, dass er
zurückkommen würde.«
»Du hast niemals
einen Ehemann erwähnt.« Brice klang schockiert.
Francesca nickte.
»Das weiß ich. Es ist schon lange her, und ich hatte mich damit abgefunden, ihn
nie wiederzusehen. Seine Rückkehr war ein Schock für mich, den ich erst einmal
verarbeiten muss.«
Brice schluckte
schwer. Francescas Erklärung hatte ihn so sehr mitgenommen, dass sie ihn
unwillkürlich zu beruhigen versuchte. Als sie die Hand ausstreckte, verschränkte
er sofort seine Finger mit ihren. »Was heißt das? Er kann doch nach all den
Jahren nicht einfach in deinem Haus auftauchen. Du weißt, wie ich für dich
empfinde. Hat man ihn offiziell für tot erklärt? Was bedeutet das für uns?«
»Ehrlich gesagt,
weiß ich im Augenblick nicht, was ich denken soll, Brice. Ich stehe noch immer
unter Schock.« Francesca konnte es nicht ertragen, Brice zu täuschen, also fuhr
sie fort: »Doch damit ändert sich einiges. Wie sollte es auch anders sein?
Gabriel wurde nie für tot erklärt.«
Brice wich zurück
und bedachte Francesca mit einem vorwurfsvollen Blick. »Du empfindest noch
etwas für ihn, nicht wahr?«
Francesca wich
seinem Blick aus. Sie hatte ein schlechtes Gewissen. »Er war mein Ehemann,
Brice. Was glaubst du?«
»Verdammt, Francesca!
Du hättest mich längst heiraten sollen. Schließlich hast du darüber
nachgedacht, das brauchst du nicht zu leugnen. Was macht es schon, dass er
zurückgekehrt ist? Er gehört nicht mehr zu deinem Leben.« Plötzlich blieb Brice
stocksteif stehen. »Er wohnt doch nicht etwa bei dir, oder?«
Francesca schwieg,
ohne Brice anzusehen.
Er schlug sich vor
die Stirn. »Francesca! Bist du denn von Sinnen? Du weißt doch nichts mehr über
diesen Mann. Wo ist er so lange gewesen? Weißt du denn überhaupt, was er getan
hat? Du scheinst ihn einfach bei dir aufzunehmen, als wäre nichts geschehen.
Vielleicht war er im Gefängnis. Ja, das wird es sein.« Brice umfasste
Francescas Arm und hielt sie zurück. »Ist es das? Hat er im Gefängnis gesessen,
und du schämst dich, es mir zu sagen? Du bist mir eine Erklärung schuldig.«
»Selbst wenn ich es
dir sagen wollte, könnte ich es nicht. Du lässt mich ja nicht zu Wort kommen«,
protestierte Francesca. »Wo Gabriel war und was er getan hat, geht nur ihn
etwas an. Diese Information schulde ich dir nicht.«
»Du hast mit ihm
geschlafen.« Es klang wie eine Feststellung.
»Das geht dich
nichts an.« Francesca hob das Kinn, und ihre Augen blitzten. Mochte sie sich
auch schuldig fühlen - sie würde es Brice nicht gestatten, sie auf diese Weise
zu strafen.
Schließlich war sie
immer ehrlich zu ihm gewesen. Mehr als ein Mal hatte sie ihn dazu ermutigt,
eine andere Frau zu finden, die ihn so liebte, wie er es verdiente. So sehr es
Francesca auch bedauerte, sie war nicht diese Frau. Sie konnte Brice ihr Herz
nicht schenken. Offenbar stimmte etwas nicht mit ihr. Etwas schien ihr zu
fehlen. Vielleicht war es gut gewesen, dass Gabriel sein Leben in andere Bahnen
gelenkt hatte. Er hätte schnell herausgefunden, dass ihn das Leben mit ihr
nicht
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