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Dunkles Begehren

Dunkles Begehren

Titel: Dunkles Begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Der
Doktor hat mich gebeten, dich zu besuchen. Ich dachte, wir können ihn
vielleicht bitten, uns eine Weile miteinander allein zu lassen.« Sie nickte
Brice zu.
    Er beugte sich vor,
und seine Lippen waren so dicht an ihrem Ohr, dass sie seinen warmen Atem
spüren konnte. »Ich werde nach ihrem Vater Ausschau halten. Wenn er dich hier
erwischt, weiß ich nicht, wie er reagiert.«
    »Glaubst du, er könnte
gewalttätig werden?«, flüsterte Francesca, da sie nicht wollte, dass Skyler
sie hörte. Das Mädchen konnte im Augenblick wirklich keine hässliche Szene mit
seinem Vater gebrauchen. »Erwartest du ihn etwa?«
    »Nicht in nächster
Zeit. Nachts betrinkt er sich meistens«, versicherte ihr Brice. Dann zwinkerte
er dem apathischen Teenager aufmunternd zu und verließ das Zimmer.
    Skyler lag
zusammengerollt im Bett. Ihr Haar war struppig und stand in alle Richtungen ab,
als hätte es jemand abgeschnitten, ohne sich um Akkuratesse zu kümmern. An
Skylers Schläfe entdeckte Francesca eine halbmondförmige, dünne Narbe, und ihr
Gesicht war von Blutergüssen übersät. Die Augen waren geschwollen, der Kiefer
schillerte in verschiedenen Grün- und Lilatönen.
    »Dein Name ist also
Skyler.« Francesca senkte die Stimme, die plötzlich weich und wunderschön klang
und in der sich ein sanfter Befehl verbarg.
    Francesca nahm die
schlaffe, von Narben gezeichnete Hand des Mädchens in ihre und suchte nach
einer telepathischen Verbindung. Sie wollte die Erinnerungen des Kindes betrachten
und herausfinden, was Skyler geschehen war, dass sie hier so apathisch im Bett
lag. Gleich darauf stürmte eine Flut von abscheulichen, gewalttätigen Bildern
auf Francesca ein. Tränen brannten in ihren Augen. Es war eine so entsetzliche
Qual gewesen! Sie spürte jeden Schlag, der das Kind getroffen hatte, jede
Verbrennung, jede Vergewaltigung, jeden Gewaltakt, jede einzelne quälende
Erfahrung, seelisch oder körperlich, als hätte Francesca selbst sie erleiden müssen.
Skyler hatte auch innerlich Narben davongetragen, die vielleicht mit der Zeit
verblassen, jedoch niemals heilen würden. Ihr eigener Vater hatte sie an
andere Männer verkauft, sie regelmäßig geschlagen, wenn sie sich zur Wehr
gesetzt hatte, und sie jedes Mal bestraft, wenn sie hatte davonlaufen wollen.
Er schlug sie, wenn sie weinte und wenn die Männer sie zurückbrachten und sich
darüber beschwerten, dass Skyler so teilnahmslos wie eine Holzpuppe war.
    Die Bilder waren
entsetzlich. Francesca sah Finger, die sich einen Weg in den kleinen,
zierlichen Körper erzwangen, Hände, die zu fest zupackten, Männer mit einer
Alkoholfahne, die sich über Skyler hermachten. Der Schmerz verschlug Francesca
den Atem, als sich die Männer an dem jungen Mädchen vergingen. Große kräftige
Fäuste trafen auf das kleine Gesicht, den zierlichen Körper. Der Albtraum nahm
einfach kein Ende und erzählte von dem grauenvollen Schicksal eines jungen
Mädchens, dem niemand half oder ein wenig Hoffnung gab. Eingeschlossen in einen
heißen, stickigen Wandschrank, eingeschlossen in ein eiskaltes Badezimmer.
Hungrig, durstig und immer von der Furcht geplagt, plötzlich wieder die
Schritte eines Mannes nahen zu hören.
    Francesca presste
sich die Hand auf den Bauch, als sich ihr vor Mitgefühl der Magen umdrehte.
Einen Augenblick lang musste sie befürchten, dass ihr tatsächlich übel werden
würde. Dieses Kind hatte nicht nur unendliche körperliche Qualen erlitten,
sondern auch jeglichen Lebenswillen verloren. Allmählich arbeitete sich
Francesca durch die überwältigende Verzweiflung in Skylers Gedanken. Sie machte
sich auf die Suche nach der wahren Skyler, die einmal existiert hatte, ehe man
ihr die Seele aus dem Leib geprügelt hatte. Skyler war einmal eine mutige
Kämpferin gewesen. Sie hatte das Leben geliebt, sich für Poesie interessiert
und an einfachen Dingen Freude gehabt, genau wie ihre Mutter. Skyler Rose hatte
ihre Mutter sie getauft. Eine wunderschöne Rose ohne Domen. Sie verfügte über
eine engelsgleiche Stimme, doch ihr brutaler Vater hatte diese Stimme zum
Schweigen gebracht. Dieser Mann stand einem Vampir in nichts nach. Er war
hinterhältig, grausam und gänzlich verdorben. Seine bloße Existenz verursachte
Francesca Übelkeit. Er lebte nur für Alkohol und Drogen, alles andere war ihm gleichgültig.
    »Höre auf den Klang
meiner Stimme, Skyler, nicht auf meine Worte.« Francesca ließ ihre Stimme durch
den Geist des Mädchens fließen und suchte nach der verborgenen,

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