Dunkles Begehren
befriedigte.
»Ist dir der
Gedanke gekommen, dass er vielleicht mit einer anderen Frau zusammengelebt hat?
Vielleicht ist er wieder verheiratet und hat Kinder, von denen du nichts
weißt.« Brice konnte die bösartige Bemerkung nicht zurückhalten.
Zornig blickte
Francesca ihn an. »Das ist unter deiner Würde, Brice«, murmelte sie leise.
»Francesca, bitte.
Du darfst das nicht tun.« Brice legte ihr den Arm um die Taille, doch als er
sie an sich ziehen wollte, bemerkte er, dass er eine Grenze überschritten
hatte.
Francesca fühlte
sich unbehaglich. Der Geruch seines teuren Rasierwassers verursachte ihr
Übelkeit. Das war seltsam, denn sie hatte sein Rasierwasser immer gemocht. Doch
nun dachte sie nur noch an Gabriels natürlichen, männlichen Duft. War das Teil
des Rituals? War es ihr unmöglich geworden, einen anderen Mann zu berühren?
Ungeduldig fuhr sie sich mit der Hand durchs Haar und stellte fest, dass ihre
Finger zitterten. Vielleicht gab es einen Weg, das Ritual zu widerrufen.
Schließlich hatte sie schon einmal das Unmögliche vollbracht und war mit den
Sterblichen im Sonnenschein spazieren gegangen. Obwohl Gabriel diese
Errungenschaft nun zunichte gemacht hatte, blieb doch die Tatsache bestehen,
dass sie etwas erreicht hatte, dass keinem anderen Karpatianer je gelungen war.
»Ich tue überhaupt
nichts, Brice. Denn ich weiß nicht, was ich tun soll. Schließlich bitte ich
dich nicht darum, auf mich zu warten. Immer wieder habe ich dir gesagt, dass du
dir eine andere Frau suchen sollst.« Nervös strich sich Francesca das Haar zurück.
»Ich liebe dich,
Francesca«, erklärte Brice unglücklich. »Ich werde mir keine andere Frau
suchen. Du bist die Frau, die ich will. Zwar gefällt mir der Gedanke an einen
Ehemann nicht, der in deinem Haus lebt, doch ich möchte nicht, dass du mich aus
deinem Leben ausschließt, weil du glaubst, ich könnte nicht damit umgehen.«
Francesca
schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht damit umgehen, Brice. Du weißt ja nicht,
wie verwirrt ich bin. Aber jetzt möchte ich nicht mehr darüber reden.
Vielleicht sollte ich mir nun die Patientin ansehen.«
Wieder packte Brice
ihren Arm und hielt sie auf. »Liebst du ihn ?«
Langsam atmete
Francesca aus. Sie wollte Brice gegenüber völlig aufrichtig sein. »Ich habe ihn
sehr lange nicht gesehen und kenne ihn nicht mehr. Und im Augenblick möchte ich
ihn auch nicht kennen lernen. Doch ich kann dir sagen, dass ich ihn für einen
sehr mutigen Mann halte. Ich bewundere ihn mehr als alle anderen. Er verdient
ein glückliches Leben, nur weiß ich nicht, ob ich ein Teil davon sein möchte.«
Im Stillen fluchte
Brice. »Du schuldest ihm gar nichts. Es interessiert mich nicht, dass er dein
Ehemann war. Es klingt fast so, als fühltest du dich ihm gegenüber
verpflichtet. Doch das ist Unsinn. Auch wenn er ein Geheimagent ist, der die
Welt gerettet hat, kann er nicht einfach zurückkehren und beschließen, dass er
dich will.«
Gabriel hatte
tatsächlich die Welt gerettet, vermutlich mehr als ein Mal. Und da sich nun ein
mächtiger Vampir in der Stadt aufhielt, würde er wieder sein Leben riskieren,
um die Sterblichen zu beschützen. Er hatte sein Glück geopfert, seine Familie
aufgegeben und die Fähigkeit verloren, Gefühle zu empfinden und Farben zu
sehen. Nicht nur sein Leben hatte er riskiert, sondern sogar seine Seele, nur
um Sterbliche und Karpatianer zu beschützen. Selbst sein eigenes Volk fürchtete
seine Macht. Er war einsam. Gabriel. Auch wenn sich Francesca gegen den Gedanken wehrte,
so empfand sie doch großes Mitgefühl mit ihm.
»Gabriel ist
anders, Brice. Ich kann es dir nicht erklären. Aber ich hatte einen
anstrengenden Abend und möchte dich bitten, dieses Thema jetzt fallen zu
lassen. Ich kann dir die Antworten nicht geben, nach denen du suchst. Wenn du
mich jedoch weiter drängst, wäre ich gezwungen, unsere Beziehung abzubrechen.«
Francesca rieb sich die pochenden Schläfen. »Was ist nun mit deiner Patientin?
Brauchst du meine Hilfe?«
Frustriert
schüttelte Brice den Kopf. »Nun gut, Francesca, wenn du es so willst. Wir reden
ein andermal darüber, aber ich wünschte, du würdest ihn einfach vor die Tür
setzen. Vielleicht kannst du ihn ja in einem Obdachlosenasyl unterbringen.«
Francesca wusste,
dass Gabriel vermutlich sehr wohlhabend war. Auch wenn er lange fort gewesen
war, hatte er sicher irgendwo Gold oder einen anderen Schatz versteckt. Außerdem
würde man seine Besitztümer für ihn bewachen. Falls
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