Dunkles Begehren
Leben
einzunehmen. Ein Teenager passte nicht in seine Zukunftspläne. Francesca kannte
viele Leute, war wohlhabend und bewegte sich in den besten Kreisen. Sie war
wunderschön, und die Sympathien von Männern und Frauen flogen ihr zu. Als ihr
Begleiter bei Wohltätigkeitsbällen und Partys war auch er ein Teil der
Gesellschaft geworden.
Gabriel regte sich.
Selbst das geringste Muskelspiel wirkte beängstigend. Er hatte etwas
Gefährliches an sich, obwohl Brice nicht genau wusste, was es war. Gabriels
Augen schienen nicht die eines Menschen zu sein. Immer wieder bemühte er sich,
den Blick von diesen schwarzen Augen abzuwenden, doch stattdessen schien er
nur noch tiefer in ihnen zu versinken. Gleich darauf schämte er sich. Brice
verspürte den unwiderstehlichen Wunsch, seine Worte zurückzunehmen. Er
räusperte sich und sprach, beinahe ohne es zu wollen: »Natürlich ist Francesca
der perfekte Vormund. Da gibt es gar keine Frage.«
Endlich gelang es
Brice, sich vom Blick der dunklen Augen zu befreien. Er hatte den Eindruck,
dass Gabriel im Stillen über ihn lachte. Erstaunt bemerkte Brice, wie er die
Fäuste ballte. Er war kein gewalttätiger Mann, doch in diesem Augenblick hätte
er am liebsten jemanden geschlagen. Außerdem be- schlich ihn das seltsame
Gefühl, dass Gabriel genau wusste, was er dachte, und ihn absichtlich
provozierte. Es lag in seinem Blick, seinem Lächeln, seinen gnadenlosen Augen.
Warum konnte Francesca nicht sehen, dass diese Augen so kalt waren wie der Tod?
Als Gabriel
lächelte, blitzten seine weißen Zähne. »Selbstverständlich ist Francesca der
perfekte Vormund. Das findest du doch auch, Skyler?« Seine Stimme klang leise
und sanft, so schön, dass Brice' Stimme im Vergleich schrill zu sein schien.
Doch es war mehr als das. Wenn Gabriel Francescas Namen aussprach, hätte Brice
am liebsten mit schweren Gegenständen um sich geworfen. In seinem Tonfall
klangen Vertraulichkeit und Besitzanspruch an.
Der Richter wandte
sich dem jungen Mädchen zu. »Stimmt das, Skyler, würdest du gern bei Francesca
wohnen? Es ist deine Entscheidung. Wenn du mir lieber allein antworten
möchtest, können wir das Zimmer räumen, dann würde nur ich hören, was du zu
sagen hast.«
Skyler schüttelte
den Kopf und zog ihren Wolf fest an sich. »Ich weiß, was ich will«, antwortete
sie leise, jedoch mit klarer Stimme. »Ich möchte bei Francesca leben.«
Der Richter
strahlte sie an, als wäre sie das begabteste Kind der Welt.
»Selbstverständlich. Ich sehe, dass du und Francesca bereits eine enge
Verbindung zueinander habt. Regeln Sie also diese Angelegenheit so schnell wie
möglich.« Er warf dem Anwalt und Brice einen strengen Blick zu.
Während Francescas
Anwalt nur ernst nickte, wand sich Brice vor Unbehagen. »Zuerst müssen wir über
Francescas Lebensumstände sprechen. Schließlich bin ich derjenige, der darüber
zu entscheiden hat, ob Skylers neue Umgebung geeignet ist, bevor ich sie
entlasse. Sie hat ein schreckliches Trauma erlitten. Ich weiß nicht, ob es für
ihre Genesung förderlich wäre, mit einem Mann im selben Haus zu leben.«
»Brice.« Francesca
legte all ihre Gefühle in seinen Namen. »Bitte zwinge mich nicht dazu, diese
Sache vor Gericht zu klären. Skyler und ich müssen so schnell wie möglich als
Familie zusammenleben.«
Aufgeregt fuhr sich
Brice mit der Hand durchs Haar. »Darum geht es doch gar nicht, Francesca. Aber
ich glaube, dass wir nichts überstürzen sollten. Es ist üblich, genauere
Erkundigungen einzuziehen, wenn jemand eine Vormundschaft beantragt. Ich
glaube nicht, dass es richtig wäre, in diesem Fall darauf zu verzichten, da wir
überhaupt nichts über deinen ... Freund hier wissen.«
»Aber Francesca ist
diejenige, die Skylers Vormundschaft beantragt«, erklärte der Richter, »nicht
Gabriel. Mr. Ferrier hat mir eine umfassende Akte über ihn zusammengestellt,
ich habe sie gelesen und glaube, dass er ein guter und anständiger Mann ist,
sehr geeignet, für ein Kind zu sorgen.«
»Was für eine Akte?
Ich habe keine gesehen«, protestierte Brice.
Wieder fand sich
der Richter gefangen in Gabriels eindringlichem, dunklem Blick. Er lächelte
freundlich. »Ich kann Ihnen versichern, dass ich die Akte genau studiert habe
und nun alles Nötige über Gabriel weiß. Es ist ein vertrauliches Dokument, das
der Öffentlichkeit nicht zugänglich ist.« Er sah Brice eindringlich an. »Ich
bin sicher, Sie vertrauen mir in dieser Angelegenheit.«
Gabriel
manipulierte den
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