Dunkles Begehren
das
Einverständnis ihres Vaters zu ihr gebracht hatte. Brice zwang sich dazu, das
Kind anzulächeln. Schließlich gelang es ihm immer, Frauen mit seinem Charme zu
bezaubern. Es war einer seiner größten Vorzüge. »Wir werden dich schon bald
entlassen können, junge Dame, das sollte dich freuen.« Dann warf er dem Richter
einen Blick zu. »Wenn es nichts mehr zu besprechen gibt, schlage ich vor, dass
wir Skyler jetzt ausruhen lassen. Sie ist sehr blass.«
Francesca beugte
sich vor und umarmte das Mädchen. »Es wird mir so viel Spaß machen, dein Zimmer
einzurichten. Ich weiß, was dir gefällt.«
Skyler fasste sie
am Arm und senkte ihre Stimme zu einem kaum hörbaren Flüstern. »Ich habe ein
Medaillon meiner Mutter in meinem alten Zimmer versteckt. Es ist hinter der
Täfelung neben meinem Bett. Ansonsten möchte ich nichts haben. Ich will nichts
von ihm.«
Francesca nickte
ernst. »Keine Sorge, Kleines, das Medaillon wird zu Hause auf dich warten. Ich
werde mich persönlich darum kümmern.« Sie flüsterte das Versprechen kaum
hörbar, als sie Skyler einen liebevollen Kuss auf die Stirn gab.
Gabriel streckte
die Hand aus, ohne auf Brice zu achten, und verschränkte seine Finger mit
Francescas, als gehörten sie zusammen. »Du musst noch die Papiere
unterschreiben, Liebste, dann werden wir für unsere junge Dame wohl einige
Geschäfte aufsuchen müssen.« Er schenkte Skyler ein strahlendes Lächeln, das
Francesca den Atem raubte. In diesem Augenblick liebte sie ihn. Sie liebte die
Art, wie er Skyler mit echter Zuneigung beruhigte. Sie spürte es in ihm.
Gabriel war ihr Gefährte und konnte sie nicht belügen oder über seine wahren
Gefühle täuschen. Er wünschte sich, dass Skyler ihr Leben teilte und unter
ihrem Schutz stand. Er wollte sichergehen, dass ihr nie wieder etwas zustieß.
Gabriel verfügte über große Güte.
Francesca ließ sich
von ihm aus dem Zimmer führen, den Korridor entlang, in ein Wartezimmer, in dem
sie die Formalitäten mit dem Richter und ihrem Anwalt erledigte. Gabriel blieb
an ihrer Seite, schweigend, doch unterstützend. Zwar versuchte er nicht, ihren
Blick zu erhaschen oder ihre Aufmerksamkeit zu erregen, aber Francesca konnte
an nichts anderes denken. Er war bei ihr, in voller Lebensgröße. Für sie bedeutete
Gabriel Leben und Lachen. Als Francesca daran dachte, musste sie unwillkürlich
lächeln. Wie hatte er es geschafft, in so kurzer Zeit solche Gefühle in ihr zu
wecken?
Als junges Mädchen,
vor vielen Jahrhunderten, war sie sehr selbstsicher und stolz gewesen. Sie
hatte gewusst, dass sie dazu geschaffen war, die Gefährtin eines
außergewöhnlichen Mannes zu sein. Und immer war sie stolz auf Gabriel gewesen,
selbst als sie geglaubt hatte, ihn nie wiederzusehen. Er war eine Legende, ein
großer Vampirjäger, unübertroffen von allen anderen. Die Sehnsucht nach einem
Gefährten konnte sehr stark sein, das hatte Francesca gewusst, sie war jedoch
davon ausgegangen, dass sich die Anziehungskraft im Laufe der Jahrhunderte
verringern würde. Daraufhatte sie sich verlassen. Sie presste die Lippen
zusammen und versuchte, sich auf die Worte ihres Anwalts zu konzentrieren,
dachte jedoch nur an Gabriel. Er erfüllte ihre Gedanken, ihre Sinne und
verwirrte sie gründlich.
Francesca sehnte
sich nach Ruhe und Frieden. Nach all den Jahren der Leere und Einsamkeit hatte
sie Ruhe verdient. Sie hatte sich nützlich gemacht und ihr Leben und ihre Gabe
nicht verschwendet.
Nein, Liebste, das hast du
nicht. Ich bin so stolz auf dich. Du hast so vieles erreicht, und nur Gutes
gewirkt. Während ich Leben genommen habe, hast du sie gerettet. Seine Stimme klang
leise in ihren Gedanken, erfüllt von Respekt und Bedauern. Als hielte er sich
ihrer Gesellschaft für unwürdig.
Sofort suchte sie
seinen Blick. Auch du hast Leben gerettet, Gabriel. Du bist der Wächter unseres Volkes. Du
weißt doch, dass du die Menschheit vor den Untoten bewahrt hast. Dafür hast du
sogar dein eigenes Glück aufgegeben.
Brice stand an der
Tür und beobachtete, wie Francesca Gabriel anblickte. Sie ahnte nichts von der
Tiefe und Intensität ihrer eigenen Gefühle, doch er, Brice, sah die Wahrheit in
ihren Augen. Es schien, als lebten Francesca und Gabriel in ihrer eigenen,
geheimen Welt. Sie schienen einander ohne Worte zu verstehen. Brice ballte die
Fäuste so fest, dass seine Fingerknöchel weiß wurden und er vor Zorn und
Enttäuschung zu zittern begann. Er hatte Francesca so lange umworben und ihr
seine Zeit
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