Dunkles Begehren
Hüftschwung bei jedem Schritt. Ihr Haar
reichte ihr bis zur Taille hinunter, wunderschön und glänzend. Sie war so
schön, dass es ihm den Atem raubte, obwohl er noch nicht einmal ihr Gesicht
gesehen hatte.
Der Reporter stand
still da und wusste nicht, was er unternehmen sollte. Er wünschte sich, die
Frau würde sich umdrehen, damit er sie sehen konnte. Woods wollte ihr folgen,
doch seine Füße waren plötzlich bleischwer. Er war aus einem wichtigen Grund
hergekommen, erinnerte sich jedoch nur daran, dass er einen Artikel über
krebskranke Kinder schreiben wollte. Es gab einen Arzt hier, mit dem er
sprechen musste. Kein Franzose, sondern ein Engländer mit einem eigenartigen
Namen.
Brice
Renaldo oder so ähnlich. Der Reporter kratzte sich am Kopf und wandte sich
entschlossen von der Krebsstation ab. Er fühlte sich verloren und sehr verwirrt
und schien nicht mehr genau zu wissen, was er tat.
Kapitel 10
Wie lange willst
mir eigentlich noch aus dem Weg gehen?«, fragte Brice, als er Francesca
einholte.
»Schmeichle dir
nicht so sehr, Brice«, entgegnete Francesca verärgert. »Dies ist kein passender
Augenblick für eine Auseinandersetzung. Ich habe gerade einen ausgesprochen unangenehmen
Reporter kennen gelernt. Er hielt mich für eine Art durchgedrehte Spinnerin.
Offenbar habe ich das dir zu verdanken.«
Immerhin machte
Brice ein beschämtes Gesicht, obwohl er versuchte, Francescas Vorwurf
abzuschütteln. »Ich habe nur die Wahrheit gesagt. Du hast meine Patientin
untersucht. Zu diesem Zeitpunkt war sie todkrank. Das steht völlig außer Frage.
Die Akten belegen den Krankheitsverlauf, und ich habe sie sehr sorgfältig
geführt. Danach waren alle Blutuntersuchungen negativ, Francesca. Sie ist
völlig geheilt. Ich habe das nicht vollbracht und weiß nicht einmal, wie es
geschehen konnte.«
»Also hast du mich
dem Reporter zum Fraß vorgeworfen und als verrückte Wunderheilerin hingestellt.
Du hast dafür gesorgt, dass meine Privatsphäre völlig zunichte gemacht wurde.
Willst du mich etwa so für dich gewinnen ?« Francesca warf den Kopf zurück,
sodass ihr schimmerndes, blauschwarzes Haar durch die Luft flog. »Ich bin im
Augenblick damit beschäftigt, deinen Reportern auszuweichen, Brice. Ich habe
jetzt keine Zeit, mich mit dir zu unterhalten.«
»Francesca, so war
es nicht. Komm schon, du kennst mich doch. Zugegeben, ich würde gern in die
Schlagzeilen kommen, aber ich habe den Reportern keinen Tipp gegeben.« Er
packte sie am Arm, um sie aufzuhalten. »Hör doch auf, vor mir davonzurennen,
Francesca, ich bin schon ganz außer Atem. Vielleicht waren es die Eltern des
Mädchens. Ihr Name ist Chelsea Grant. Ihr Vater ist ein Senator. Ich habe dich
ihrer Mutter gegenüber erwähnt, ohne länger darüber nachzudenken. Es gab keine
Hoffnung für Chelsea. Keine. Ihre Eltern wussten das. Ich war nicht der einzige
Arzt, der sie untersucht hat. Es gab eine ganze Reihe von Spezialisten vor mir.
Mrs. Grant hat Erkundigungen über dich eingezogen. Mehrere frühere Patienten
waren gern bereit, über dich und die Wunder zu sprechen, die du bei ihnen
gewirkt hast.«
Francesca blickte
auf Brice' Finger, die sich um ihren Arm gelegt hatten. Es hatte einmal eine
Zeit gegeben, in der seine Berührung ihr gefallen hatte. Jetzt ging er ihr auf
die Nerven. War sie so oberflächlich, dass sich ihre Gefühle von Tag zu Tag
änderten? Oder hatte sie sich eingeredet, etwas für Brice zu empfinden, weil
sie so einsam gewesen war? Sie hatte sich gewünscht, ihr Leben mit jemandem zu
teilen, ehe sie die ewige Ruhe suchte. Jetzt verstand Francesca, wie wichtig es
für Brice war, in der Presse gelobt zu werden und der Frau eines Senators einen
Gefallen zu erweisen. »Wichtig genug, mich zu verraten«, dachte sie laut. »Du
wolltest, dass sie dir einen Gefallen schuldet.«
»Es tut mir leid,
Francesca. Ich wollte das Beste für meine Patientin. Und zufällig hat diese
Patientin Eltern, die mir dabei helfen können, an das Krankenhaus meiner Wahl
zu wechseln. An einen Ort, an dem man meine Fähigkeiten wirklich zu schätzen
weiß.«
»Ich dachte, dir
seien diese Kinder wichtig.«
»Selbstverständlich
sind sie mir wichtig. Ich habe ihnen mein Leben gewidmet. Aber du verstehst
nicht, dass es ganz normal ist, sich einen guten Job zu wünschen. Du hast Geld,
Francesca. Du hast mehr als genug, obwohl du es mit vollen Händen verschenkst.
Ich dagegen muss mir meinen Lebensunterhalt verdienen. Es ist genauso
heldenhaft, einem reichen
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