Dunkles Begehren
wiederholte in Gedanken diese Worte und
hielt sie fest, voller Staunen über ein solches Wunder. Dann spürte sie
Gabriels Lippen an ihrer Stirn, seine Hand über ihrem Kind, und sie schloss
zufrieden die Augen, um sich zur Ruhe zu begeben.
Als sie erwachte,
war Gabriel bereits fortgegangen, um Lucians Spur aufzunehmen. Die Welt, in der
Francesca und Gabriel lebten, war voller Gefahren, solange sein Bruder noch in
ihrer Stadt sein Unwesen trieb. Francesca spürte Gabriel in ihren Gedanken,
spürte seine Wärme, und doch fröstelte sie, als sie durch die vertrauten Zimmer
ihres Hauses ging.
Tagsüber waren die
Lieferungen eingetroffen, unzählige Kisten und Schachteln verschiedener Größe.
Francesca hatte schon beinahe vergessen, wie viele Dinge sie für Skyler eingekauft
hatten. Doch sie genoss es, das Zimmer einzurichten und Skylers neue Kleider im
Schrank und in der Kommode zu verstauen. Mit großer Sorgfalt arbeitete sie an
dem schweren Quilt für Skylers Bettdecke und legte ihre ganze Liebe in jeden
einzelnen Stich.
Allmählich sorgte
sie sich um Gabriel. Aus seinen Gedanken erfuhr sie, dass Lucian wieder
zugeschlagen hatte. Die Polizei würde sich mit einem weiteren ungelösten
Mordfall konfrontiert sehen. Lucian warf Gabriel bewusst einen Köder zu, um
ihn in eine Falle zu locken, das spürte sie.
Francesca ging
durchs Haus, um verschiedene Dinge zu erledigen, ehe sie Skyler im Krankenhaus
besuchte. Sie telefonierte mit ein paar Organisationen, einigen Geschäftsfreunden
und alten Bekannten. Es war immer notwendig, den Schein zu wahren, besonders
jetzt, da sie für Skyler verantwortlich war.
Als Erstes musste
sie eine Haushälterin finden, der sie vertrauen konnten. Aidan Savage in den
Vereinigten Staaten hatte ihnen ein vertrauenswürdiges Ehepaar empfohlen, den
Sohn seines eigenen Angestellten, Santino, und dessen Ehefrau Drusilla. Sie
würden in Francescas Haus einziehen und Skyler tagsüber beschützen. Santino
wusste, dass Aidan ein Karpatianer war, und Aidan hatte Francesca versichert,
man könne den beiden vertrauen.
Zufrieden machte
sie sich auf den Weg zum Krankenhaus.
Als sie das Zimmer
betrat, schenkte ihr Skyler ein zögerliches Lächeln. »Ich dachte, du hättest
vielleicht deine Meinung geändert«, gestand das Mädchen. Wie immer hielt es den
Wolf in seinen Armen.
»Nein, das stimmt
nicht ganz«, erwiderte Francesca lächelnd. »Du hattest deswegen eine
Panikattacke. Allmählich nehmen unsere Pläne Form an, Kleines. Gabriel und ich
haben das Medaillon für dich gefunden. Es wartet in einem Schmuckkästchen in
deinem Zimmer. Wenn du nach Hause kommst, wirst du dort alles vorfinden, was du
brauchst. Nun musst du nur noch gesund werden. Isst du auch genug?«
»Ich versuche es«,
antwortete Skyler aufrichtig. »Es ist nicht leicht. Ich habe so lange kaum
etwas gegessen, sodass ich niemals hungrig zu sein scheine. Wo ist Gabriel?«
Francesca hielt es
für ein gutes Zeichen, dass sich Skyler nach Gabriel erkundigte. »Auf der
Jagd.«
Skyler schwieg
einen Augenblick lang. »Auf der Jagd?«, wiederholte sie. »Ich hätte nicht
gedacht, dass es ihm Spaß macht, andere Lebewesen zu töten.« Sie war
enttäuscht.
Offensichtlich
hatte Skyler eine große Vorliebe für Tiere. Francesca lächelte sanft. »Er macht
nicht Jagd auf Tiere, Kleines, sondern auf einige Sachen, die wir für dich
brauchen.« Sie strich Skyler das Haar aus der Stirn. Die Berührung war zärtlich
und beruhigend. Durch den körperlichen Kontakt konnte sie Skylers Empfindungen
und Gedanken lesen. Die Kleine hatte schreckliche Angst, obwohl sie sich alle
Mühe gab, tapfer zu sein. Die Zukunft flößte ihr Furcht ein, das Leben
ängstigte sie, doch vor Francesca und Gabriel fürchtete sie sich nicht. Skyler
war fest entschlossen, dem Leben eine zweite Chance geben.
»Ich kann nicht zur
Schule gehen«, platzte sie plötzlich heraus. »Ich kann nicht mit anderen
zusammen sein. Ich möchte nicht, dass mich jemand sieht.«
Francesca nickte
ernst. »Das verstehe ich, Kleines. Es ist wohl das Beste, wenn wir eine Weile
allein bleiben, nur wir drei und unsere Haushälterin. Ich werde ein Ehepaar
einstellen, das für uns arbeitet und auf dich Acht geben soll.«
Francesca nahm
Skylers Hand und ließ ihre besonderen Heilkräfte in den Körper des Mädchens
fließen.
»Jetzt musst du
dich aber ausruhen, junge Dame. Ich werde Brice darum bitten, dich so bald wie
möglich zu entlassen, doch du musst dabei mithelfen. Wenn es
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