Dunkles Begehren
Stimme mit.
Er hat mich noch nie im Kampf
besiegt, Liebste. Du solltest deinem Gefährten ein wenig mehr vertrauen. Lucian
ist ein sehr ungewöhnlicher Vampir, wie er auch ein ungewöhnlicher Karpatianer
war. Daher hat es keinen Sinn, darüber nachzudenken, was er als Nächstes
unternehmen wird. Denn er tut immer das Unerwartete. Er hätte ebenso gut
versuchen können, dich oder Skyler anzugreifen. Seine Intelligenz übersteigt
unser Fassungsvermögen, und seine Fähigkeiten sind tatsächlich der Stoff von
Legenden. Es ist unmöglich vorauszuahnen, was er im Schilde führt, aber er hat
dich und Skyler gefunden. Ich will nicht, dass du nun ohne meinen Schutz in die
Nacht hinausgehst.
Francesca war
plötzlich verärgert. Ich werde es diesem Vampir nicht gestatten, mein
Leben zu vereinnahmen, Gabriel. Dies ist meine Stadt. Ich liebe sie, es gibt
hier viele Dinge für mich zu wirken. Im Laufe der Jahrhunderte sind eine Menge
Vampire hierhergekommen. Es hat auch immer wieder karpatianische Männer hierher
verschlagen, aber ich habe stets so gelebt, wie es mir beliebte.
Lucian spielt gern seine
kleinen Spielchen, Francesca. Er muss sich ständig mit etwas beschäftigen. Doch
wenn du mit ihm spielst, darfst du nicht darauf hoffen zu gewinnen.
Ich werde mein
Leben nicht in Angst vor ihm verbringen. Francescas Stimme
klang herausfordernd für den Fall, dass der Vampir ihre Unterhaltung
überwachte. Zwar hielt sie es nicht für möglich, doch schließlich hatte sie es
auch für undenkbar gehalten, dass jemand ihren privaten telepathischen Pfad
entdecken könnte. Alle Karpatianer kommunizierten auf einem gemeinsamen
telepathischen Weg miteinander, doch es bestand ein Unterschied. Gabriel war
ihr Gefährte. Ihre telepathische Verbindung war persönlich und sehr
vertraulich. Niemand sonst hätte in der Lage sein sollen, sich in ihre private
Unterhaltung einzumischen. Lucian war tatsächlich einzigartig.
Als Francesca in
die Nacht hinaustrat und wieder in die Dunkelheit eintauchte, in der sie sich
wohl fühlte und in der sie frische Luft atmen konnte, ohne dabei das Leid
unzähliger Sterblicher wahrzunehmen, tauchte Gabriel plötzlich neben ihr auf
und legte ihr den Arm um die schlanke Taille.
Francesca blieb
beinahe das Herz stehen, so unerwartet war er aufgetaucht. »Ich dachte, du
wärst dabei, dir ein Alibi zu verschaffen.«
»Das war nicht
schwer, Liebste, ich habe einfach den Sterblichen, zu denen ich bereits
Kontakt hergestellt hatte, einige sehr lebhafte Eindrücke gesandt. Der Richter
und ich haben einen angenehmen Abend bei ihm zu Hause verbracht. Er spielt
Schach, hast du das gewusst? Selbstverständlich habe ich ihn besiegt, doch es
war ein sehr ausgeglichenes Spiel. Er glaubt, mir von seinem geschätzten Cognac
eingeschenkt und mit mir über alle möglichen Themen geplaudert zu haben. Da er
allein lebt, war es nicht schwierig, ihm diese Erinnerungen zu suggerieren.«
»Gab es einen
weiteren Mord?«, fragte Francesca, obwohl sie die Antwort schon kannte. »Es war
Lucian, nicht wahr? Was hat er vor? Was verspricht er sich davon?«
Gabriel zuckte die
Schultern, und das Spiel seiner kräftigen Muskeln war eine Andeutung seiner
immensen Körperkräfte. »Er will mich in das Netz locken, das er um sich
gesponnen hat. Sorge dich nicht, Liebste, er wird mich nicht am Tatort eines
seiner Verbrechen besiegen. Mag er auch durch seine Morde ein Gefühl der Macht
und Euphorie genießen, ich kenne ihn zu genau. Ich weiß, wie er Schlachten
schlägt, wie er seinen nächsten Schritt plant und ausführt. Er ist wesentlich
klüger als ein gewöhnlicher Vampir. Er verfolgt einen bestimmten Plan. Dies ist
erst der Anfang, wie ein Eröffnungszug beim Schachspiel.« Gabriel beugte sich
vor und atmete Francescas Duft ein. Die Sehnsucht danach, sein Gesicht an die
warme Haut ihres Halses zu schmiegen, war überwältigend. Er spürte die
Verlockung ihres Pulsschlags, ihr Blut, die Essenz ihres Lebens, die nach ihm
zu rufen schien. Er war erregt, und sein Hunger steigerte sich.
Es schockierte
Francesca ein wenig, wie stark ihr Körper auf den seinen reagierte. Jede Zelle
schien zu neuem Leben zu erwachen. Allein bei seinem Anblick breitete sich
sengende Hitze in ihrem Innern aus. Obwohl ein Vampir die Stadt unsicher
machte und Brice darauf aus war, Gabriel eines Mordversuchs zu bezichtigen,
konnte sie nur an Gabriel denken, an seinen starken Körper, die Wärme seiner
Haut, sein weiches langes Haar und die perfekt geschwungenen
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