Dunkles Begehren
Ordnung. Sie stand noch immer dicht neben Gabriel.
»Es ist schon in
Ordnung, dass du dich in diesem einen unwichtigen Punkt geirrt hast, ehe ich in
dein Leben trat«, bemerkte Gabriel mit betont ernster Miene. »Schließlich warst
du in allen anderen Dingen mehr als vernünftig.«
Francesca brach in
schallendes Gelächter aus und hätte die Balance verloren, wenn sie sich nicht
an Gabriel festgehalten hätte. »Ich kann nicht glauben, dass du nach
zweitausend Jahren noch immer ein solcher Dummkopf bist. Man sollte meinen,
du hättest inzwischen gelernt, wie man mit einer Frau spricht.«
Gabriel neigte den
Kopf zu ihr hinunter. »Liebste, möchtest du hören, wie ich mit dir spreche?« In
seiner Stimme lag der Sternenhimmel. Francesca erwiderte seinen Blick und
erkannte den Hunger darin. Es gab kein anderes Wort dafür. »Denn ich möchte
sehr gern mit dir sprechen.« Gabriel umfasste ihre Brust und strich mit dem
Daumen zärtlich über die aufgerichtete Spitze. »Hörst du, was ich in diesem
Augenblick sage?«
Francesca
erschauerte und legte die Arme um ihn. »Lass uns nach Hause gehen, Gabriel.
Skyler wird noch einige Tage im Krankenhaus bleiben müssen, und ich möchte jede
Minute mit dir allein genießen. Jede Minute.« Sie küsste ihn, angetrieben von
demselben Hunger, den sie in seinen Augen gesehen hatte.
Kapitel 11
Etwas Schreckliches
ging in der Stadt vor sich. Francesca konnte die Nachrichten kaum ertragen. Es
gab Serienmorde, Verstümmelungen, schreckliche Verbrechen, die überall in der
Stadt zu geschehen schienen. War es Lucian? War er verantwortlich für die
Welle von Gräueltaten, die ihr geliebtes Paris heimsuchte? Wenn sie und
Gabriel die Stadt verließen, würde er ihnen dann folgen? Doch es lag nicht nur
an den brutalen Morden, es war die Stimmung in der Stadt, als hätte sich das
Böse in ihr ausgebreitet. Etwas Finsteres und Bösartiges, das darauf lauerte,
sich zu erheben. Es schien die Stadt zu durchdringen, bis sogar die Einwohner
davon beeinflusst wurden. Überall brachen Schlägereien aus, es gab mehr
Autounfälle und Auseinandersetzungen.
Es war Francesca
wichtig, so viel Zeit wie möglich mit Gabriel zu verbringen. Sie wollte in
jeder atemberaubend schönen Nacht bei ihm sein. Sie wollte die frühen
Morgenstunden mit ihm genießen, ihn lieben und dabei seine glühenden Blicke auf
sich spüren, die das Feuer in ihrem Innern schürten. So oft wie möglich waren
sie zusammen gewesen, ohne dabei ihre Verantwortung für Skyler zu
vernachlässigen. Francesca war nicht bereit dazu, ihre Zeit mit Gabriel
aufzugeben, doch er war ein Jäger, und die Zeitungen berichteten, dass das Böse
seinen Weg nach Paris gefunden hatte. Nun musste Gabriel die Gefahr ausschalten,
die seine Familie bedrohte.
Lautlos trat er nun
hinter Francesca und legte ihr zärtlich die Hand in den Nacken. »Es ist nicht
nur Lucian, meine Liebste. Ich glaube, dass Skyler und du die Aufmerksamkeit
der Untoten erregt habt. Du versteckst dich nun nicht mehr. Ich habe dich der
Gefahr ausgesetzt, der du viele Jahrhunderte entgangen bist. Skyler ist noch
nicht volljährig, doch ihre telepathischen Fälligkeiten sind stark entwickelt,
und sie zieht sich nun nicht mehr in sich selbst zurück, wo sie sich bisher vor
der Welt versteckt hatte. Vampire suchen nach Sterblichen wie Skyler. Wir
müssen sie unbedingt sofort nach Hause bringen und sie beschützen.«
»Brice sagt, dass
sie noch einen Tag im Krankenhaus bleiben muss«, antwortete Francesca leise.
Sie genoss das Gefühl von Gabriels Berührung. Wenn er bei ihr war, spürte sie
ihn sehr intensiv. Seinen Duft, die Kraft in seinen Bewegungen. Und sie spürte
seine Sehnsucht nach ihr. Er musste sie immer wieder berühren, mit den Fingern
durch ihr Haar streichen, ihre Haut liebkosen. Die Verbindung zwischen ihnen
wurde immer stärker. Francesca genoss es, wenn er so wie jetzt hinter sie trat
und die Arme um sie legte, die Hände zärtlich über ihrem ungeborenen Kind
verschränkt.
Ihr Kind. Es wuchs in
Francesca heran, ein Teil von ihr und ein Teil von Gabriel. Ein Wunder, mit dem
sie nie gerechnet hätte. Gabriel glaubte, ein unverzeihliches Verbrechen begangen
zu haben, doch Francesca hätte vor Freude am liebsten geweint. Er hatte ihr ein
kostbares Geschenk gemacht, von dem sie nie zu träumen gewagt hätte. Im Stillen
musste Francesca über sich selbst lachen. Wie albern und kindisch war ihr Plan
gewesen, in der Morgendämmerung die ewige Ruhe zu suchen!
Sie war
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