Dunkles Blut: Thriller (German Edition)
gemacht hat, war, sich hinzuwerfen und mit den Fäusten auf den Boden zu hämmern.«
Steel hievte sich hoch. » Gut. Vielleicht flippt er ja noch so aus, dass er sich freiwillig vom Acker macht.« Sie knallte ihre Tasse auf den Tisch. » Wenn jemand nach mir fragt, ich bin draußen und rauche eine.«
Guthrie begann die Schränke zu inspizieren, während Steel die Hintertür mit der Schulter aufstieß und in den zugewucherten Garten hinausstapfte. » Gibt’s hier irgendwo Kekse?«
» Jetzt schon?« Butler schüttelte den Kopf. » Du hattest doch gerade erst drei Pasteten.«
» Hab eben ’nen schnellen Stoffwechsel.«
» ’n Bandwurm, würd ich eher sagen …« Sie brach plötzlich ab.
Jemand hämmerte an die Haustür. Dann wurde der Deckel des Briefschlitzes aufgeklappt, und eine Stimme rief hinein: » MR . KNOX ? RICHARD ? WAS MÖCHTEN SIE DEN FAMILIEN IHRER OPFER SAGEN ?«
» O Gott, nicht schon wieder.« Guthrie sah Butler an. » Wer ist dran?«
» Ich hab die letzten zwei übernommen.«
» Mist.« Guthrie schnappte seine Schirmmütze von der Arbeitsfläche, stülpte sie sich auf den Kopf und marschierte zur Haustür.
» RICHARD ? HÄTTEN SIE NICHT EINE CHANCE VERDIENT , IHRE EIGENE SICHT DER EREIGNISSE ZU SCHILDERN ?«
Logan sah zu, wie Guthrie die Haustür aufriss – so heftig, dass die Frau, die davor hockte, fast auf den Hintern gefallen wäre. Guthrie brauchte fast zwei Minuten, um sie loszuwerden – nach langem Hin und Her, Beschwerden wegen Einschränkung der Pressefreiheit, zwei Bestechungsversuchen und einer versteckten Drohung, dass die Sache für Guthrie noch Konsequenzen haben würde.
Dann stürmte sie über den verschneiten Gartenweg davon, mit einem Fotografen im Schlepptau.
Guthrie machte die Haustür wieder zu. » Blöde Daily Mail.«
Etwas schlug dumpf gegen das Holz, und Guthrie ließ resigniert die Schultern hängen. Er fluchte, setzte seine Mütze wieder auf und zog die Tür auf. Eine weiße Wolke stob auf, als der zweite Schneeball direkt neben ihm an die Wand patschte.
Logan konnte gerade noch sehen, wie die Reporterin von der Daily Mail hinter dem beigefarbenen VW von Sandy, dem mürrischen Fotografen, in Deckung ging.
Guthrie schrie: » He! Sie da!« und rannte hinter ihr her.
Logan machte die Tür zu.
Richard Knox bekreuzigte sich, stand auf und fuhr sich mit der Hand über die Augen. Das Zimmer war noch düsterer als gewöhnlich; die Vorhänge waren geschlossen, und das einzige Licht kam vom mittleren der drei Heizelemente des Elektro-Ofens, das einen schwachen orangefarbenen Schein verbreitete. Die beiden anderen waren kalt und dunkel.
Logan stand auf der Schwelle und spähte ins Wohnzimmer. Kein einziges Kaminfigürchen war mehr heil, die verblasste Tapete pockennarbig von den Einschlägen der Porzellangeschosse. Die Stehlampe lag in der Ecke; aus ihrem in der Mitte durchgebrochenen Holzständer ragten braune Drähte. Der kaputte Fernseher lag auf dem Rücken, der Couchtisch, dem zwei Beine fehlten, auf der Seite. Das Sofa hatte eine Armlehne eingebüßt und stand auf dem Kopf.
Das Einzige, was er nicht angerührt hatte, war sein elektrischer Hausaltar.
Logan stellte einen der Sessel wieder auf die Beine, rückte ihn vor den Heizofen und setzte sich. » Gefällt mir, wie Sie die Möbel umgestellt haben.«
Knox blickte sich nicht um. Seine Stimme klang leise und verschnupft. » Wie haben die mich gefunden?«
» Ihre alte Englischlehrerin hat Ihre Schulunterlagen verkauft.«
» Das war immer schon ’ne alte Hexe.« Er rieb sich wieder die Augen. » Schon mal überlegt, ob es sein kann, dass Gott mich vielleicht nicht mehr liebt? Dass er das alles tut, um mich zu bestrafen?« Er drehte sich um und trat auf den geschlossenen Vorhang zu. » Aber es ist eine Prüfung, nicht wahr? Das alles hier. Eine Prüfung meines Glaubens.«
» Wir müssen Sie an einen anderen Ort bringen.«
» Zum Beispiel ins Gefängnis.« Knox lächelte, wobei die eine Gesichtshälfte ganz knittrig wurde. » Es war eine Prüfung meines Glaubens, und als ich sie bestanden hatte, belohnte Gott mich dafür. Er hat gemacht, dass der Gefängnispsychologe mir helfen konnte, meine Kindheit zu verarbeiten. All die Dinge, die mich verwirrt haben, unterbewusst und so.«
Logan beugte sich vor. » Übrigens, hier in Aberdeen gibt es auch einen Psychologen, der Ihnen helfen möchte.«
» Wie zum Beispiel damals, nachdem Opa Joe im Schlaf gestorben war. Meine Mama war unten in der Küche und hat mit
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