Dunkles Blut: Thriller (German Edition)
ganze Nacht im Einsatz gewesen, trotzdem brach der Wagen immer wieder mal seitlich aus, wenn er über einen Placken schmutzigen Schneematsch schlitterte. Die wirbelnden Schneeflocken blitzten im flackernden Blaulicht auf, während das elektronische Iiiih-Aaaah der Sirene ihnen einen Weg durch den frühmorgendlichen Verkehr bahnte.
Steel tippte mit dem Finger auf Richard Knox’ Konterfei in der Zeitung. » Wie zum Teufel haben die rausgekriegt, wo er wohnt?« Sie warf Logan die Zeitung auf den Schoß. » Ruf ihn an.«
Logan sah auf das Foto hinunter. » Wen, Knox?«
» Nein, deinen Kumpel von der Presse, diesen Schmierfinken Colin Miller. Ich will wissen, wer ihm verraten hat, wo Knox ist, und ich will, dass derjenige einen Verkehrskegel in den Arsch geschoben kriegt!«
PC Guthrie drehte sich auf dem Beifahrersitz um. » Na ja, die Dinger laufen ja oben spitz zu, da hat er reichlich Zeit, sich dran zu gewöhnen –«
» Soll ich Ihnen eine scheuern?«
Guthrie drehte sich wieder nach vorne.
Logan steckte die Hand in die Jackentasche, fand aber statt seines Handys nur eine Handvoll Platinenschrott. » Verdammter Mist …« Er musste sich Steels Telefon borgen, um Colin anzurufen.
Die Stimme des Glasgower Journalisten war bei dem Sirenengeheul kaum zu verstehen. Logan steckte sich einen Finger ins Ohr und versuchte es erneut. » Ich sagte: Wer hat dir verraten, wo Knox wohnt?«
» … arschkalt, Mann. Kommt … Tee oder so …«
» Colin?«
» … vorher … an …«
» Hallo?« Logan deckte das Mikrofon mit der Hand ab. » Schalt die verdammte Sirene aus!«
PC Guthrie tat, wie ihm geheißen, und jetzt war nur noch das Dröhnen des Motors zu hören.
» Hallo?«
» Hallo? Bist du noch da?«
» Wer hat es dir verraten?«
» Das mit Knox? Privilegierte Quellen, journalistische Integrität und so weiter. Also, kommt ihr jetzt an einer Bäckerei vorbei oder was?«
» Komm mir nicht mit diesem Scheiß von wegen privilegierte Quellen. Hast du einen blassen Schimmer, was für einen Scheißschlamassel du da angerichtet hast?«
» Die Geschichte war im öffentlichen Interesse, Laz. Die Leute haben ein Recht darauf, zu erfahren, wenn ein Vergewaltiger in ihrer Nachbarschaft einzieht.«
» Es wird einen Aufstand geben, Mann!«
» Hättet ihr euch vielleicht mal überlegen sollen, bevor ihr ihn den armen Leuten in Cornhill vor die Nase gesetzt habt, oder?«
» Ich habe gar niemanden …« Logan fuhr sich mit der Hand über die Stirn und knirschte mit den Zähnen. » Wo bist du?«
» Vor Knox’ Haus und frier mir die Eier ab, was denkst du denn? Und wenn du schon beim Bäcker bist, bring doch ein paar Becher Tee und ein, zwei Steak Pies mit, ja?« Im Hintergrund waren gedämpfte Stimmen zu hören. » Ach ja, und Sandy hätte gerne Macaroni Pie oder Sausage Roll.«
» Ich geh nicht zum Bäcker, kapiert?«
» Dann würde ich dir vielleicht verraten, wo ich die Info herhab …?«
Logan sagte Butler, sie solle an der nächsten Bäckerei anhalten.
» Hast dir aber reichlich Zeit gelassen.« Colin Miller schwenkte auf seinem Sitz herum, als Logan auf den Rücksitz des uralten beigefarbenen VW stieg und die Tür zuknallte. Der Motor lief, sodass es im Auto immerhin warm war.
Der kahlköpfige Mann auf dem Fahrersitz drehte sich um und sah Logan missbilligend an. » Vorsicht mit dem Auto, ja?«
Colin grinste. Er war mal wieder wie aus dem Ei gepellt, mit einer nagelneuen Designerjeans und einer Lederjacke, die vermutlich mehr gekostet hatte als Logans Fiat. Eine muskelbepackte Action-Figur mit einem Hauch von Eau de Cologne. » Laz, das ist Sandy. Lass dich von seinen miserablen Manieren nicht täuschen, als Fotograf ist er unglaublich talentiert. Nicht wahr, Sandy?«
» Die Scheißkarre fällt eh schon fast auseinander. Haben Sie eine Ahnung, was es mich gekostet hat, die über den TÜV zu bringen?«
» Dann kauf dir halt zur Abwechslung mal ein anständiges Auto.« Colin streckte die Hände aus, die in schwarzen Lederhandschuhen steckten. Mehrere Fingergelenke waren steif, was die Finger wie verkrüppelte Krallen aussehen ließ. » Also … wo bleibt der Tee?«
Logan griff in die weiße Plastiktüte und nahm zwei mit Plastikdeckeln verschlossene Pappbecher heraus. » Milch, kein Zucker.« Er drückte Colin die Becher in die Hand und förderte dann noch zwei Papiertüten zutage, die vom Fett stellenweise durchsichtig waren.
» Gut gemacht, Mann!« Colin spähte in die Tüten und gab eine an den Fahrer
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