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Dunkles Blut: Thriller (German Edition)

Dunkles Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Dunkles Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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auf der Steppdecke seiner Oma im Elternschlafzimmer. Die Griffe seiner Plastiktüte ragten in die Luft wie Hasenohren.
    » Kommen Sie, Richard, Sie müssen schon mithelfen.« Mandy von SACRO stemmte die Hände in die Hüften; in der einen hielt sie ein weißes T-Shirt. Ein ramponierter Lederkoffer lag aufgeklappt am Fußende des Betts, mit einem kleinen Haufen Kleider darin.
    » Ich geh nicht weg.«
    Logan klopfte an den Türpfosten. » Wie sieht’s aus?«
    Mandy bedachte ihn mit einem finsteren Blick. » Was glauben Sie denn?«
    » Ich geh hier nicht weg. Das ist mein Haus. Sie können mich nicht zwingen, wegzugehen.«
    Sie knirschte mit den Zähnen, starrte eine Weile an die Decke und stürmte dann hinaus, wobei sie Logan im Vorbeigehen das T-Shirt in die Hand drückte. » Kümmern Sie sich doch um ihn.«
    » Ich geh nicht weg.«
    Logan rollte das T-Shirt zusammen und warf es im hohen Bogen in den offenen Koffer. Fünf Punkte. » Keine Diskussion.«
    Knox mochte ihm nicht in die Augen sehen. » Sie können mich nicht zwingen.«
    » Wollen wir wetten?« Die Vorhänge im Schlafzimmer waren geschlossen. Logan zog sie auf. So viel zu seiner Idee, Knox heimlich über die hintere Grundstücksmauer und durch den Nachbargarten fortzuschaffen. Auf allen drei Seiten standen Fotografen auf Trittleitern und hatten ihre Zoom-Objektive auf das Haus gerichtet. Diese armen Idioten. Da draußen war es bestimmt minus vier Grad kalt.
    Die Paparazzi im Garten gegenüber hatten ihre Belagerung offenbar irgendwann unterbrochen, um einen kleinen, leicht obszönen Schneemann zu bauen.
    Es dauerte nicht lange, bis jemand Logan am Fenster entdeckte und das Blitzlichtgewitter einsetzte. Er zog den Vorhang wieder zu.
    » Los, aufstehen, wir gehen.«
    » Ich hab Ihnen doch gesagt, ich gehe nirgendwohin.« Knox drückte die Stirn auf die Knie. » Warum hört mir denn niemand zu?«
    » Na schön. Richard Knox, ich verhafte Sie wegen –«
    » Das können Sie nicht machen!«
    » Da draußen ist eine aufgebrachte Menschenmenge, und das Haus wurde schon einmal angegriffen. Indem Sie hierbleiben, heizen Sie die Stimmung weiter auf – und das heißt, dass ich Sie wegen Störung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung verhaften kann.«
    » Aber –«
    Logan nahm seine Handschellen heraus. » Betrachten Sie es als eine göttliche Prüfung.«
    Schweigen. Dann wälzte sich Knox vom Bett und riss eine Schublade in einer antiken Kommode auf. Diverse alte Klamotten wanderten in den Koffer: Hemden, Socken, Unterhosen mit Eingriff.
    Logan sah ihm beim Packen zu. » Sie sind also auf der Flucht vor dem organisierten Verbrechen, ja?«
    Der kleine Mann, der gerade ein Netzhemd in den Koffer legen wollte, erstarrte. » Wer hat Ihnen das erzählt?«
    » All die Jahre hat Mad Mikey für Sie gesorgt, und jetzt ist er tot. Ich kann mir vorstellen, dass sämtliche Gangster von Tyneside sich einen Anteil von seiner Notreserve sichern wollen.«
    Knox zuckte mit den Achseln. Er nahm einen altmodischen grauen Anzug aus dem Schrank und legte ihn sorgfältig in den Koffer. » Am Ende nimmt Gott uns alle zu sich, nicht?«
    » Also, wenn ich auf den Millionen irgendeines Gangsters sitzen würde –«
    » Das erzählt man sich also über mich? Dass ich Michael Maitlands Barreserven hätte?« Ein Dutzend gedeckte Krawatten folgten dem Anzug.
    » Stimmt das denn nicht?«
    » Fast hätt’ ich’s vergessen …« Er verschwand im Bad. Logan hörte ihn im Spiegelschrank herumwühlen, und kurz darauf kam er mit einer verstaubten Flasche Old Spice zurück. Er wickelte sie in eine Unterhose ein und legte sie behutsam neben den Anzug in den Koffer. Dann klappte er den Deckel zu.
    Steel steckte den Kopf herein, das Handy ans Ohr gedrückt. Sie nahm es herunter, hielt es an die Brust und fragte: » Ist unser kleiner Vergewaltiger reisefertig?«
    Logan nickte, und sie hob das Telefon wieder ans Ohr.
    » Ja … Ja, er ist so weit.« Dann war sie weg, und sie hörten sie die Treppe hinuntertrampeln.
    Knox blickte sich in dem schäbigen Zimmer um. Er seufzte. » Ich war hier einmal glücklich, vor langer Zeit.«
    » Wollen Sie eine Decke?«
    » Was?«
    » Für über den Kopf, wenn wir Sie vorne rausbringen. Wollen Sie eine Decke?«
    » Oh …« Er strich mit der Hand über die verblasste, von Katzenkrallen zerrupfte Tagesdecke, unter der seine Großeltern es jeden Freitagabend getrieben hatten. Knox zog sie vom Bett und legte sie sich um die Schultern. Dann griff er nach der

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