Dunkles Blut: Thriller (German Edition)
an.«
Knox lächelte, was sein Gesicht noch spitzer aussehen ließ – wie eine rasierte Ratte. Dann kritzelte er eine lange Zutatenliste auf einen Zettel, den er Harry in die Hand drückte. » Dann machen wir’s aber auch gleich so, wie es sich gehört. Ist doch was ganz anderes als das fertige Zeug aus dem Glas.«
» Klingt gut – bin gleich wieder da.«
Knox wartete, bis die Küchentür ins Schloss fiel. » Sie können mich nicht leiden, stimmt’s?«
Mandy zuckte mit den Achseln. » Wie kommen Sie darauf?«
» Die Art, wie Sie mich anschauen. Als ob ich noch sitzen würde. Einer von den › Dreiundvierzigern ‹ , die von den anderen abgeschottet werden. Ein mieses Schwein, das gern alte Männer vergewaltigt.«
» Ich will nur, dass niemand Angst haben muss.«
» Das bin ich nicht mehr. Gott hat im Gefängnis zu mir gesprochen. Ich hab dagestanden und zugesehen, wie dieser Rupert auf dem Flur verblutet ist, und ich dachte, vielleicht hatte er ja die richtige Idee, nicht wahr? Sie hatten ihm acht Jahre aufgebrummt, weil sein Computer voll mit Fotos war. Fotos aus dem Internet, auf denen man sieht, wie kleine Jungen gevögelt werden. Er hat einen Rasierer genommen, die Klinge rausgebrochen und sich die Adern vom Ellbogen bis zum Handgelenk aufgeschlitzt. Konnte mit der Scham und der Schuld nicht mehr leben …«
Knox’ Augen fixierten einen Punkt zwischen dem PVC -Boden und seinen Knien. Er biss sich auf die Unterlippe.
» Vielleicht hatte Ihr Freund ja wirklich die richtige Idee.«
» Und in diesem Moment hab ich Seine Stimme gehört. › Richard ‹ , sagt er, › Richard, du bist eins von meinen Geschöpfen, und ich liebe alle meine Geschöpfe. Es spielt keine Rolle, was du in der Vergangenheit getan hast, nicht wahr, denn etwas von mir ist auch in dir. Ich hab dich schließlich auf diese Erde gesetzt, damit du mein Werk tust, oder? Das kannst du doch nicht alles wegwerfen, wie dieser Idiot da. ‹ «
» Ich dachte immer, Gott redet so wie in der Bibel – nicht mit Ausdrücken wie › Idiot ‹ und so.«
Knox blickte auf, starrte sie unverwandt an aus seinen kleinen Rattenaugen. » Es ist alles Gottes Werk, nicht wahr? Alles, was wir tun, dient seinem Plan.«
» Auch, alte Männer zu vergewaltigen?«
» Krieg, Hungersnot, Pest und Tod. Er hat das alles geschaffen. Ethnische Säuberungen, Selbstmordattentäter, Dürren, globale Erwärmung, Aids, Schweinepest, Tsunamis, Erdbeben … Wenn Sie alle Menschen nehmen würden, die in den letzten hundert Jahren gestorben sind, und die Leichen alle übereinanderlegen würden, dann würde der Stapel viereinhalb mal bis zum Mond reichen.« Ein kleines Lächeln. » Ist uns nicht gegeben, seine Wege zu ergründen, nicht?«
Mandy wusste nicht, wer ihr unheimlicher war, Richard Knox oder sein Gott.
Julie hockt mit untergeschlagenen Beinen am Kopfende des Hotelbetts und schaut Fernsehen. Es läuft dieser 24-Stunden-Nachrichtensender von Sky, und irgendein Typ mit Plastikfrisur schwafelt mit ernster Stimme über die Situation in Afghanistan.
Tony nimmt noch einen Schluck aus seinem Becher. Der billige Brandy brennt in der Kehle, aber gleich darauf verwandelt sich die Schärfe in wohlige Wärme. Ob Julie es wohl merkt, wenn er sich noch ein Briefchen Koksbrause nimmt? Wahrscheinlich schon. Dann gibt es aber ein richtig fettes Feuerwerk.
Na, muss er sich wohl mit dem Supermarkt-Brandy begnügen.
Neil kommt ins Zimmer gepoltert, beladen mit großen braunen Papiertüten vom KFC um die Ecke. Der Geruch nach frittierten Hühnerteilen erfüllt den kleinen Raum. » Saukalt, Mann …« Er lädt die Tüten auf dem Bett ab und schält sich aus seiner Jacke.
Julie blickt auf. » Schätzchen, du versaust den ganzen Teppichboden mit Schnee.«
» Ist echt wie am Nordpol da draußen.«
Sie streckt ihren Fuß aus, der in einer rosa-grün gepunkteten Socke steckt, und wackelt mit den Zehen. » Ich hab keine Schuhe an, Darling.«
Neil erstarrt. Er rafft seine Jacke auf und eilt ins Bad. Kommt wieder raus mit einem Arm voller Handtücher und wirft sie auf den nassen Teppichboden. » Sorry.«
Tony hält die Luft an, wartet auf die Explosion, aber Julie zuckt nur mit den Achseln und wendet sich wieder dem Fernseher zu.
Neil macht eine der Tüten auf und späht hinein. » Wer wollte Maiskolben?«
Julie hebt die Hand, und Neil reicht ihr ihr Essen.
» Danke, Baby.«
Für Tony gibt es eine Fully Loaded Box mit Bohnen als Beilage. Oder das » Fettsack-Special«, wie Neil es
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