Dunkles Blut: Thriller (German Edition)
den Vorhang wieder zuzuziehen. Das zerspringende Fenster. Weitere Aufnahmen der Menge.
Logan lehnte sich auf dem Sitz zurück. » Mist. Das wird eine Ewigkeit dauern.«
» Nimmt er es sehr schwer?«
Mandy, die mit Harry im Flur stand, zuckte mit den Achseln. » Ich glaube, er vermisst seinen elektrischen Heizofen.«
Knox war im Wohnzimmer; er kniete vor dem Fenster und betete. Das Licht hatte er ausgeschaltet, aber von draußen drang ein schwacher gelblicher Schimmer herein, begleitet vom fernen Rauschen des Verkehrs auf der North Deeside Road.
Es war eine hübsche kleine Wohnung, eine von der Sorte, wie sie gerne in diesen Verschönerungs-Shows vorgestellt wurden, wo das Vorher immer wesentlich besser aussah als das Nachher.
Drei Schlafzimmer, Küchenzeile, Flachbildfernseher und Zentralheizung. Paradiesisch.
Harry trat von einem Fuß auf den anderen. » Möchtest du eine Tasse Tee oder so? Ich mach sowieso welchen, ist kein Problem.«
» Kaffee. Schwarz, zwei Stück Zucker.«
Er nickte. » Ist doch schön, wenn man’s wieder richtig warm hat, nicht? Nach den Kühlschranktemperaturen in dem anderen Haus.«
» Mit dem Schimmel- und Modergestank.«
Harry grinste. » Und den Pilzen, die unter der Küchenspüle gewachsen sind.«
» Alles in Flammen aufgegangen.«
Schweigen.
» Also …« Harry nestelte an einem losen Hemdknopf herum. » Ich hätte ja gedacht, dass es ihn ein bisschen mehr … mitnehmen würde. Ich meine, war ja schließlich das Haus seiner Großeltern, nicht?«
Mandy trat einen Schritt zurück und machte die Wohnzimmertür zu. Wenn Knox sich durch das Wohnzimmerfenster davonschleichen wollte – na, dann viel Glück. Die Wohnung war im vierten Stock, also würde er sich bei dem Sturz wahrscheinlich das Genick brechen. Und damit allen Beteiligten eine Menge Zeit und Ärger sparen.
Sie folgte Harry in die Küche und sah zu, wie er den Wasserkocher füllte und einschaltete. » Ich bin immer noch nicht glücklich mit den Sicherheitsmaßnahmen.«
» Tja, nun.« Er zuckte mit den Achseln. » Morgen werden sie die Überwachungskameras draußen anbringen. Die eine Nacht werden wir doch so klarkommen, oder? Möchtest du einen Keks?«
» Was ist, wenn nebenan ein alter Opa wohnt?«
» Schoko- oder Karamellwaffel?«
» Haben wir auch HobNobs?«
Harry reichte ihr die Keksdose. » Selbst wenn es ihn wieder überkommt, er kann doch nichts tun. Nicht, solange wir beide hier sind und die beiden von der Übergangsbegleitung draußen in ihrem …« Harry räusperte sich, dann setzte er ein Lächeln auf. » Richard, möchten Sie auch ein Tässchen?«
Knox stand in der Tür und wischte sich mit dem Ärmel über die Augen. » Meine Mama ist in dem Haus zur Welt gekommen.«
» Mandy hat Schokokekse …«
Der dürre kleine Mann schöpfte zitternd Luft und nahm sich dann einen Orangen-Riegel. » Irgendwie ist’s auch eine Erleichterung, nicht? Auf gewisse Weise …« Er wickelte den Riegel aus. » Hat einen an die Vergangenheit gefesselt, nicht wahr? All die Geister, die mich festgehalten haben … Ja. Vielleicht ist es ja besser so.«
» So ist’s recht.« Harry löffelte das bitter riechende braune Granulat in drei Becher und kippte kochendes Wasser darauf. » Auf zu neuen Ufern, wie?«
» Sagen Sie« – Knox machte den Kühlschrank auf und warf einen Blick hinein – » ehe wir uns morgen wieder was kommen lassen, könnte ich uns doch ein Krabbencurry zaubern – müsste bloß irgendjemand schnell einkaufen gehen. Ich hab das Gefühl, dass ich seit Monaten keine anständige hausgemachte Mahlzeit mehr gegessen habe.«
Mandy stieß die Kühlschranktür wieder zu. » Vielleicht später. Sie müssen doch erst mal Ihre Sachen auspacken.«
Knox starrte einen Moment lang auf den PVC -Boden, während seine Wangen sich tiefrot verfärbten. Dann zuckte er mit den Achseln. » Wenn Sie meinen.«
Harry legte ihm die Hand auf die Schulter. » Morgen kriegen wir wieder Besuch von Babs und Paul. Ich kann sie bitten, unterwegs beim Asda zu halten und die Krabben und so weiter zu besorgen. Ich persönlich esse gerne mal ein gutes Curry, du nicht, Mandy?« Er starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an. Als ob sie ein schlechtes Gewissen haben müsste, weil sie Knox seinen kleinen Auftritt als Küchenchef missgönnte.
Manchmal konnte Harry ganz schön nerven.
Er nickte, als ob sie sich alle einig wären, dass das eine tolle Idee sei. » Okay, sagen Sie mir einfach, was Sie brauchen, dann rufe ich Babs
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