Dunkles Blut: Thriller (German Edition)
durfte?«
Logan zuckte mit den Achseln. » Ich war ziemlich –«
» Ach, vergiss es, dann mach ich es eben.« Doreen zog das Telefon heran und begann zu wählen. » Hallo? Ja, ich rufe an wegen eines kleinen Mädchens, das gestern Abend vorübergehend in Pflege genommen wurde …«
PC Butler steckte den Kopf zur Tür herein. » Sind Sie so weit, Sarge?«
Logan raffte sämtliche Papiere zusammen und steckte sie wieder in die Mappe. » Haben Sie einen Wagen bekommen?«
Butlers Miene trübte sich. » Raten Sie mal.«
Der Fiat schaltete ächzend vom zweiten in den dritten und dann heulend vom dritten in den vierten Gang, und den fünften verweigerte er total. » Wissen Sie«, sagte Butler und zerrte den Schalthebel wieder zurück, » ich kenne da ein paar Leute, die könnten einen kleinen Kabelbrand inszenieren, wenn Sie möchten? Als Versicherungsfall?«
» Ich werd’s im Hinterkopf behalten.« Viel würde dabei allerdings nicht herausspringen – die Kiste hatte ihn schließlich nur zweihundert Pfund gekostet. Logan fuhr mit dem Finger über das Armaturenbrett und hinterließ eine saubere graue Linie im Staub. » Sagen Sie, wenn Sie ein Gangster wären –«
» Cool.« Butler grinste. » Darf ich diesem schleimigen Widerling DS MacDonald die Kniescheiben zerschießen?«
» Halten Sie einfach den Mund und hören Sie zu, okay? Angenommen, Sie wären ein Gangster, und irgendein Polizist hätte Sie gerade um gut anderthalb Millionen an Drogeneinnahmen gebracht. Er hat drei von Ihren Leuten einkassiert, die auf ihren Prozess warten, und wenn sie als Kronzeugen auftreten, wäre das für Ihre sonstigen geschäftlichen Aktivitäten eine sehr schlechte Nachricht. Was würden Sie tun?«
Sie dachte nicht eine Sekunde nach. » Sie umlegen. Ein paar durchgeknallte Typen in den Knast schmuggeln, die die Schweine abstechen. Und damit die Botschaft aussenden: Niemand verpfeift mich.«
Logan sah sie an. » Und wenn die drei loyal sind?«
» Ist das Risiko nicht wert. Man muss das Krebsgeschwür rausschneiden, ehe es sich ausbreitet.« Sie bremste vor einer Kurve ab, und die Reifen rumpelten über eine holprige Mischung aus Schneematsch und Eis. » Und dann knöpfst du dir das Bullenschwein vor.«
Logan drehte sich wieder zum Fenster um. » Genau das hatte ich mir auch gedacht.«
» Ist er schon wach, Babe?«
» Weiß nicht. Meinst du, er tut nur so?«
» Lässt sich feststellen.«
Ein stechender Schmerz durchzuckt Detective Superintendent Graeme Danbys Brustwarzen. Er reißt die Augen auf und brüllt. Oder versucht es wenigstens. Sein Mund ist zugeklebt. Und er hat irgendetwas über dem Kopf, das alles Licht schluckt und alle Geräusche dämpft. Er schaukelt mit dem Oberkörper vor und zurück, sein Brustkorb brennt wie Feuer.
» Kommt doch immer wieder gut, der Titty-Twister.«
Scheiße, Mann, tut das weh.
Dann wieder die Stimme der Frau. » Hallo, Schätzchen, erinnerst du dich an mich?«
Graeme will zurückweichen, aber er sitzt auf irgendetwas – kann die Arme und Beine nicht bewegen … Ein Stuhl? Und es ist eiskalt hier.
Er hatte … Er hatte den weißen Frotteebademantel an, den er im Schrank seines Hotelzimmers gefunden hatte – mit den dazu passenden Pantoffeln in einer kleinen Plastiktüte. Aber jetzt spürt er einen schneidenden Luftzug an seinem nackten Bauch und an den Oberschenkeln.
Er hat nicht einmal eine Unterhose an.
Er ist an einen Stuhl gefesselt, splitterfasernackt, mit einem Sack über dem Kopf.
Und vor ihm steht sie.
Graeme versucht sich aufzusetzen, den Kopf geradezuhalten. Nicht zu zittern.
» Du bist ein unartiger Junge gewesen, nicht wahr, Danby?« Eine männliche Stimme, Newcastle-Akzent.
Und dann rammt jemand Graeme die Faust in die Magengrube. Er krümmt sich zusammen – jedenfalls, soweit es ihm mit den an den Stuhl gefesselten Handgelenken möglich ist. Er versucht, in den Pausen zwischen den stechenden Schmerzen zu atmen, und die Luft pfeift in seiner brennenden Nase. Alles riecht nach heißem Kupfer.
» Wir wissen nämlich, was du so getrieben hast, Babe. Du und dein Vergewaltigerfreund.«
O Gott, nicht kotzen. Wenn du kotzt, dann erstickst du. Du wirst hier sterben, nackt an einen Stuhl gefesselt und mit einem VERDAMMTEN SACK ÜBER DEM KOPF !
Langsam richtet er sich wieder auf, die Augen fest zusammengekniffen. Schluckt es hinunter.
» Neil? Sei so freundlich, Darling. Ich befrage ungern jemanden, dessen Augen ich nicht sehen kann.«
Jemand fingert an dem Sack
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