Dunkles Blut: Thriller (German Edition)
Kartondeckel auf und fischte eine Flasche Grant-Wodka heraus, genau wie die in der Küche, nur voll. Unter dem Fenster waren drei weitere Kartons gestapelt. Steel schaute hinein – noch mehr Wodka. » Was denkst du – geklaut?«
Logan deutete mit einem Nicken auf ein Dutzend Großpackungen Durex-Kondome. » Entweder das, oder er hatte vor, es am Wochenende mal so richtig krachen zu lassen.«
Steel lugte in einen anderen Karton. » Tagebücher.« Sie warf eines auf eine Kiste Tabak und klappte es auf. Die Seiten waren zerknittert und verschmiert, eng bekritzelt mit Kugelschreiber. Steel starrte den Text an, trat einen Schritt zurück und versuchte es erneut, indem sie ein Auge zukniff. » Was für eine elende Sauklaue.«
Logan sah ihr über die Schulter. » Solltest mal zum Augenarzt gehen.«
» Ich brauch keine Brille.«
» Wie du meinst.«
Zugegeben, Steve Polmonts Handschrift war tatsächlich grauenvoll. Die Buchstaben gingen alle ineinander über, jedes zweite Wort war durchgestrichen, die Ränder mit Anmerkungen vollgekrakelt. » Hör dir das an: › G und Y sind heute total ausgeflippt – haben rausgefunden, dass jemand sich was von den Lieferungen abgezweigt hat. Hab gesehen, wie A deswegen J eine Abreibung verpasst hat. Muss eine Weile die Finger davon lassen. ‹ Datiert auf Sonntag.«
» Was noch?«
» Irgendwas über ein Telefongespräch …« Die Schrift wurde immer ungleichmäßiger, bis das Ganze nur noch ein chaotisches Gekritzel war. » Muss gesoffen haben, während er das geschrieben hat.«
Steel schlug Logan auf den Arm. » Habs dir doch gesagt, dass ich keine Brille brauche. Wer sind › G ‹ und › Y ‹ ?«
» Keine Ahnung. › A ‹ könnte Andy sein – der Kleiderschrank mit der Glatze?« Logan versuchte mit seinen eingetüteten Händen umzublättern und scheiterte kläglich. » Wie wär’s, wenn du mir hilfst?«
» Woran ist denn dein letzter Sklave gestorben?« Sie wühlte schon in der nächsten Kiste herum und förderte stapelweise Computerspiele zutage, alle noch in glänzende Plastikfolie eingeschweißt. » Bock auf das neue Resident Evil?«
» Das wäre unethisch.«
» Da haben Sie vollkommen recht, Sergeant, was hab ich mir nur dabei gedacht.« Sie richtete sich auf und ließ ein Videospiel in Logans Jackentasche gleiten, um dann noch ein paar in ihrer Handtasche verschwinden zu lassen. » Machen wir uns doch nichts vor, wenn Polmont das Zeug bei Malk the Knife geklaut hat, wird Malk ja wohl kaum auf dem Revier aufkreuzen und sein Eigentum zurückverlangen, oder? Dieser Krempel gammelt doch nur ein halbes Jahr in der Asservatenkammer rum und wird dann bei der Polizeiauktion verscherbelt. Oder gleich geschreddert. Ist ’ne Win-win-Situation.« Sie klappte ihre Tasche zu. » Na schön, zurück aufs Revier. Wir besorgen uns einen Durchsuchungsbeschluss, kommen wieder her und finden dann dieses Zeug offiziell.«
Logan stand einen Moment lang da, starrte die ganzen Wodkaflaschen an und fragte sich, ob er nicht ein paar davon in Gewahrsam nehmen sollte, wo er schon einmal hier war.
» Kommst du?«
» Oh … ja.« Er fummelte in seiner Jackentasche herum, zerrte das Videospiel heraus und warf es in den Karton zurück. » Das hab ich schon.«
Steel verdrehte die Augen. » Du bist echt so ein Tugendbold.«
Sie hatte ja keine Ahnung.
12
Logan ließ noch eine Handvoll Penne in den Topf mit kochendem Wasser gleiten. Im Schein der Dunstabzugsbeleuchtung sahen die elfenbeinfarbenen Nudeln aus wie Stücke von Fingerknochen.
Nebenan im Wohnzimmer plapperte der Fernseher vor sich hin – die Channel-4 -Nachrichten berichteten über die neuesten Skandale im schottischen Parlament, während Logan sich zur Abwechslung mal an der Zubereitung des Abendessens versuchte.
Kurz nach halb sieben, und Samantha war noch immer nicht aufgetaucht. Wahrscheinlich schob sie wieder mal eine Doppelschicht. Na, jedenfalls würde sie Augen machen, wenn sie nach Hause käme. Pasta und so eine spezielle Sauce, mit Käse überbacken. Ein Dankeschön dafür, dass sie versprochen hatte, die Analyse der DNS -Proben einzuschieben, die sie in ihrem kleinen Labor im Präsidium unter Logans Fingernägeln herausgekratzt hatte.
Er warf noch einmal einen Blick in das Rezept, das er sich heruntergeladen hatte, und kramte dann eine verstaubte Auflaufform aus der hintersten Ecke des Küchenschranks hervor. Ein simples Essen zubereiten – das konnte doch nicht so schwer sein, oder?
Eine Zwiebel hacken, in Öl
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