Dunkles Fest der Leidenschaft
zu geben scheint.
Pass auf dich auf, Mikhail. Sag Shea, dass ich sie demnächst besuchen komme. Worüber willst du mit Jacques sprechen?
Jetzt fühlte sie seine Erheiterung. Über Gregori als Weihnachtsmann, umgeben von einer Schar lieber Kinderchen.
Kapitel 2
M ikhail beugte sich vor und gab Shea Dubrinsky einen Kuss auf die Wange. »Du siehst ein bisschen schwanger aus, meine Liebe.«
Seine Schwägerin pustete sich ein paar rote Haare aus dem Gesicht. »Ein bisschen schwanger, ach ja? Wenn dieses Baby nicht bald kommt, explodiere ich noch, glaub mir.«
»Du siehst außerdem erhitzt aus. Stimmt etwas nicht?« Er schaute sich nach seinem Bruder um. Jacques wich kaum jemals von der Seite seiner Gefährtin.
Ein langsames Lächeln stahl sich auf Sheas Gesicht. »Er ist in der Küche – und backt.«
Mikhails Augenbrauen schossen hoch. »Ich habe mich wohl verhört?«
»Nein, hast du nicht. Mein Rücken tut mir schon den ganzen Abend weh, und ich habe Probleme mit dem Rezept. Das Schlimmste ist, dass die meisten Rezepte von Raven, Corinne und mir stammen. Es sind Lieblingsgerichte aus Ravens Kindheit und ein paar, an die ich mich erinnern konnte. Den Rest hat Corinne beigesteuert. Und jetzt kriege ich es nicht hin! Es ist beschämend, es zuzugeben, aber ich scheine zu emotional zu sein. Ich weine ständig, deshalb hat Jacques das Backen übernommen.«
Mikhail, der plötzlich einen Frosch im Hals spürte, wandte sich höflich ab, um sich zu räuspern. »Jacques kocht?«
Ihr Lächeln wurde breiter. »Na ja, zumindest versucht er es. Bis jetzt waren unsere Bemühungen noch nicht unbedingt von Erfolg gekrönt, und ich glaube, er lernt ein paar neue Wörter dazu.« Sie legte den Kopf zur Seite, sodass ihr leuchtend rotes Haar um ihr Gesicht fiel und ihren klassischen Knochenbau betonte. »Möchtest du ihm nicht helfen? Nur zu, er wird begeistert sein, dich zu sehen.« Sie verdrehte die Augen. »Seine Majestät hat mir den strikten Befehl erteilt, mich eine Weile hinzulegen.«
Mikhail runzelte die Stirn. »Dann tu das, Shea, und zwar sofort. Du hast noch keine Wehen, oder? Ich lasse lieber Francesca und Gregori kommen, damit sie dich untersuchen.«
»Ich bin Ärztin, Mikhail«, erinnerte Shea ihn, »und ich wüsste es, wenn ich Wehen hätte. Ich bin nahe dran, und wahrscheinlich geht es bald los, doch noch ist es nicht so weit.« Sie machte eine anmutige Handbewegung, bevor sie auf die Geheimtür zuging, die in den Keller führte. »Ich verspreche dir, dass ich die beiden sofort rufe, falls ich sie brauche. Ich würde nie das Risiko eingehen, dass dem Baby etwas zustößt. Ich bin bloß müde.«
Mikhail beobachtete, wie sie verschwand, ehe er durch das weitläufige Haus zur Küche ging. In der Tür blieb er wie angewurzelt stehen und starrte seinen Bruder entgeistert an. Eine weiße Wolke schwebte in der Luft und ließ feine Partikel wie Schneeflocken auf den Boden rieseln. Überall war Mehl – auf dem Boden ebenso wie auf den Tellern und Schüsseln, die sich auf der Arbeitsfläche und im Spülbecken türmten. Jacques stand am Küchentisch. Er hatte sich eine Schürze umgebunden, und eine Puderschicht aus weißem Mehl bedeckte sein Gesicht, hing in seinen Augenbrauen und Wimpern und überzog sein tiefschwarzes Haar.
Mikhail brach in schallendes Gelächter aus. Selbst bei Raven, über die er sich oft amüsierte, ließ er nur selten dieses tiefe, volle Lachen hören, aber der Anblick seines sonst so grimmig wirkenden Bruders, der jetzt über und über mit Mehl bestäubt war und offensichtlich Blut und Wasser schwitzte, war sogar für ihn zu viel.
Jacques fuhr herum. Seine Augen funkelten bedrohlich, und seine Miene war so finster, dass sie selbst den mutigsten und stärksten aller Krieger eingeschüchtert hätte. Eine dünne weiße Narbe, das beredte Zeugnis seiner Vergangenheit, zog sich um seinen Hals und verlief von dort bis über sein Kinn und seine Wange. Es war bei Karpatianern extrem selten, dass von ihren Wunden Narben zurückblieben, doch Jacques' Körper mit der dünnen Narbe um seine Kehle und dem hässlichen Mal auf seiner Brust, wo ihm ein Holzpflock tief ins Herz gerammt worden war, trug die Zeichen einer brutalen Folter und würde sie wahrscheinlich immer tragen. »Das ist nicht komisch.«
»Doch, sehr sogar«, entgegnete Mikhail. Soweit er sich erinnern konnte, war es das erste Mal, dass er seinen Bruder so ratlos erlebte. Shea hatte Jacques nicht nur das Leben gerettet und ihn vor dem Wahnsinn
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