Dunkles Fest der Leidenschaft
daran denken, dass unsere Feinde früher oder später unsere Frauen und Kinder angreifen werden. Und welche Gelegenheit wäre besser als diese Weihnachtsfeier, wenn so viele von uns an einem Ort zusammen sind?«
»Raven hat recht, Mikhail. Nach dem letzten Anschlag auf dein Leben brauchen wir alle etwas, das uns aufheitert. Ich gebe zu, ich bin unruhiger als sonst, aber ich nehme an, das liegt daran, dass die Geburt unseres Kindes immer näher rückt.«
»Mag sein«, murmelte Mikhail. »Mag sein.«
»Ich glaube nicht, dass unsere Feinde es schaffen, sich schnell genug zusammenzuscharen, um einen neuerlichen Angriff auf uns zu starten, Mikhail, doch wir werden natürlich alle Vorkehrungen zu unserer Sicherheit treffen.« Jacques rollte den Teig mit mehr Schwung als Können aus und warf eine Hand voll Mehl darüber, sodass erneut eine weiße Staubwolke aufstieg.
Mikhail konnte seinen faszinierten Blick nicht von dem seltsamen Gebilde losreißen, das unter den Händen seines Bruders entstand. »Wo ist Shea jetzt?« Er senkte seine Stimme noch mehr.
»Ich hoffe stark, dass sie sich hingelegt hat. Es geht ihr nicht besonders gut.«
»Möglicherweise sind die Vampire noch nicht so weit, aber das Syndikat, das sich gegen uns verschworen hat, hat uns hier in den Bergen bereits aufgespürt. Diese Leute haben Spione, und es ist durchaus möglich, dass sie von unserem Treffen Wind bekommen haben. Einer oder mehrere von den Einheimischen müssen in ihrem Sold stehen. Und wir dürfen natürlich nicht vergessen, dass der dunkle Magier noch am Leben ist.«
Jacques' eiskalte schwarze Augen glitzerten bedrohlich und erinnerten Mikhail daran, dass sein Bruder auch mit Shea als Gefährtin immer noch ein sehr gefährlicher Mann war. Das weiße Mehl, das sein Gesicht bestäubte und an den Spitzen seiner Wimpern hing, verminderte den Eindruck tödlicher Gefahr, der von ihm ausging, nicht im Geringsten. »Wir sollten regelmäßig Streifzüge durch die Stadt und die Umgebung unternehmen und uns gründlich umschauen.«
Mikhail sog scharf den Atem ein und musste sofort husten, als Mehlpartikel in seine Lungen drangen. Er mochte die meisten Dorfbewohner, war mit einigen wenigen gut befreundet, und der Gedanke, ständig in ihr Inneres und damit in ihre Privatsphäre einzudringen, war ihm unangenehm. Doch es war unumgänglich.
Jacques warf ihm einen finsteren Blick zu. »Damit werde ich schon fertig.«
»Du weißt genauso gut wie ich, dass unsere Feinde eine Möglichkeit gefunden haben, uns daran zu hindern, ihre Anwesenheit zu entdecken. Unsere Nachbarn ständig zu beobachten oder bewusst ihr Blut zu nehmen, um sie überwachen zu können, heißt, ihnen die Intimsphäre zu nehmen, auf die sie ein Recht haben. Wir würden ein derartiges Eindringen in unser Privatleben auch nicht wollen.« Es war eine alte Diskussion, aber er führte sie immer wieder, um sich selbst in Erinnerung zu rufen, was falsch und was richtig war.
»Wir haben mehr als das Recht, wir haben die Pflicht, unsere Frauen und Kinder zu beschützen, Mikhail, und das sollte ich dir eigentlich nicht sagen müssen. Du hättest Raven mittlerweile dreimal fast verloren.«
Mikhail bändigte das wilde Tier, das sich in seinem Inneren aufbäumte. Es würde zu nichts führen, eine sinnvolle Diskussion zu einem Streit ausarten zu lassen. Jacques' Argument war genauso stichhaltig wie seines, und letzten Endes würden sie tun, was nötig war, um ihr Volk zu schützen.
Mikhail studierte die grimmige Miene seines Bruders. Jacques war knapp davor gewesen, den Verstand zu verlieren, als Shea ihn gerettet hatte, und selbst nach all den Jahren mit ihr lauerten die Dämonen immer noch sehr dicht unter der Oberfläche. Bei der leisesten Andeutung, dass Shea in Gefahr sein könnte, rührte sich das wilde Tier in ihm, und jeder in Jacques' Nähe war in Gefahr.
»Jacques?«
Beide drehten sich beim Klang von Sheas Stimme um. Sie stand in der Tür, ihr leuchtend rotes Haar wie eine Wolke um ihr Gesicht, in dem vor allem die strahlend grünen Augen auffielen, auch wenn jetzt dunkle Schatten unter ihnen lagen. Ich
habe gefühlt, dass du mich brauchst. Was ist los, wilder Mann ? Sie klang leicht belustigt, hüllte ihn aber gleichzeitig mit Wärme und Liebe ein.
Jacques holte tief Luft und zwang sich, ruhiger zu werden, als ihm klar wurde, dass er seinen geistigen Zugriff auf Shea unbewusst verstärkt hatte. Auf andere wirke ich ganz normal, aber ohne dich bin ich immer noch völlig aus dem
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