Dunkles Fest der Leidenschaft
erzwingen, doch ich weiß, dass ein Karpatianer die Fähigkeit hat, eine karpatianische Frau an sich zu binden. Ich möchte Karpatianerin werden und dadurch voll und ganz Gabriels und Francescas Kind sein, aber ich will mich nicht den Gesetzen eurer Welt unterwerfen.«
Ihr ist nicht klar, dass ihr Gefährte des Lebens sie auch an sich binden könnte, solange sie noch ein Mensch ist. Mikhail wandte sich an Raven, weil er sich auf einmal sehr hilflos fühlte. Warum haben Francesca und Gabriel und sogar Lucian ihr diese Information vorenthalten?
»Skyler«, bemerkte er laut. »Ein Karpatianer muss seine Gefährtin des Lebens über alles andere stellen. Er würde für dein Wohlergehen sorgen, Geduld mit dir haben. Du bist noch jung. Du hast keine Ahnung, wie du in ein paar Jahren darüber denken wirst.«
»Ich weiß es.«
»Und du würdest einen Karpatianer, einen, der jahrhundertelang treue Dienste geleistet hat, zum Tod verurteilen – oder schlimmer noch: zum Dasein eines Untoten?«
»Seine Entscheidungen haben nichts mit mir zu tun.«
»Und was ist mit dem Volk der Karpatianer? Unsere Art ist nahezu ausgestorben. Wir können ohne Frauen und Kinder nicht existieren. Eine Frau kann einen Mann retten und ein Kind zur Welt bringen.«
»Ich sehe, wie sehr Francesca manchmal kämpfen muss, um sich selbst treu zu bleiben, und sie ist eine starke Persönlichkeit. Gabriel ist sehr wachsam und lässt sie nur ungern ohne seine Begleitung fortgehen.«
Mikhail schirmte sein Bewusstsein sofort mit einer geistigen Barriere ab, um zu verhindern, dass Raven seine Gedanken las. Gabriel musste befürchten, dass ihre Feinde die Frauen angreifen würden, und trotzdem hatte er Skyler erlaubt, allein durch den Wald zu gehen. Oder etwa nicht? »Hast du Gabriel gegenüber erwähnt, dass du uns besuchen willst?«
Skyler scharrte mit ihrer Stiefelspitze auf dem Küchenboden. »Kann sein, dass ich es vergessen habe. Er war damit beschäftigt, Francesca zu helfen, Pfefferkuchen für das Haus zu backen, das wir für die Kinder basteln wollen.«
Raven, die schweigend den Truthahn mit Bratensaft übergoss, dachte über Skylers Befürchtungen nach. »Wogegen muss Francesca kämpfen, Skyler?«, fragte sie.
Skyler zuckte die Schultern. »Wogegen musst du kämpfen?«
Mikhail war leicht schockiert über die Erwiderung des jungen Mädchens. Sie klang viel zu abgeklärt für ihr Alter, und das allein barg eine Gefahr, an die er noch nicht gedacht hatte. Wenn Gabriel und Francesca an die potenziellen Risiken gedacht hätten, bevor sie Skyler in ihre Heimat brachten, hätten sie ihm gegenüber erwähnt, wie weit das Mädchen war. Sie war erst sechzehn – nach karpatianischem Standard praktisch ein Wickelkind, aber ihre Erfahrungen hatten sie über ihre Jahre hinaus reifen lassen. Rein äußerlich und auch von ihrem Auftreten her wirkte sie wie eine Erwachsene. Würde ihre Stimme die verzweifelten Bedürfnisse männlicher Karpatianer wecken? Falls es so war und sie ihrem Gefährten Farbe und Gefühl wiedergab, noch ehe sie bereit war, seinen Bedürfnissen gerecht zu werden, könnte das für den Betreffenden genauso gefährlich sein, als würde er seine Gefährtin nie finden. Unter Gefährten des Lebens kamen starke körperliche Anziehungskraft und sexuelles Verlangen häufig vor Liebe oder auch nur Zuneigung.
Raven berührte seine Hand. Es war nur eine kleine Geste, aber sie reichte aus, um seine Stimmung zu heben. Sie lächelte das junge Mädchen an. »Ich kämpfe mit der furchtbaren Last, dass so viele von meinem Gefährten abhängen, und mit dem Wissen, dass so viele seinen Tod wollen. Und ich kämpfe mit meinen eigenen Unzulänglichkeiten. Es gibt immer noch Aspekte des karpatianischen Lebens, mit denen ich nicht zurechtkomme, und das könnte eine zusätzliche Gefahr für meinen Gefährten darstellen.«
Sie lächelte Mikhail an. Angesichts der Liebe, die unverhohlen in ihren Augen schimmerte, schnürte sich seine Kehle zusammen. »Ich habe nie, nicht ein einziges Mal, bereut, die Gefährten dieses Mannes zu sein. Ich glaube, du unterschätzt deine Fähigkeiten, Skyler. Du bist eine sehr mutige junge Frau. Du bist viel zu jung, um daran zu denken, einen Karpatianer zum Gefährten zu nehmen, aber irgendwann wirst du im vollständigen Besitz deiner Fähigkeiten sein. Die meisten Männer haben keine Ahnung, worauf sie sich einlassen.« Sie zwinkerte dem Mädchen zu. »Es dauert eine Weile, seine Kräfte zu entwickeln und auszubauen, und die
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