Dunkles Fest der Leidenschaft
gefährlich, besonders wenn er schriftlich festgehalten wird. Dadurch bringt sie uns alle in Gefahr.«
Jacques knallte den Teig auf die Tischplatte. »Shea versucht herauszufinden, warum wir unsere Babys verlieren, obwohl sie gerade selbst ein Kind erwartet. Sie hat die Todesfälle von dreißig Kindern unter einem Jahr untersucht. Was glaubst du, wie ihr dabei zumute ist?« Seine Faust drosch auf den Teig. »Sie steht kurz vor der Niederkunft, und sie hat Angst, auch wenn sie versucht, es vor mir zu verbergen. Bis jetzt habe ich es nicht geschafft, ihr auch nur ein Minimum an Privatsphäre zu lassen.« Er schämte sich, diese Schwäche einzugestehen, doch er wollte, dass sein Bruder die Wahrheit erfuhr. »Die Sorge um meine geistige Gesundheit lastet ständig auf ihr.«
»Jacques, du liebst Shea.«
»Sie ist mein Leben, meine Seele, und das weiß sie, Mikhail, aber das macht es für sie nicht leichter, mit mir zu leben. Ich kann andere Männer in ihrer Nähe nicht ertragen. Ich bin immer wie ein Schatten in ihrem Bewusstsein und habe uns mit meiner Angst um das Baby ... mit meiner Angst um Shea selbst... fast beide wahnsinnig gemacht. Wenn ihr etwas passiert ... «
»Shea wird euer Kind zur Welt bringen, und es wird gesund sein«, sagte Mikhail und sprach insgeheim ein stummes Gebet, damit auch recht zu behalten. »Francesca und Gregori werden beide dafür sorgen, dass es Shea gut geht. Und du wirst nicht zulassen, dass deiner Gefährtin in dieser Zeit etwas zustößt, darauf vertraue ich fest.«
»Shea hat mich gebeten, ihr zu versprechen, dass ich in dieser Welt bleibe und mein Kind großziehe, falls ihr etwas passiert.« Jacques richtete seine gequälten Augen auf seinen Bruder. »Nach ihrer eigenen furchtbaren Kindheit ist dir sicher klar, warum sie diese Zusicherung von mir braucht.« Er rieb sich den Nasenrücken. Sein Gesicht wirkte müde und abgezehrt vor Kummer. »Du weißt, dass ich ohne sie nicht existieren kann. Sie ist mein Halt. Es ist das Einzige, worum sie mich je gebeten hat, und trotzdem kann ich ihr dieses Versprechen nicht mit gutem Gewissen geben, so gern ich sie auch beruhigen möchte.«
»Was weißt du von dieser Frau, von der du mir erzählt hast?« Er war ärgerlich, obwohl er durchaus Verständnis für seinen Bruder hatte. Doch indem Jacques Shea erlaubte, mit einer Fremden zu korrespondieren, einer Frau, die ihnen völlig unbekannt war, brachte er ihre ganze Art in Gefahr. »Sie heißt Eileen Fitzpatrick und hat Shea etliche Fotos von Maggie, Sheas Mutter, und einer Frau, von der Eileen behauptet, sie wäre Maggies Halbschwester, geschickt. Anscheinend ist die Halbschwester Eileens Großmutter.«
»Wie hat sie Shea gefunden?«
Jacques zuckte die Schultern. »Durchs Internet. Shea befasst sich ständig mit Genealogie.«
Mikhail zog die Augenbrauen hoch. »Warum? Sie ist kein Mensch mehr, sondern Karpatianerin.«
»Und wie es aussieht, spielen Erbanlagen bei ihrer Forschung eine große Rolle, Mikhail«, sagte Jacques. »Das betrifft nicht nur Shea, sondern ebenso Raven und Alexandria und Jaxon – und unsere Familien. Gregori und Francesca befassen sich mit dem Teil der karpatianischen Genealogie, der für die Erforschung der Kindersterblichkeit bei uns interessant ist.«
»Und diese Eileen hat sie über die Genealogie-Website gefunden, mit der Shea arbeitet?«, bohrte Mikhail nach.
Jacques nickte. Ihm war eindringlich bewusst, wie gerechtfertigt Mikhails Missbilligung war. »Eileen wurde in Irland geboren, aber sie lebt in den Vereinigten Staaten. Ich habe Aidan gebeten, sie diskret unter die Lupe zu nehmen. Sie besitzt eine Buchhandlung in San Francisco und verbringt viel Zeit damit, in die Bibliothek zu gehen und dort am Computer Ahnenforschung zu betreiben.«
»Wenigstens ist diese Frau weit weg.« Noch während er das sagte, verfinsterte sich Mikhails Miene, und draußen ertönte lautes Donnergrollen. Er las die Wahrheit auf Jacques Gesicht. »Sie ist hier?«
»Sie trifft heute Abend im Gasthof ein. Eileen hat Shea gefragt, wie sie Weihnachten verbringen würde, und da Shea davon ausging, dass es für Menschen ganz normal ist, in dieser Zeit zu backen und zu kochen und für die Kinder eine große Weihnachtsfeier auszurichten, hat sie es ihr gegenüber erwähnt.«
Mikhail schaute zu, wie Jacques mit einem Nudelholz den Teig ausrollte. »Diese Feier passt mir überhaupt nicht. Ich hätte Raven gleich sagen sollen, dass es nicht geht. Ich muss in letzter Zeit immer öfter
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