Dunkles Feuer
nicht in die karge Landschaft passte.
Scheinwerfer waren an strategisch günstigen Plätzen aufgestellt worden. Ihr gebündeltes Licht bewegte sich wie ein mächtiger, blasser Finger über das Felsplateau. Wächter mit scharfen Hunden patrouillierten am Maschendrahtzaun entlang.
Er kannte den Namen des Bewohners dieser Festung nicht, aber offensichtlich verfügte er über großen Reichtum und die Macht, Fremde fernzuhalten.
Sein Finger suchte den Druckpunkt am Fernglas. Automatisch wurde das Bild scharf. Eine riesige Glasfront rückte in den Mittelpunkt. Warmes Licht erhellte den Raum, und er konnte Einzelheiten wie Möbel, Blumenschmuck und Gemälde ausmachen.
Sein Interesse galt den drei Personen, die sich im Raum befanden. Ein fetter alter Mann, eine Frau und ein Mann, der ganz offensichtlich mit ihr verwandt war, denn sie sahen sich sehr ähnlich.
Die Frau hieß May-May Chen, und er hätte sie selbst in einer Menschenmenge sofort entdeckt, denn sie war von einer seltsamen Schönheit. Er war mit dem gleichen Flugzeug wie sie in Taiwan eingetroffen und hatte sie bis zu diesem abgelegenen Haus in den Bergen verfolgt. Sie war die Spur zu Jin Chen, und Chen war der einzige Mensch, der etwas über das Verschwinden eines chinesischen Agenten in Amerika wusste.
Zuerst hatte die Regierung der Volksrepublik China vermutet, dass Dao Npei geflüchtet und untergetaucht sei, aber schließlich war man zu der Überzeugung gelangt, dass er tot sein musste. Nun wollte man sich Gewissheit verschaffen. Fragen an John Chen stellen, die nur dieser beantworten konnte.
Der Mann, der diesmal ausgesandt worden war, hatte persönlich darum gebeten, diese Aufgabe übernehmen zu dürfen, und nach Überprüfung seiner Personalakte war seinem Wunsch entsprochen worden.
Sein Rang - Hauptmann der Spionageabwehr. Normalerweise wurde er nur im Inland bei der Suche nach feindlichen Agenten eingesetzt, die hauptsächlich von den Russen über die Mongolei eingeschleust wurden, aber in den letzten Jahren waren auch die Amerikaner zunehmend auf chinesischem Boden tätig geworden.
Seine Erfolge bei der Bekämpfung von Spionageringen waren erstaunlich. Fast hätte man meinen können, er verfüge über einen sechsten Sinn, der es ihm ermöglichte, sich in die Gegenseite hineinzuversetzen, aber das war Unfug. Er wusste, dass harter Wille und übermenschliche Geduld die Faktoren waren, die ihn zum Liebling seiner Vorgesetzten hatten werden lassen.
Dass er diesen Auftrag übernehmen durfte, war auch eine Belohnung für seine außergewöhnlichen Dienste gewesen. Hinzu kam die Tatsache, dass niemand den verschwunden Agenten besser als er gekannt hatte.
Sein Name war Deng.
Deng Npei.
Dao Npei war sein Zwillingsbruder gewesen.
Er war Chinese.
Er würde warten und sei es bis zum Ende aller Zeit.
Ende
Hinweis
Hinter dem Pseudonym David Kenlock verbirgt sich der deutsche Autor Rainer Wekwerth, der erfolgreich Bücher bei großen Publikumsverlagen veröffentlicht und dafür Preise gewonnen hat.
Dieser Roman erschien als Original im Jahr 2000 als Hardcoverausgabe im Scherz Verlag und im Jahr 2004 als Taschenbuch im Fischer Verlag.
Von diesem Autor liegen weitere Ebooks vor:
David Kenlock – Der lange Regen
Rainer Wekwerth – Das Hades Labyrinth
Rainer Wekwerth – Traumschlange
Aktuelle Printausgaben:
Rainer Wekwerth – Damian, die Stadt der gefallenen Engel (Arena Verlag 2010)
Rainer Wekwerth – Damian, die Wiederkehr des gefallenen Engels (Arena Verlag 2011)
Weitere Titel werden folgen.
Mehr Infos unter http://www.wekwerth.com und http://www.kreatives-schreiben.net
Rainer Wekwerth auf facebook: http://www.facebook.com/rainer.wekwerth?ref=tn_tnmn
Impressum:
David Kenlock
Dunkles Feuer
Copyright Rainer Wekwerth, September 2012
Version 1.0 Stand September 2012
Titelgestaltung: Rainer Wekwerth
Rainer Wekwerth
Beethovenstr.22
70794 Filderstadt
www.wekwerth.com
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