Dunkles Feuer
Elisabeth unter die Augen kam.
Nur der Gedanke an Elisabeth beunruhigte ihn noch. Hoffentlich ging es ihr besser. Etwas schien ihr Kummer zu bereiten, und er hatte sie den ganzen Nachmittag nicht zu Gesicht bekommen. Er wollte schon die ganze Zeit nach ihr sehen, wollte sie aber nicht stören, falls sie tatsächlich zur Ruhe gekommen war.
Plötzlich klopfte es an der Tür. Bevor er darauf reagieren konnte, wurde die Tür aufgerissen und zwei verstört aussehende Stallburschen stürzten in sein Zimmer und zerrten ihn beinahe hinaus. Verärgert versuchte Frederik, sich aus ihrem Griff zu befreien, doch die Kerle stammelten nur, dass der Graf den Earl zu sehen verlangte, und mieden seinen Blick. Frederik wusste zwar nicht, was, aber etwas Furchtbares musste vorgefallen sein, um die Burschen so durcheinander zu bringen.
Da er von ihnen außer geschockten Seitenblicken und unterdrückten Schluchzern nichts herausbekam, musste Frederik sich gedulden, bis er dem Grafen gegenüberstand.
Dieser erwartete Frederik in seinem Ankleideraum. Er saß zusammengesunken auf dem Stuhl, und es dauerte lange, bis er seinen Blick zu Frederik erhob. Eine dunkle Vorahnung machte sich in Frederik breit. Und als er dem Blick des Grafen begegnete, da wusste sein Herz bereits, was vorgefallen war, ohne dass der ältere Mann auch nur ein Wort darüber verlor. Elisabeth!
»Was habt Ihr mit meinem Kind gemacht?« Die Stimme des Grafen hätte laut und anklagend klingen sollen. Doch stattdessen brachte er nur ein gequältes Flüstern heraus, und seine Schultern fingen an zu zittern unter der Wucht der unterdrückten Schluchzer.
Ein weißes Blatt Papier entglitt den kraftlosen Fingern und segelte Frederik direkt vor die Füße. Wie in Trance beugte er sich vor, um es aufzuheben. Worte, geschrieben in Elisabeths gleichmäßiger Schrift, sprangen ihm ins Auge.
Ein Abschiedsbrief.
Und plötzlich traf ihn sein Verlust mit solcher Wucht, dass ihm die Beine wegknickten und er auf die Knie fiel. Verständnislos und betäubt starrte er den alten Grafen an.
Wieso? Was ist bloß geschehen? schrie sein Herz.
Doch es bekam keine Antwort.
Es schien, als hätte der Graf Frederiks Anwesenheit völlig vergessen. Doch auch Frederik nahm seine Umgebung nicht mehr wahr, bis ihn erneut der fragende Blick des Vaters traf.
»Wieso, Frederik? Wisst Ihr, welchen Grund meine Tochter hatte, den Tod ihrem Leben vorzuziehen? Wieso?«
Frederik antwortete nicht, er konnte es nicht. Es war auch nicht von Bedeutung. Nichts war es mehr. Niemals wieder. Er erhob sich und stolperte aus dem Raum.
Vor der Tür stieß er mit jemandem zusammen. Er wurde fest gepackt, und Stimmen berieten darüber, was sie mit dem Gast des Grafen anstellen sollten. Keiner vom Gesinde verstand, wieso aus einer Hochzeit nun eine Trauerfeier werden sollte. Doch man war stillschweigend übereingekommen, dass der Earl einen großen Teil der Schuld dafür trug. Sie beschlossen, ihn erstmal in seine Kammer zu bringen, bis sich der Earl und der Graf wieder gefasst hatten. Dann würde man weitersehen.
Frederik ließ es willenlos mit sich geschehen.
Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als sich seine Tür leise öffnete. Er merkte, dass er auf dem Boden saß, und musterte müde seinen Besucher.
»Was willst du denn noch hier?« fragte er Martha mit tonloser Stimme.
Schweigend ließ sie sich neben ihm auf den Boden nieder und nahm ihn in die Arme. Ein Teil von ihm wollte zurückweichen, doch er hatte einfach keine Kraft.
Sanft wiegte sie ihn hin und her, wie ein kleines Kind. »Es wird alles wieder gut«, gurrte sie, »du wirst schon sehen.«
Frederik schüttelte lautlos den Kopf. Nichts würde jemals wieder gut werden. Wieso hatte Elisabeth das nur getan? Sie waren so glücklich. In einigen Tagen wollten sie verdammt noch mal heiraten, wie konnte sie ihm so etwas Schreckliches nur antun?!
Er merkte kaum, dass Martha weiter sprach. Doch ihre aufgeregte Stimme ließ ihn aufhorchen.
»Es war ein Zeichen, verstehst du? Ein Zeichen, dass wir beide zusammengehören. Wir sind eine richtige Familie, du, ich und das Kind. Ich werde mich um dich kümmern und dafür sorgen, dass du ihren Verlust bald vergisst.«
Frederik starrte sie an, als wäre sie wahnsinnig, und schob Martha von sich.
»Verschwinde, und komme mir nie wieder unter die Augen«, flüsterte er mit einer Spur seiner früheren Kraft.
Wie von einer Schlange gebissen, sprang Martha auf. In ihren Augen funkelte es gefährlich. »Ach, so ist das? Selbst
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