Dunkles Feuer
wurde alles gesagt.«
»Ihr irrt Euch, Mylady.« Demonstrativ streichelte Martha ihren kaum merklich gewölbten Bauch. »Ich wollte es Euch ja nicht sagen. Aber Ihr wart immer so liebenswürdig zu mir. Da will ich Euch die Wahrheit nicht vorenthalten. Für Euch ist es noch nicht zu spät, so wie für mich.« Martha fixierte Elisabeths Leibesmitte mit ihrem Blick. Oder hatte die ach so vornehme Grafentochter selbst keine Wahl mehr?
Unter Marthas wissend abschätzendem Blick wurde Elisabeth rot vor Empörung. »Wie kannst du es wagen ...«
»Verzeiht, Mylady. Ich will Euch doch lediglich warnen, bevor Ihr einen großen Fehler begeht. Wie man so hört, sind auf ihn", sie deutete mit dem Kopf in Frederiks Richtung, "eine Menge Damen hereingefallen.«
»Für dich ist und bleibt ER der Earl of Fenwick, du unverschämtes Ding.« Elisabeth wusste einfach nicht, wie sie reagieren sollte. Im ihren gesamten Leben ist sie noch nie mit einer so offenen Feindseligkeit behandelt worden. Und doch, so maßlos sie sich darüber auch ärgerte, sie konnte es nicht über sich bringen, Martha wegbringen zu lassen. Sie glaubte ihr zwar nicht, wollte ihr nicht glauben. Und doch sogen ihre Ohren und ihr Herz das Gift in vollen Zügen ein.
»Wie Ihr wollt, Mylady. Ich verschwinde. Ich dachte nur, es könnte Euch vielleicht interessieren, dass der hochwohlgeborene Earl of Fenwick die vor Euch stehende Magd um ein Stelldichein im Wald gebeten hatte und kein ‚Nein' als Antwort akzeptieren wollte. Wir treffen uns heute vor dem Abendmahl an der alten Platane im Park.« Mit einem ironischen Knicks vor Elisabeth stolzierte sie davon.
Oh ja, Lady Elisabeth würde kommen. Und er würde es auch.
Irgendwie tat ihre Herrin ihr fast Leid. Aber in der Liebe und im Geschäft war jeder nun mal sich selbst am nächsten. Und für Martha ging es hier sogar um beides.
Besorgt beobachtete Frederik, wie Elisabeth sich mit Martha unterhielt. Er sah, dass Elisabeth nicht gefiel, was sie hörte, und er bemerkte auch Marthas beleidigendes Gehabe. Als er einen Blick von Martha auffing, spürte er sein Herz in seinem Hals pochen.
Er wollte so sehr Elisabeth vor Marthas Andeutungen und Beleidigungen abschirmen und hasste sich selbst dafür, dass ihm die Hände gebunden waren. Er hatte sich vollständig in Marthas Gewalt gespielt und musste hilflos mit ansehen, wie diese möglicherweise dabei war, sein Leben zu zerstören.
Als Martha sich endlich entfernte, warf Elisabeth ihm einen unverständlichen, gequälten Blick zu, doch sie versuchte immerhin ein Lächeln. Frederik fiel ein Stein vom Herzen - noch war nichts verloren.
Am liebsten wäre er direkt zu Elisabeth gegangen und hätte sie gefragt, worüber sie mit ihrer Magd gesprochen hatte. Doch er wusste nicht, wie er das machen sollte, ohne sich verdächtig zu machen.
Und so ging er einfach nur zu Elisabeth herüber und nahm ihre Hand, auf die er einen zärtlichen Kuss drückte. Seine Lippen hauchten ihr »Ich liebe dich« zu, und ihr Blick und ihr Lächeln bestätigten, dass sie seine Gefühle noch immer erwiderte.
Und da wusste Frederik, dass er zu dem Treffen mit Martha gehen und ihr jede Summe zahlen würde, damit sie endlich und für immer aus seinem Leben verschwand.
Am liebsten hätte Elisabeth Frederik darauf angesprochen, damit er alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe mit einem Lächeln fortwischen konnte. Doch sie hatte Angst, ihn zu beleidigen und ihm das Gefühl zu geben, dass sie in die Worte eines Dienstmädchens mehr Vertrauen setzte als in die Liebe, die sie beide verband. Und doch konnte sie die düsteren Gedanken nicht vollständig vertreiben und genau so unbeschwert sein wie sonst. Als sie es nicht mehr aushielt, wollte sie sich unter dem Vorwand eines leichten Unwohlseins auf ihr Zimmer zurückziehen.
»Mir ist schon vorhin aufgefallen, dass du ungewöhnlich blass und still bist, mein Herz.« Frederik musterte besorgt seine Verlobte, der er nach dem Mittagmahl Gesellschaft in der Bibliothek leistete. »Möchtest du vielleicht an die frische Luft gehen, oder soll ich dir etwas vorlesen?«
Elisabeth lächelte ihn dankbar an. »Danke, aber ich glaube, ich lege mich am besten hin.«
»Wenn du meinst. Aber wenn du etwas brauchst, rufst du doch sofort nach mir, oder?«
Elisabeth nickte und erhob sich. Einem plötzlichen Impuls folgend erhob Frederik sich ebenfalls und schloss Elisabeth fest in seine Arme. Eine Zeitlang drückte er sie schweigend an sein Herz, dann ließ er sie widerstrebend los und
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