Dunkles Geheimnis
lang geduldet, bevor er Schluss gemacht hatte.
Er hatte keine Zeit, sich mit beschränkten, kleinlichen Fünfzehnjährigen herumzuärgern, die eine hervorragende Mitspielerin mobbten.
Sein eigenes Leben stand auf dem Spiel.
Ihm blieb nur eine Stunde, um die Geldeintreiber daran zu hindern, ihn zu Hause aufzusuchen.
Aber wie?
Er hatte versucht, die einzige Telefonnummer, die er hatte, anzurufen und anzusimsen. Unzählige Male.
Sie hatten nicht geantwortet.
Er musste weitermachen, bis sie antworteten.
Im Moment drehte sich alles nur darum.
Er musste Zeit gewinnen.
Er musste um sein Leben beten.
*
Als ich vom Training nach Hause kam, saßen meine Eltern im Wohnzimmer vor dem Fernseher, wie meistens um diese Zeit. Im Hintergrund laberte ein Nachrichtensprecher etwas über einen Selbstmordattentäter, der sich selbst sowie Frauen und Kinder auf einem Marktplatz in die Luft gesprengt hatte.
„Hört das denn niemals auf?“, seufzte Mama.
Ich streckte den Kopf ins Zimmer, rief „Hallo“ und ging weiter in die Küche.
„Das Training gut gelaufen?“, rief Papa.
Zuerst wollte ich sagen, wie es wirklich war. Meine Eltern können unangenehme Wahrheiten ertragen und unterstützen mich nach besten Kräften. Mit Lügen gehe ich sparsam um, obwohl ich selbstverständlich auch schon gelogen habe. Wer behauptet, er hätte nie gelogen, der lügt. Aber wie leicht kann man sich dabei in einem einzigen Wirrwarr verheddern, aus dem es dann keinen Ausweg mehr gibt! Und ertappt zu werden ist der totale Horror.
Darum ziehe ich es vor, den Mund zu halten oder Halbwahrheiten zu erzählen.
„Jepp!“, rief ich aus der Küche. „Hab drei Tore geschossen.“
„Spitze!“
Wenn Papa mich vor sich gehabt hätte, dann hätte er mir angesehen, dass etwas nicht in Ordnung war, aber meine feste Stimme verriet nichts davon, wie sehr ich von dem kleinlichen Gemecker der Jungs enttäuscht war.
Mit Wuff auf den Fersen ging ich durch die Küche und überlegte, warum ich meine schlechten Nachrichten zurückhielt. Tat ich das meinen Eltern zuliebe? Vielleicht. Mittlerweile mussten sie meine vielen Probleme satt haben.
Oder doch mir selbst zuliebe?
In Gesellschaft meiner Eltern konnte ich so tun, als wäre ich ein Star und kein Mobbingopfer.
Genau wie mit Wuffs Getröpfel. Darüber zu schweigen war am einfachsten. Inzwischen hatte ich es mir angewöhnt, hinter ihr die Flecken aufzuwischen, schnell, schnell, bevor jemand sie sah.
Jetzt tanzte sie voller Erwartung, dass ich Aufschnitt hervorholen würde, um mich herum.
Ich bückte mich, um die Spuren hinter ihr aufzuwischen.
„Hast du gekleckert?“
Mamas Stimme von der Türöffnung ließ mich zusammenfahren.
„Mhm“, murmelte ich.
Sie blieb stehen.
„Was denn?“
Ich hatte nirgends ein Glas stehen. Da musste sie sich natürlich wundern.
Es wäre einfach gewesen, zu sagen, was los war.
Noch einfacher wäre es gewesen, wenn Mama direkt gefragt hätte: Ist irgendwas mit Wuff nicht in Ordnung?
Seltsam, dass Mama nichts gemerkt hatte. Schließlich war sie tagsüber zu Hause. Doch da hielt sie sich meistens in ihrem Atelier auf, und Wuff schlief. Also glaubte sie, allen ginge es gut.
Mir.
Und Wuff.
Ich schaffte es nicht, mich aus meiner Scheinwelt zu befreien.
„Ist doch egal“, sagte ich. „Komm, wir gehen raus!“
Ich klatschte mir mit der Hand auf den Schenkel und schlüpfte mit Wuff ins Freie, bevor sie neue Flecken zurücklassen konnte.
Später, bevor ich einschlief, kehrte die Unruhe zurück.
Irgendwas stimmte nicht mit Wuff. Aber sicher war das nur vorübergehend, etwas, das sich mit Medikamenten beheben ließe. Wenn es nur nicht mit der Zeit schlimmer wurde!
Ein zweiter Gedanke kam angeschlichen.
Und der war schrecklich.
Vielleicht war sie ernsthaft krank!
Ich stellte mir das betrübte Gesicht der Tierärztin vor, wie sie den Kopf schüttelte und sagte:
„Ich kann nichts mehr tun.“
Vorsichtig tastete ich im Bett nach Wuff. Sie knurrte, als meine Finger auf ihr raues Fell trafen – ich hatte sie geweckt. Während Wuff wieder einschlief, ließ ich meine Hand liegen. Sie hob und senkte sich im Takt von Wuffs ruhigen Atemzügen.
Irgendwann würde der Tag kommen, an dem Wuff nicht mehr neben mir liegen würde.
Es war mir unbegreiflich, wie ich es jemals ertragen sollte, sie zu verlieren!
*
Ted stand in der feuchten, kühlen Abendluft, seine Beine zitterten vor Angst.
Weit hinten am Horizont wurden die Lichter von Vårsta als rosa Schimmer vom
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