Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkles Geheimnis

Dunkles Geheimnis

Titel: Dunkles Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
Vom Netzwerk:
quasseln.
    Pferde sind nicht mein Ding. Die sind so riesig und wenn man sie streichelt, schnauben sie, dass der Sabber nur so durch die Gegend fliegt. Ich habe immer Angst, sie könnten mich mit ihren Riesenzähnen beißen oder mit ihren harten Hufen meine Kniescheiben zertrümmern.
    Ich brummte „mhm“ und „hmm“ und sagte mir, ich darf meine beste Freundin nicht einfach vernachlässigen, bloß weil ich einen Freund habe.
    Es war kühl, graue Wolkenschleier überzogen den Himmel, als wir in die S-Bahn stiegen, die ins Stadtzentrum fuhr.
    Als der Zug an Tullinge vorbeifuhr, machte sich mein schlechtes Gewissen erneut bemerkbar. Oma und Opa wohnen in Tullinge. Es war lange her, seit ich sie besucht hatte.
    Jo plapperte weiter. Ich schaute hinaus. Ich sollte Oma wenigstens anrufen, dachte ich.
    „Echt stressig“, murmelte ich zerstreut zu einer Bemerkung, die Jo gerade gemacht hatte.
    „Hallo!“
    Ich zuckte zusammen.
    „Was?“
    „Ich hab gerade gesagt, mein Pferd hat Huf-Husten gekriegt. Du hörst ja gar nicht zu!“
    „Doch, schon …“
    „Was macht Alex heute?“
    „Er besucht seine Großeltern.“
    Sie sah mich mit betrübter Miene an.
    „Also darum bist du mitgekommen?“
    Sie hatte mich durchschaut.
    „Ich wäre trotzdem mitgekommen“, behauptete ich.
    Es gelang mir, ihr ohne mit der Wimper zu zucken in die Augen zu schauen.
    Sie lächelte und nickte zufrieden.
    Ich lächelte auch. Jetzt gerade meinte ich es so.
    Das Kaufhaus Åhléns mit seiner wohlsortierten Parfümerie-Abteilung lag auf dem Weg vom Bahnhof ins Zentrum. Wer kann einer solchen Versuchung widerstehen? Wir jedenfalls nicht. Wir schmierten uns erdbeerduftenden Lipgloss auf die Lippen, tupften uns Lidschatten um die Augen und besprühten uns mit Parfüms, bis der Wächter uns darauf hinwies, dass wir versäumt hätten, auch die hundertste Parfümflasche auszuprobieren und freundlich auf den Ausgang zeigte.
    Eingehüllt in einen Nebel aus Parfüm waren wir bereit, die Pflicht des Tages in Angriff zu nehmen.
    Jos Kleid.
    Ich selbst würde mir vielleicht ein neues Top kaufen, nachdem ich schon in der Stadt war.
    Wir durchwühlten Tische, Drehständer und Kleiderstangen, probierten und verwarfen. Manchmal drängten wir uns in ein und dieselbe Umkleidekabine, dann wieder standen wir einander gegenüber in jeeiner Kabine und zeigten mit dem Daumen nach oben oder nach unten.
    Alles, was Jo anzog, sah super aus. Die Klamotten, die ich anprobierte, hingen dagegen schlabbrig an mir herum, genauso platt wie auf den Kleiderbügeln.
    Nach drei Stunden hatte ich immer noch kein Top gefunden.
    Und Jo hatte sich dafür entschieden, das Kleid zu kaufen, das sie im allerersten Laden anprobiert hatte.
    Ich stand vor der Kabine und wartete, während sie es noch ein letztes Mal anprobierte. Als ich mich umsah, entdeckte ich eine Gruppe Jungs, die gerade in den Laden kamen.
    Mein Herz begann wie wild zu klopfen.
    Alexander.
    In der Gesellschaft von Anton, Ranjan, Tobias, David und Felix.
    Ich sank hinter einem Ständer voller Jacken auf einen Stuhl.
    Jo kam in dem neuen Kleid aus der Kabine getanzt.
    Dann hielt sie inne und sah sich suchend nach mir um.
    „Was machst du dahinten?“, fragte sie erstaunt.
    „Psst, Alexander ist hier“, zischte ich.
    „Aber der wollte doch zu …“
    „… seinen Großeltern. Genau.“
    „Wahrscheinlich ist was dazwischengekommen.“
    „Mhm.“
    „Was hat er gesagt?“
    „Er hat mich gar nicht gesehen. Jetzt guckt er gerade irgendwelche Klamotten an. Ich geh raus.“
    „Willst du nicht mit ihm reden?“
    „Nein.“
    Sie zuckte die Schultern.
    „Und wie findest du das Kleid?“
    „Echt super, aber ich warte draußen auf dich.“
    Ich lief schnell aus dem Laden und noch ein Stück die Straße hinauf, damit man mich nicht durch das Schaufenster sehen konnte. Ich hatte keine Lust, Alexander zu treffen. Ich mochte seine Ausredennicht hören, warum er mir etwas über seine Pläne vorgelogen hatte. Über seine Pläne, sich ausgerechnet mit ein paar von meinen Feinden zu treffen!
    Vielleicht hätte er eine vernünftige Erklärung dafür parat gehabt, aber das Risiko, dass er keine hatte, wollte ich gar nicht erst eingehen.
    Darum stand ich in dem samstäglichen Gedränge auf dem Gehweg, wartete auf Jo und spürte die Kälte, die aus meinem eigenen Innern drang, mir unter die Kleider kroch und mich frösteln ließ.
    Jo kam heraus, eine baumelnde Plastiktüte in der Hand.
    „Na, wie fühlst du dich?“, fragte sie

Weitere Kostenlose Bücher