Dunkles Indien
Weißen Husaren sind auch wirklich ein bewundernswertes Regiment. Als Lady Durgan, die Witwe des verstorbenen Sir John Durgan, einst in der Garnisonsstadt eingetroffen war und ihr bald darauf jeder einzelne des Regiments einen Heiratsantrag gemacht hatte, hatte sie es verstanden, die öffentliche Meinung durch die feine Erklärung für sich einzunehmen, sämtliche Herren wären so entzückend, den Colonel und ein paar bereits verheiratete Majore mit einbegriffen, daß sie sich mit einem einzigen Offizier unmöglich begnügen könne. Aus diesem Grunde und sicherlich nur aus Widerspruchsgeist heiratete sie dann einen kleinen Niemand aus einem Schützenregiment. Zuerst wollten die Weißen Husaren daraufhin Mann für Mann einen Trauerflor an ihre Ärmel legen, aber bald besannen sie sich eines Besseren und erfüllten am Hochzeitstag die Kirche durch ihre Anwesenheit mit stummem Vorwurf. In Wirklichkeit hatte sie alle verschmäht, vom Seniorkapitän Basset-Holmer angefangen bis herab zu Mildred, dem jüngsten Fähnrich, der ihr jährlich 4000 Pfund und einen Titel zu Füßen hätte legen können.
Die einzigen, die die allgemeine Hochachtung für die Weißen Husaren nicht teilten, waren ein paar tausend Herren jüdischer Abkunft, die jenseits der Grenze wohnten und auf den Namen »Pathans« oder Afghanen hörten. Sie waren einmal mit dem Regiment in offiziellen Angelegenheiten kaum zwanzig Minuten lang beisammen gewesen, aber schon diese kurze Zusammenkunft, die durch verschiedene kleine, aber um so lebhaftere Kontroversen gewürzt war, hatte sie mit Vorurteilen aller Art erfüllt, so daß sie die Weißen Husaren als Teufelskinder bezeichneten und als Söhne von Leuten, mit denen man unmöglich in guter Gesellschaft verkehren könne. Trotz dieser Abneigung ließen sie sich jedoch nicht abhalten, sich auf Kosten der Weißen Husaren gelegentlich zu bereichern. Das Regiment besaß nämlich Karabiner - schöne Martini-Henry-Gewehre, die nicht nur eine Kugel 1000 Meter weit ins feindliche Lager zu schleudern vermochten, sondern auch viel leichter zu handhaben waren als lange Büchsen. Sie waren deshalb die ganze Grenze entlang sehr begehrt und, da bekanntlich die Nachfrage das Angebot zu regeln pflegt, wurden sie unter Gefahr für Leib und Leben mit Silber aufgewogen, das heißt: mit 16 Pfund Sterling das Stück bezahlt. Sie wurden des Nachts von schlangenhurtigen Dieben, die unter den Nasen der Wachen herangekrochen kamen, gestohlen, verschwanden auf geheimnisvolle Weise aus verschlossenen Waffenschränken und, bei heißem Wetter, wenn alle Barackentüren und Fenster offenstanden, verdunsteten sie wie ihre eigenen Rauchwolken. Die Grenzbewohner bedurften ihrer dringend zu Zwecken der Blutrache und anderer Erfordernisse. In den langen kalten Nächten des nordischen indischen Winters wurden sie besonders gern gestohlen, denn um diese Zeit blüht das Mordgeschäft ganz besonders, und die Gewehrpreise stiegen dann beträchtlich. Man verdoppelte deshalb die Regimentswachen und schließlich verdreifachte man sie. Der gemeine Soldat macht sich nicht viel daraus, wenn er sein Gewehr verliert, denn die Regierung muß es ja ersetzen, aber beraubt ihn jemand seines Schlafes, dann wird er fuchsteufelswild; kein Wunder daher, daß so mancher Flintendieb, der auf der Tat erwischt wurde, bis zur heutigen Stunde das sichtbare Zeichen des Regimentszornes am Leibe trägt. Dergleichen Maßnahmen geboten den Räubereien für längere Zeit Einhalt, so daß man die Zahl der Wachen herabmindern und das Regiment sich wieder dem Polospiel zuwenden konnte. Und dies mit unerwartetem Erfolg; es gelang ihm nämlich, mit zwei Goals gegen eins das furchtbare Polo-Team des Lushkar Light Horse-Regiments zu schlagen, trotzdem dieses vier Ponys für den nur einstündigen Kampf zur Verfügung hatte - und außerdem einen eingeborenen Offizier, der wie eine züngelnde Flamme auf dem Spielplatz herumhuschte.
Die Weißen Husaren gaben ein Fest, um das Ereignis zu feiern. Das ganze Lushkar-Team kam, und auch Dirkowitsch erschien. In der Galauniform eines Kosakenoffiziers. Er wurde den Lushkars vorgestellt und machte große Augen, als er sie erblickte. Es waren noch schlankere Männer als die Husaren, und sie bewegten sich mit einem Schwung, der alle Punjab-Grenztruppen und irregulären Reiter auszeichnet. Wie alles im Dienst muß er gelernt werden, wird aber nie mehr vergessen, wie so manches andere, und haftet dem Körper an bis zum Tode.
Der große, mit einem
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