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Dunkles Indien

Dunkles Indien

Titel: Dunkles Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudygard Kipling
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Balkendach gedeckte Speisesaal der Weißen Husaren bot einen imposanten Anblick. Das ganze Silber der Offiziersmesse war auf dem langen Tisch aufgedeckt - demselben Tisch, auf dem die Leichen von fünf Offizieren, die in einem längst vergessenen Kampfe gefallen waren, einst aufgebahrt gewesen waren. Zerfetzte Standarten schmückten den Eingang, Sträuße von Winterrosen lagen zwischen den silbernen Leuchtern, die Porträts hervorragender verstorbener Offiziere blickten herab auf ihre Nachfolger zwischen den Köpfen und Geweihen von Sambhur, Nilghai und Markhor (*Indischer Hirsch, Blau-Antilope und indische Bergziege.*) und dem Stolz der Tafelrunde: zwei grinsenden Schneeleoparden, deren Erbeutung Basset-Holmer vier Monate Urlaub gekostet, den er statt auf der Straße nach Tibet, und täglich bedroht von Lawinen, Schneestürmen und Steinfall, ganz gut in England hätte zubringen können.
    Die Diener, in fleckenlosen weißen Musselin gekleidet, das Regimentswappen am Turban, warteten hinter ihren Herren, die im Scharlach und Gold der Weißen Husaren und im Milchweiß und Silber der Lushkar Light Horses prangten. Dirkowitschs stumpfgrüne Uniform war der einzige dunkle Punkt an der Tafel, aber seine großen Onyxaugen entschädigten dafür. Er fraternisierte überströmend mit dem Kapitän des Lushkar-Regimentes, der dabei vermutlich überlegte, mit wieviel von Dirkowitschs Kosaken es wohl jeder einzelne seiner eigenen dunkelhäutigen zähen Reiter aufnehmen könnte; er ließ sich natürlich nicht die Spur anmerken. Wer täte das!
    Die Unterhaltung wurde immer lebhafter. Die Regimentskapelle spielte zwischen den Gängen, wie das seit undenklichen Zeiten Sitte war, bis ein allgemeines Schweigen beim Abräumen der Speisen eintrat und ein Offizier sich erhob und den ersten pflichtgemäßen Toast mit den Worten einleitete: »Herr Stellvertreter! Die Königin!« Worauf der kleine Mildred am ändern Ende des Tisches ausrief: »Die Königin! Gott segne sie!« und die großen Sporen aneinanderklirrten, die hochgewachsenen Männer aufsprangen und auf das Wohl der Königin tranken, aus deren Kasse, wie sie irrtümlicherweise annahmen, ihr Lebensunterhalt bestritten wurde. Dieses Tafelritual bleibt immer jung; niemals verfehlt es, dem, der es hört, die Brust zu schwellen, sei es zu Wasser oder zu Lande. Dirkowitsch erhob sich mit seinen »rummvol-län Briddern«, aber das Verständnis fehlte ihm; nur ein Offizier kennt die Bedeutung des Toastes, die Menge bringt es bloß bis zum Gefühl. Kurz nach der Stille, die der Zeremonie folgte, trat der eingeborene Offizier ein, der für das Lushkar-Regiment Polo gespielt hatte. Er durfte natürlich nicht mit an der Tafel speisen, aber zum Dessert kam er herein, in seiner ganzen Länge von sechs Fuß, mit dem blau und silbernen Turban oben und den hohen schwarzen Lackstiefeln unten. Die ganze Tafelrunde erhob sich fröhlich, als er zum Zeichen der Huldigung dem Obersten der Weißen Husaren seinen Säbelgriff zur Berührung hinhielt und sich dann in einen Sessel fallen ließ, während alle durcheinander jubelten: »Rung ho (was soviel heißt, wie: komm und siege), Rung ho, Hira Singh!« - »Hab ich dir eins übers Knie gegeben, Alter?« - »Ressaidar Sahib, was zum Teufel hast du auch das kleine hintenausschlagende Schwein von einem Pony in den letzten zehn Minuten noch mitspielen lassen müssen?« - »Shabash, Ressaidar Sahib!« Und mitten hinein ertönte die Stimme des Obersten: »Auf das Wohl des Ressaidar Hira Singh!«
    Nachdem sich der Lärm gelegt hatte, erhob sich Hira Singh, um zu antworten, denn er war der Sprößling eines Fürstenhauses, der Sohn eines Königssohnes, und wußte, was sich bei solchen Gelegenheiten gehörte. Er bediente sich seiner Muttersprache, als er rief: »Oberst Sahib und Offiziere des Regimentes! Ihr habt mir eine große Ehre erwiesen. Ich werde dessen eingedenk bleiben. - Wir sind hergekommen, um mit den Weißen Husaren zu spielen. Wir sind geschlagen worden.« (»Es war Ihre Schuld nicht, Ressaidar Sahib! Wir waren auf unserm Spielplatz besser zu Hause, vergessen Sie das nicht! Und dann waren eure Ponys noch steif von der Eisenbahnfahrt. Entschuldigen Sie sich nicht!«) - »Deshalb werden wir vielleicht wiederkommen, so Gott es will.« (»Hört, hört! Bravo! Pst -«) - »Um nochmals mit euch zu spielen.« (»Auf Wiedersehen!«) - »Bis unsere Ponys sich die Beine vom Leib abgelaufen haben werden. So will es der Sport.« Seine Hand faßte nach dem

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